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Panorama: Es geht doch

Washington ist begeistert über Panda-Nachwuchs

Die beiden Hauptstädte trennt nicht nur der Atlantik, zwischen ihnen liegen Welten. Washington ist das politische Zentrum einer Weltmacht, hat aber nur 600 000 Einwohner, ist also eine kleine Stadt in Amerika. Berlin hält es umgekehrt: 3,5 Millionen, aber nur Hauptstadt einer Mittelmacht. In einem jedoch gleichen sich die Bürger hier wie dort: Sie sind Zoo-verrückt. Genau wie die Berliner sind die wahren Washingtonians stets auf dem Laufenden, welche Tiere gerade im Zoo geboren oder gestorben sind, wer neue Kunststücke gelernt hat oder Krankheiten erdulden muss – und sie können ebenso unglaubliche Anekdoten über ihre verflossenen Lieblinge erzählen wie die Berliner. Seit fünf Monaten freilich reduziert sich die Tierbegeisterung auf ein einziges Gesprächsthema – und bei dem können die Berliner leider nicht so recht mitreden: Panda-Nachwuchs.

Am 9. Juli ist das Junge zur Welt gekommen, nach wenigen Wochen konnte man es auf einem Live-Video im Internet verfolgen. Im Oktober beteiligten sich 200 000 Menschen an der Auswahl des Namens. 44 Prozent stimmten für Tai Shan (Friedlicher Berg). Und jetzt durften endlich die ersten Besucher zum Pandagehege.

Die 13 000 Tickets für die Wochen bis Jahresende waren Mitte November binnen zwei Stunden im Internet vergeben. Viele Zoofreunde klagten, wegen der vielen Zugriffe hätten sie keine Chance gehabt, in die Website zu gelangen. Wer zu kurz kam, darf sich trösten. Viel zu sehen bekamen die Glücklichen auch nicht. Jedes Ticket berechtigt nur zu zehn Minuten Aufenthalt vor dem Gehege, und das Junge, das mittlerweile gut zehn Kilo wiegt und 80 Zentimeter misst, hält sich meist im hinteren Bereich zwischen Bäumen verborgen.

Nur 50 Menschen werden gleichzeitig zugelassen, das Zeitfenster ist auf zwei Stunden am Vormittag begrenzt. 2006, wenn die Tiere sich an die neugierigen Besucher gewöhnt haben, sollen die Regeln gelockert werden.

Nachwuchs bei Pandas im Zoo der Supermacht? Es geht also doch. Im Gegensatz zu Berlin. Aber auch in Washington klappte es nicht so ganz natürlich. Eine Insemination war nötig, am 11. März, unter Betäubung. Jahrelange Studien waren ihr vorausgegangen und ein intensiver Erfahrungsaustausch mit chinesischen Wissenschaftlern und den Experten im Zoo von San Diego, wo es bereits drei Mal Pandanachwuchs gab. Pandaweibchen haben nur zwei bis drei fruchtbare Tage im Jahr. Um die herauszufinden, wurden Hormonspiegel gemessen und Verhaltensänderungen beobachtet. „Es ist ganz beachtlich“, erklärt einer der beteiligten Forscher, Donald Lindburg aus San Diego. „Wir hatten nur einen Schuss frei, weil der Samen nur für eine Insemination reichte. Und es hat perfekt geklappt.“

Das freilich war nicht sofort klar. Pandas sind für Scheinschwangerschaften bekannt, die sich bei Hormontests nicht von einer echten Schwangerschaft unterscheiden lassen. „Bis zur Geburt im Juli waren wir nicht sicher“, sagen die Betreuer. In freier Natur in China sollen nur noch 1600 Riesenpandas leben.

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