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Gesellschaft: Besten Unsere

Märchentorte und Saftgulasch, Oktopusstreifen und gebratene Leber: Im Umland von Berlin kann man so viel Gutes finden. Zwei Lieblingslokale in unserer Serie, Teil 11.

KÖNIGLICHES FORSTHAUS BESTENSEE

Schade, dass sich nun ein Maigewitter zusammenbraut. Man könnte so schön auf der Terrasse sitzen, am Flüsschen namens Glunze, könnte zusehen, wie sich ein Paddler an der Schleuse in die Höhe heben lässt, könnte den Kastanien, Eichen und Ahornbäumen beim Rauschen zuhören, ein Glas Weißwein bestellen und dann noch eins und in die Sonne blinzeln. Die Wolken meinen es nicht gut. Drum hinein in dieses erstaunliche Haus, Platz genommen an einem der dunklen Holztische mit den weißen Stoffservietten.

Seit gut zwei Jahren gibt es nun das Königliche Forsthaus bei Königs Wusterhausen. Genauer gesagt: Das Forsthaus existiert schon seit 1775, jedenfalls wurde es da zum ersten Mal in einer Chronik erwähnt. Später ist es ein Wohnhaus gewesen, nach der Wende zog der letzte Mieter aus, das Anwesen verfiel und wartete auf Uwe Budach. Der ist ein Autohändler aus der Nachbarschaft und hatte einen Traum. Ein feines Restaurant sollte aus der Ruine auferstehen. Also kaufte er das alte Forsthaus und machte sich an die Arbeit.

Der Mut hat sich gelohnt. Ein Gasthof ist entstanden, an einem Fischweiher mitten in abgelegenster Waldeinsamkeit, der die Anfahrt lohnt (eine knappe Autostunde von Berlin Mitte). Schwere alte Nadelholzbohlen bilden das Grundgerüst des Hauses, und zwischen ihnen ist nicht etwa gemauert, sondern die Wände sind aus Lehm hochgezogen. Eine ganz eigene Behaglichkeit wohnt deshalb in diesen Räumen, und der weiße Kachelofen tut sein Übriges dazu. Platz ist auf zwei Etagen für 90 Gäste (und im Freien noch ein mal so viel).

Wer hierherkommt, sollte zwei Grundbedürfnisse haben. Erstens eine große Sehnsucht nach Ruhe und zweitens Hunger. Beide Bedürfnisse werden hier aufs Prächtigste gestillt.

Ruhe: Seen und Wälder, Wälder und Seen; Fahrrad fahren vielleicht (kann man hier leihen) oder Kanu (ebenfalls leihbar); spazieren gehen, angeln, aufs Wasser schauen. Mehr ist hier nicht. Und mehr soll auch nicht sein. Hunger: Mario Reschke ist hier Küchenchef, und seine Karte, die alle zwei Monate wechselt, hat eine sehr bestimmte, eigene Handschrift: bodenständig und raffiniert.

Das Wildschweingulasch schmilzt auf der Zunge, der Rotkohl ist mit Holunder gewürzt, die Leber Berliner Art ist keineswegs deftig, sondern von unaufdringlichster Zartheit. Aber Reschke versteht sich auch aufs Mediterrane, feine Oktopusstreifen etwa mit Oliven in einer Tomatenmarinade, verschwenderisch mit Kräutern serviert, die übrigens aus dem eigenen Garten kommen. Die Weinkarte – größerenteils deutsche Gewächse – ist klein, aber verführerisch.

Ein Platz für ein Wochenende, für eine Familienfeier, für ein Abendessen. Und wer nicht mehr nach Hause fahren will, kann sich in einer der drei Ferienwohnungen einmieten (vier Betten für 95 Euro pro Nacht). Gaumen und Seele werden Danke sagen.Wolfgang Prosinger

Hauptstraße 2, 15741 Bestensee, Telefon: 033763-22777, www.kgl-forsthaus.de

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