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Feinschmeckerküche des Orients: „Beirut der 70er“ bietet authentische libanesische Spezialitäten.

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Berliner Imbisse im Test: Beirut der 70er: Libanesische Küche vom Feinsten

In dem kleinen Laden am Boxhagener Platz bringt Tarek Hassoun, der 2004 zum Studium nach Deutschland kam, seinen Gästen Glanz und Frieden.

Von Julia Prosinger

Was man in Europa über die französische Küche sagt, gilt in der arabischen Welt für die libanesische – sie ist die Feinschmeckerküche des Orients. Besonders exquisit sind ihre Vorspeisen, die Mezze, die in bunten Schälchen (30 davon wären nicht ungewöhnlich, bei Festen können es auch mal 100 sein) auf den Tisch kommen und geteilt werden. Tabouleh zum Beispiel, ein Salat aus viel Petersilie, Couscous und Tomaten. Oder Hommus bis Tahina (Kichererbsenmus, Knoblauch und Sesampaste). Gefüllte Weinblätter gehören dazu, Labneh, ein Frischkäse aus Joghurt, mit Olivenöl und Pinienkernen ...

Zumindest einen Teil dieser Maßlosigkeit gibt es im „Beirut der 70er“ am Boxhagener Platz. Der Name soll an die Zeit vor dem Bürgerkrieg erinnern, als die Hauptstadt des Libanon noch „Paris des Mittleren Ostens“ genannt wurde, ein wichtiger Finanzplatz war, und in den teuren Hotels und Jachtklubs Stars wie Omar Sharif Roulette spielten. Auch viele Spitzenköche fühlten sich damals vom Glamour Beiruts angezogen.

Niemand verlässt diesen Raum stinkend

In dem kleinen Friedrichshainer Laden scheiterten bereits ein Pastapampe-Italiener, ein unseliger Alles-mit-Hähnchen-Imbiss und eine traurige Dönerbude. Seit zwei Jahren bringt Tarek Hassoun, der 2004 zum Studium nach Deutschland gekommen war, seinen Gästen nun aber Glanz und Frieden. Auf jeden Tisch hat er eine Kerze gestellt, die Wände sind in einem warmen Braunton gestrichen, es läuft Entspannungsmusik mit Panflöte und niemand verlässt diesen Raum stinkend: Wo anderswo Knoblauchsoßen und rohe Zwiebeln die arabischen Gerichte überfrachten, hat Tarek Hassoun, nach feiner libanesischer Tradition, seine eigenen delikaten Würzpasten entwickelt. Besonders wunderbar ist seine Mangosoße, die er zu Lammfleisch oder mit Sesam paniertem Halloumi (Ziegen- oder Schafskäse) serviert. Pardon, wie sie auch in Hassouns Heimat, die einst französisch kolonialisiert war, sagen – doch die letzten Tropfen muss man ganz unfein von Teller und Fingern lecken.

Auf dem Lavasteingrill brutzeln währenddessen Hähnchenfilets, die Hassoun gleich mit Kartoffeln, Granatapfel, Joghurt, frischer Minze und viel Koriander an den Nachbartisch trägt. Dazu riesige Platten mit Paprikaschoten, knackigem Fatoush, knuspriger Falafel und frischer Melone (vegetarisch 9 Euro pro Person, mit Fleisch 10, 14 für zwei). Die Gewürzmischung „Zatar“, wilder Thymian, Sesam, Salz, Sumach, bringt Hassoun regelmäßig aus dem Libanon mit. Als Nachtisch gibt es eine weitere Eigenkreation. Milchpudding – die Franzosen würden sagen: Flan – mit Kardamom, Mandeln und Gewürznelken auf einem Keksbett.

Nur die Vorliebe zum Wein, die Franzosen und Libanesen teilen, hat Tarek Hassoun nicht importiert. Dann eben Fritz Cola. Oder gleich Zimttee.

Adresse  Grünberger Str. 84

Geöffnet  Mo–Do 11–23, Fr/Sa 11–24 Uhr

Im Netz beirut-der-70er.de

Interessanter Nachbar  Café Louise Chérie gegenüber: Tartes, Quiches, Crémant

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