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Von TISCH zu TISCH: Duke

Mandelcreme mit Thymian und Rotweineis

Restaurant Duke im Hotel Ellington, Nürnberger Str. 50–55, Schöneberg, Tel. 683 15 0, täglich von 11.30 bis 23 Uhr. Foto: Doris Klaas

Take a walk on the wild side? Das war gestern. Battle of Swing? Vorgestern! Als das Lokal noch „Badewanne“ hieß, traten hier neben Duke Ellington auch Legenden wie Louis Armstrong und Ella Fitzgerald auf. Später genossen Lou Reed und David Bowie die berühmte „Dschungel“-Atmosphäre. Nun haben die Connaisseure das Sagen im alten Haus Nürnberg, das Ende der 20er Jahre mit einer der auffälligsten Fassaden der Stadt gebaut wurde. Die Zeiten sind halt nicht mehr wild und kämpferisch, eher ein bisschen behäbig, auf jeden Fall genusssüchtig. Es ist ein schönes lichtes Restaurant im Hotel Ellington, sehr groß und mit beruhigenden Mengen Weinflaschen, die sich an den Wänden bis unter die hohe Decke stapeln. Zur Nürnberger Straße hin gibt es eine Terrasse mit weiß gedeckten Tischen. Und auf der Rückseite liegt ein schöner Innenhof, der nach Art moderner Lounges auch ganz in Weiß gestaltet ist und aussieht wie ein schöner Ort für Open-Air-Partys. Das Ambiente würde all den großen Künstlern von damals bestimmt gefallen.

Vielleicht würden sie sich ein bisschen lustig machen über die doch sehr feierlichen jungen Kellner, die den suchend umherirrenden Gast beflissen ein diskretes „Die Örtlichkeiten?“ entgegegenbringen. Man geht vorbei an einer offenen und überraschend großen Showküche, wirft einen Blick in das auch sehenswerte Treppenhaus des Hotels. Und kehrt dann zurück zu einer Speisenkarte, die mehr Lust aufs Essen als aufs Tanzen macht.

Zum eiskalten, fruchtig trockenen Winzersekt von der Mosel (3,50 Euro) gab es zweierlei Sorten dunkles Baguette und dazu recht passablen Thunfischquark. Die Rote-Bete-Ananassuppe mit Ingwer und gebratenen Riesengarnelen hatte die schöne rote Farbe eines liebestrunkenen Herzens und schmeckte, von der Roten Bete in ihrer Süße angenehm gedämpft, nach idealer Ananasfrucht (7 Euro). Die marinierten Zucchinistreifen glänzten mit kühler Glätte, und der Ziegenkäse mit Akazienhonig vermählte sich gern mit Rucolablättern und Pinienkernen, die ihn luftig trugen. Sehr dekorativ serviert mit einem langen Zucchini-Chip (8,50 Euro).

Der schneeweiße Zander schmeckte zart und gut. Die Kartoffelkruste war wie ein leichtes, sehr goldbraun gelungenes Rösti darüber gelagert. Dazu gab es reichlich gute Rahmpfifferlinge (19 Euro). Etwas Besonderes für Vegetarier war der mächtige Artischockenboden, großzügig gefüllt mit Auberginen, Paprika, Zucchini, Oliven etc, drumherum kleine Pellkartoffen auf Pesto und Tomatenöl (15 Euro). So verbindet man das Mediterrane mit dem Hiesigen auf glaubwürdig geschmackvolle Art. Dazu passte ein Sancerre von Rouet aus dem Jahr 2005, gut gekühlt (26 Euro). Allerdings ist dieses auch eine perfekte Adresse für die Freunde reinen Wassers, die Auswahl ist beträchtlich. Sie reicht vom „Finé Still“ aus Japan (0,72 l für 9,50 Euro) bis zum „Eisenham sparkling“ aus England (0,75 l für 16 Euro).

Die Desserts waren intelligent und wohlschmeckend: die bittrig süße Honig-Mandelcreme mit Thymian, Rotweineis und glasierten Ananas-Würfeln (7 Euro) ebenso wie das marmorierte Schokoladen-Kokosmousse mit Bananensorbet und Erdbeersalat (6 Euro). Originelle Digestifs, die man unbedingt probieren sollte: die Vogelbeere von Lantenhammer zum Beispiel, die klar ist und nicht so herzblutrot wie die Suppe (7 Euro), und die Saubirne von Hämmerle (6 Euro), die ebenfalls schön kräftig hilft, den pechschwarzen Espresso hinunterzuspülen.

Die Portionen sind so abgemessen, dass man nach drei Gängen keinesfalls zu satt ist. Und der Service ist bei aller gemessenen Feierlichkeit am Ende doch sehr effizient und vor allem dezent. Die wissen immer, wann sie mal an den Tisch treten müssen, aber auch, dass sie dort nicht zu lange verweilen dürfen. Die Anwesenheit von sensiblen Kellnern muss man oftmals teurer bezahlen als hier. Wünschen wir dem Lokal also viele Künstler als Gäste, damit sie sich in einem angenehm ruhigen Ambiente vom Atem der großen Vergangenheit zu neuen eigenen Werken inspirieren lassen.

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