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Panorama: Es regnet Asche – und die Touristen packen ihre Koffer

An der portugiesischen Küste sind die Waldbrände noch lange nicht unter Kontrolle / Im Schweizer Kanton Wallis sind 450 Hektar Wald verbrannt

In der portugiesischen Urlauberhochburg Lagos an der westlichen Algarve-Küste machen riesige Rauchschwaden derzeit den Tag zur Nacht. Ein Regen aus Asche rieselt auf Strände, Straßen und Swimmingpools nieder. Touristen sammeln sich vor den Hotels, starren mit großen Augen auf eine gigantische Feuerwand, die sich aus den Bergen bis auf wenige Kilometer an die Ortsgrenze heranfraß. Nicht wenige packen wegen dieses bedrohlichen Szenarios ihre Koffer. Portugals Regierung rief unterdessen am Donnerstag angesichts dieses unermesslichen Waldbrandes, der rund ein Drittel der Algarve-Region erfasst hat, den „Katastrophenzustand“ in dieser Zone aus.

Die Hoteliers werden derzeit mit besorgten Fragen überhäuft. Viele Urlauber versuchen an der anderen Seite der Algarve, also östlich des Urlauberflughafens Faro, Ersatzquartiere zu bekommen. Doch das ist nicht einfach. „Viele Quartiere sind jetzt im Sommer ausgebucht“, berichtet die örtliche Hotelvereinigung. Tausende Menschen mussten in den letzten Tagen evakuiert werden. Manche Bewohner des Ortes und auch Urlauber hatten die Nacht aus Angst vor den Flammen im Freien verbracht. Der Bürgermeister von Lagos, Julio Barroso, appelliert derweil an die Menschen, „Ruhe zu bewahren“. Panik soll vermieden werden. Dies fällt schwer angesichts einer Feuerkatastrophe, die selbst all das übersteigt, was die waldbranderfahrenen Bundesgrenzschutzpiloten gesehen haben. Sie helfen mit ihren drei Puma-Löschhubschraubern, ein Vorrücken der Flammen auf den Ort zu verhindern. Aber auch die fliegende Feuerwehr kann wegen des beißenden Qualms, der die Sicht nimmt, nur begrenzt löschen helfen. Immerhin kam den rund 500 Feuerwehrleuten in der Zone, die am Ende ihrer Kräfte sind, am Donnerstag der Wettergott geringfügig zu Hilfe: Ein leichtes Absinken der Temperaturen und höhere Luftfeuchtigkeit sorgten dafür, dass die Flammen sich nicht mehr ganz so schnell ausbreiteten. Dafür fachten Winde Brandherde wieder an, die man schon unter Kontrolle glaubte. Das Großfeuer hat praktisch die gesamte Algarve-Hälfte westlich der Autobahn A2 erfasst, welche die Hauptstadt Lissabon mit dem Urlauberknotenpunkt Faro verbindet. Portugals Innenminister Antonio Fugueiredos Lopes prophezeite düster: „Wenn wir nicht mehr Hilfe mobilisieren können, werden wir diesen Feind nicht besiegen können." Sehr viel kleiner sind dagegen einige Waldbrände, die an der spanischen Costa Brava und im Hinterland der Metropole Barcelona ausgebrochen waren. Hier konnten die Flammen von der Feuerwehr am Donnerstag unter Kontrolle gebracht werden.

Beim bislang schwersten Waldbrand in der Schweiz in diesem Sommer sind im Kanton Wallis in einer Nacht rund 450 Hektar Wald zerstört worden. Das Feuer war nach Polizeiangaben oberhalb des Ortes Leuk ausgebrochen. Rund 250 Menschen aus der Umgebung mussten in der Nacht zum Donnerstag vorsorglich ihre Häuser verlassen. Rund 300 Feuerwehrleute kämpften die ganze Nacht über gegen die Flammen.

Ralph Schulze[Faro]

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