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Von TISCH zu TISCH: Am Steinplatz

Eierplinsen mit Weinbrandapfel.

Der Eingang ist schon so schön, ein leuchtender Torbogen. Überhaupt hat die Lichtinszenierung des neu eröffneten Hotel am Steinplatz von außen etwas sehr Anheimelndes. Heinrich Böll, Yehudi Menuhin und Romy Schneider, die als Gäste im früheren Haus der Berliner Hotellegenden Max und Heinz Zellermayer abgestiegen sind, hätten das bestimmt auch geliebt.

Es riecht sehr neu in der Bar und in dem Restaurant mit den schicken, silbernen Deckenlampen. Viele liebevolle Details erfreuen das Auge, die marmorierten Brotteller, die hübschen runden Platzdeckchen, die schweren Serviettenringe. Schwarz-Weiß-Fotos von coolen Schönheiten der 20er Jahre und Art-deco-Elemente bekommen dem Ambiente ebenfalls gut. Die sanfte Eröffnung begann bereits vor Weihnachten. Ein alter Bekannter der Berliner Szene entwickelte das Konzept für das Restaurant am Steinplatz. Moderne, leichte, deutsche Küche aus regionalen Produkten ist gerade rasend angesagt, und Stefan Hartmann hat sich offensichtlich gut umgesehen und seine Hausaufgaben gemacht. Kaum hatten wir Platz genommen auf bequemen Stühlen an einem metallisch gemaserten Tisch, nahm Küchenchef Markus Zimmer am Nebentisch schon Komplimente von begeisterten Touristen entgegen.

Uns begeisterte eine Neuerung, die wir zur Nachahmung empfehlen möchten: der „Gruß aus der Bar“ Nach dem Aperitif, einem eiskalten Winzersekt (8 Euro), kam noch ein kleines Gläschen weißer französischer Vermouth als Appetitanreger. Da ließ sich die Küche natürlich nicht lumpen und schickte ihrerseits einen Gruß, ein frisch geschmortes Ochsenbäckchen auf hausgemachtem Kartoffelchip, dazu einen Klacks Möhrenpüree. Zum Leinsamenbrot gab es Rapsöl und gesalzene Butter. So langsam fühlten wir uns wirklich von allen Seiten bestens begrüßt.

Die Flasche Wasser zeigte in ihrem Preis von 7 Euro freilich steil aufwärts strebende Ambitionen, aber insgesamt erschien uns das Preis-Leistungs-Verhältnis vernünftig. Der 2012er Weißburgunder aus der Pfalz gehörte mit 29 Euro zu den günstigsten Angeboten auf der bereits recht gut sortierten Weinkarte, war auch ein guter Begleiter. Der „Steckrübenschaum“ erwies sich als wohlschmeckende Suppe mit fein gewürfelter gegrillter Entenbrust und knackigen Schluppenscheiben (8 Euro). Sehr originell und in die Zeit passend fand ich die Variationen von der Möhre. Roh mariniert sah sie von Weitem fast wie rote Bete aus, pochiert schmeckte sie säuerlich, eine geröstete Variante gab es auch und dazu ein gut passendes Ingwer-Chutney, ein einfallsreicher Umgang mit dem Winter unter dem modischen Titel „Aus dem Garten“.

Der Havelzander war in Bestform gefangen und angemessen zubereitet worden in einer leichten und leckeren Senfsauce. Dazu schmeckten frittierte Petersilie, Grünkohl, hauchdünne Speck-Chips, Kartoffelknöpfe (28 Euro). Zwei große Stücke von der Hirschkalbsschulter waren weich geschmort, statt Maronen gab’s auf Wunsch auch Schwarzwurzeln dazu, die so wirkten, als seien sie tatsächlich frisch zubereitet. Außerdem waren da noch Sellerie aus der Knolle als Stück zum Beißen und als luftiges Püree und schließlich leuchtend grüne Rosenkohlblättchen dekorativ über das Gericht gestreut (25 Euro).

Ganz oben auf der Karte stehen übrigens Königsberger Klopse mit Roter Bete. Auch Eisbein, Dorsch und andere Nostalgieklassiker aus der Zeit, als sich hier noch der Künstlertreff „Volle Pulle“ befand, können in einer abgespeckten Variante probiert werden.

Bei so viel neudeutscher Leichtigkeit passte noch ein Nachtisch, den wir uns ursprünglich teilen wollten, aber die Küche hatte ihn vorab schon auf zwei Tellern angerichtet, was das Teilen doch appetitlicher machte. Wir hatten uns für Eierplinsen mit Weinbrandapfel und Pralineneis entschieden und erlebten einen im besten Sinne altmodischen Apfelpfannkuchen mit schokoladigem Topping. Der Service war freundlich, hilfsbereit und unaufdringlich. Bereits vor der offiziellen Eröffnung waren die Tische vor der offenen Showküche für die Jahreszeit gut besetzt.

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