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Kolumne: Von Tisch zu Tisch: Vegetarisches Curry im "Angkor Wat"

Lange, lange nicht mehr da gewesen. Das Angkor Wat in der Paulstraße spiegelt Kontinuität in einer Stadt, die sich rasant gewandelt hat. Nach fast siebzehn Jahren hat mir ein erneuter Besuch in dem kleinen kambodschanischen Restaurant vor allem klar gemacht, wie sich eigene Sichtweisen verändert haben.

Das Ambiente ist geprägt von folkloristisch anmutender Gemütlichkeit. Ein großes Bild vom Angkor Wat an der Wand, viel Kunsthandwerk, dunkle Töne, rote Tischdecken und mit winzigen Glühlampenketten durchzogene Bäume verbreiten Gemütlichkeit. Eine frische Rose blüht neben der brennenden Kerze auf dem Tisch, und die Kellnerinnen sind auch noch so freundlich und sanft wie damals, obwohl es sicher andere sind. Kaum sitzen wir, bringt eine von ihnen Pflaumenwein und weiße Krabbenchips. Das hat mir damals schon so gut gefallen. Inzwischen merkt man freilich auf, wenn man ein Restaurant betritt, und es riecht nach Essen. Das ist sonst kaum noch der Fall, nicht mal bei den verbreiteten Showküchen. Damals wirkten die Speisen noch exotischer. Inzwischen gibt es besonders in den östlichen Bezirken so viele supermoderne asiatische Restaurants, dass diese Art der Ernährung fast normal und alltäglich wirkt. Man freut sich direkt, wenn man nicht auf schicken puristischen Bänken sitzen muss, sondern sich bequem anlehnen kann. Natürlich hat die immer noch weiter wachsende Fülle dazu beigetragen, dass man ziemlich verwöhnt ist, entsprechend sensibler reagiert auf Glutamat zum Beispiel. Wenn eine Karte so lang ist wie die im Angkor Wat, dann kann nicht alles immer ganz frisch zubereitet sein. Einem Trend immerhin sind die Betreiber gefolgt, indem sie die Abteilung mit vegetarischen Speisen deutlich ausgebaut haben. Da fehlt eigentlich nur noch die Integration des Nationalgerichts Amok. Sympathisch ist auch die inzwischen fast altmodisch wirkende Art, zusätzlich zu den Stäbchen auch noch europäisches Besteck aufzulegen. Spezialität ist das kambodschanische Fondue, von dem gerade die englischsprachigen Berlin-Führer schwärmen, aber das habe ich schon beim letzten Mal probiert, und es ist seitdem sicher nicht schlechter geworden. Gerade hier kann es sich auch positiv auswirken, das Kochen einfach vollständig dem Koch zu überlassen, denn die Ingwersuppe mit frischen asiatischen Pilzen dampft säuerlich vor sich hin und stimmt auf eine Küche ein, die sich durch Aromenvielfalt auszeichnet (3,50 Euro). Der Bananenblütensalat mit Sprossen, superweichen Hühnerwürfeln und einer erstaunlichen Kräutervielfalt ist mit handgeschnitzten Karottenblüten verziert. Dazu gibt es zweierlei Chilisaucen und eine Fischsauce, aber es ist kaum nötig, den Salat nachzuwürzen, es sei denn, man ist Anhänger der modernen Schärfe. Zu den Traditionen der kambodschanischen Küche gehört bei aller Liebe zu Kräutern und Gewürzen nämlich auch eine gewisse Milde (7,50 Euro). Die Hauptgerichte kommen in Töpfen auf den Tisch, was es einfacher macht, miteinander zu teilen. Nicht näher spezifizierte Fischstücke, wahrscheinlich vom Rotbarsch, zerfielen fast auf der Gabel, so weich waren sie gekocht in einer dünnen, aber charaktervollen Sauce mit einer Mischung aus Zitronengras, Tamarinde und Pfefferminzblättern (13,50 Euro). Das vegetarische Curry mit Kokosmilch enthielt viel Gemüse und Bambussprossen, war nicht zu scharf und durchaus angenehm gewürzt. Dazu gab es klebrigen Reis, von dem man auf Wunsch auch Nachschlag bekommt (10,50 Euro). Vergleichsweise originell sind die Desserts. Die Zuckerpalmfrucht mit süßem Reis und Kokosmilch ist nicht so zuckrig, wie man befürchten könnte (3,50 Euro). Sehr gut waren die mit Honig gebackenen Ananasstücke (3,50 Euro).

Es gibt eine umfassende Getränkekarte mit landestypischen Softdrinks wie dem Kokospalmengetränk, Biere und auch einige trinkbare offene Weine, wie den badischen Chardonnay (0,2 l = 3,10 Euro) oder den französischen Côte du Rhône (0,2 l = 3,10 Euro). Die kambodschanische Küche besteht überwiegend aus fettarm zubereiteten Speisen, man kann sich also mit Leichtigkeit vom Mahl erheben.

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