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Goodtime Grill, Kurfürstendamm 90, Charlottenburg, Tel. 31997770, geöffnet täglich von 12 bis 24 Uhr.

© Kai-Uwe Heinrich

Restaurantkritik: Goodtime

Gegrillte Kokosnuss in Currysauce.

Die Empfangschefin ist hübsch und elegant gestylt wie Restaurantleiterinnen in amerikanischen Spielfilmen. Beflissen eilt sie dem eintreffenden Gast entgegen. Endlich Kundschaft! In dem geräumigen Ku’damm-Lokal mit schlichten dunklen Tischen und glänzenden goldbronzefarbenen Vorhängen ist es ziemlich leer. Erst nach und nach werden wir verstehen, warum das so ist. Aber am Anfang waren wir überrascht.

Als vor Jahren das „Good Time“ am Oranienburger Tor eröffnete, war ich sehr angetan von der guten thailändischen Küche, der liebevollen Ausstattung, dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. In der Zwischenzeit haben die Betreiber das Erfolgskonzept an weiteren Orten fortgesetzt und sind in eine Falle getappt. Das Bewährte reichte ihnen nicht mehr. Sie wollten einen Edel-Thailänder schaffen. Und dabei haben sie einen erstaunlich dummen Fehler gemacht.

Im Hintergrund öffnet sich eine große Showküche mit dem Stolz des Hauses, einem japanischen Robota-Grill, der bis zu 1000 Grad warm wird. In der Vitrine davor stapeln sich geschälte Kokosnüsse und exotische Früchte. Eine junge Kellnerin stellte sich mit ernster Miene zu mädchenhaften Zöpfen auf, um uns das Konzept zu erklären. Es gebe keine Vor- und Hauptgerichte erklärte sie. Wie in einer Familie kämen alle Gerichte in die Mitte des Tisches, damit jeder von jedem probieren könne.

Natürlich gibt es doch Vorgerichte, sie heißen „Small Dishes & Salads“, und als sie aufgetragen wurden, landeten sie keineswegs in der Mitte des Tisches, sondern jeder bekam eines vorgesetzt. „Wir sollten sie uns doch teilen“, wandten wir ein. Ratlose Blicke. Ob sie uns nicht zwei Teller geben könnten, damit jeder von jedem probieren kann, wie es das Konzept vorsieht? Nach einigem Zögern bekamen wir die Teller. Die drei Crab Rolls im Reisteig waren knusprig, leider auch etwas fettig frittiert und gefüllt mit einer ganz pikanten, aber sicher nicht aufsehenerregenden Mischung aus Krebsfleisch, Wasserkastanien und Pilzen. Dazu gab es Kräutersalat und ein Dip mit Gemüsejulienne (8 Euro). Besser gefielen uns die Nude Rolls aus unfrittiertem Reisteig, die mit Kräutern und winzigen Streifen vom gegrillten US-Rib-Eye umwickelt waren (7 Euro).

Auch bei den Hauptgerichten mussten wir wieder verhandeln um eigene Teller. Besonders schwierig war es, Extrabesteck zum Auftragen der Gerichte zu bekommen. Die gegrillte Kokosnuss war immerhin originell und gut. Gefüllt war sie mit zarten, freilich mager dosierten Fladen von der Maishähnchenbrust in einer leckeren Sauce aus Kokosstreifen und Curry. „Tasty Duck“ kam vom gerühmten Robota-Grill. Dafür schmeckte sie leider erstaunlich unspektakulär. Entenbrust haben wir auch schon deutlich zarter und krosser gegessen, die Balsamicosauce war kein bisschen aufregend, der Salat aus Pomelos und Roten Zwiebeln immerhin erfrischend (25 Euro). Dreimal fragte die hübsche Kellnerin mit zunehmender Dringlichkeit, ob wir nicht eine Beilage dazubestellen wollten. Schließlich entschieden wir uns für einen Topf duftenden Jasminreis (2 Euro). Der sollte bei den Preisen und noch dazu in einem asiatischen Restaurant aber definitiv im Preis inbegriffen sein. Das Baukastensystem ist zwar gerade angesagt, lässt sich aber nicht auf alles übertragen. Und dem Missverständnis, ein Edelrestaurant müsse vor allem teuer sein, sollten erfahrene Restaurantbetreiber auch nicht erliegen. Es schadet nichts, wenn es auch gut ist.

Bei unserem ersten Besuch in einem Goodtime-Restaurant im Jahr 2000 kostete die Ente 25 DM, also ungefähr die Hälfte, und da gehörte der Reis schon dazu. Der Patissier hat allerdings eine achtbare Auswahl gut aussehender Törtchen gezaubert mit Kokosdom oder Bananenpudding. Die leichte, marmorierte Mangomousse mit einem Mantel aus Spuren von Marmelade und hauchdünnen Zartbitterschokoplättchen aus dem ständigen Programm war gelungen (9 Euro).

Die Weinkarte ist gut und teils hochpreisig. Der leichte 2011er Rheingau Riesling Kloster Eberbach erschien uns mit 23 Euro freilich eher noch fairer berechnet als das Mineralwasser für 7 Euro.

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