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Von TISCH zu TISCH: Mani

Fladen aus Lammhack in Zimt-Tomaten-Sauce.

In Berlin leben angeblich rund 18 000 Israelis. Wo ist ihre Küche, wo das Lebensgefühl Tel Avivs? Zwar gibt es eine israelische Küche im eigentlichen Sinn nicht, weil die Vereinigung jüdisch-osteuropäischer und arabischer Traditionen meines Wissens nie so recht gelungen ist – aber man könnte es ja mal versuchen, oder?

Irgendetwas in dieser Richtung passiert nun also im neuen „Mani“, einem schnuckligen, nicht übermäßig hochgefönten Boutique-Hotel im Touristengewühl um den Rosenthaler Platz. Das Hotel dürfte, soweit sich das jetzt schon beurteilen lässt, ein Selbstläufer sein; beim Restaurant „Mani“ bin ich mir damit nicht so ganz sicher.

Die Einrichtung ist gelungen. Die schwarze Grundstimmung wird durch geschickt eingesetztes Licht gebrochen, eine offene Küche hellt das Ganze auf, in der Mitte des Raums brennt ein verglaster Gaskamin… Das sieht nicht nur auf Bildern gut aus, sondern auch in der Realität, während die kleine Terrasse eher eine Notlösung darstellt, aber das mag Geschmackssache sein.

Womit wir beim Essen wären, das verschiedene Einflüsse klug kombiniert. Im Vordergrund stehen „Chuzpeles“, auch als „Kleine Schweinereien“ übersetzt, die das Prinzip der Tapas in den Nahen Osten versetzen, aber doch auch ins mitteleuropäisch Vorspeisenhafte hineinreichen. Rote Bete mit Granatapfelkernen, Walnüssen und Dill standen für die einfachere Seite, gut gemacht, allerdings schien der Dill vor allem als grüner Farbtupfer gedacht zu sein. Köstlich die „Lammpatties“, kleine warme Fladen aus Lammhack in Zimt-Tomaten-Sauce mit Minze und einer leider zähen und kaum essbaren Okraschote, gut auch die „Moscardini“, zarte kleine Pulpos mit La-Ratte-Kartoffeln, Brunnenkresse und Lauch.

Der weiche Spargelsavarin, also ein Ring aus gelierter Spargelcreme und damit ein Ausflug in die Vorspeisen-Hochküche, gefiel mir weniger. Zum einen verliert pürierter und mit Sahne und (vermutlich) Ei verlängerter Spargel in dieser kalten Form sein Aroma, zum anderen war ein zähes Aprikosenbrioche gleich eingebaut, vermutlich, um die Brücke zu der drübergehobelten Gänsestopfleber zu bauen – nach dem ersten Zugriff war alles Matsch, insgesamt eine unerquickliche Mixtur. (Chuzpeles 4-12 Euro).

Ergänzt wird dieses Angebot von knapp 20 Kleinigkeiten durch ein paar Hauptgerichte, die eher der modernen europäischen Hochküche entlehnt sind und mal so, mal so ausfallen. Handwerklich und geschmacklich gelungen fanden wir den schön festen und saftigen Heilbutt mit Buchweizen, Möhren und Erbsen. Das in Buttermilch marinierte Stubenküken dagegen war nicht richtig durch, was bei diesem zarten Fleisch zwar möglich, aber nicht wirklich angenehm ist, und es lag im Ganzen reingeklatscht auf Linsenpüree und grober Tapenade, mühsam zu essen und alsbald unansehnlich (um 22 Euro).

Zwei Desserts stehen auch noch auf der kleinen Karte, wir hatten einen warmen Schokoauflauf mit Macadamia-Nüssen und Rhabarber sowie eine Creme-Fraiche-Tarte mit Himbeersorbet, nett zu essen, mit kräftigen Aromen. Die Bilanz lautet also: Das ist längst noch nicht so schnittig, wie die Bilder suggerieren und erste jubelnde Kritiken vermuten lassen, aber es kann mit ein wenig mehr Schliff ganz gut werden.

Schade, dass dieser Schliff vor allem im Service fehlt. Ich will den netten jungen Damen nichts Böses – aber nicht umsonst ist „Restaurantfachfrau“ ein Ausbildungsberuf. Hier ging es völlig unkoordiniert und weitgehend ahnungslos zur Sache, im Kneipenstil und also dem Anspruch der Küche schlicht nicht angemessen, in der ja auch keine ungelernten Aushilfen arbeiten. Der Chef machte keine bedeutend bessere Figur.

Fehlt noch was? Die Getränke sind durchaus vergnüglich, nicht viele Weine, aber gut ausgesucht und zusammengestellt, Deutschland, Frankreich, sogar was aus Galiläa, freundlich kalkuliert. Mal abwarten – ich bin gespannt, welche Richtung dieses Restaurant einschlägt.

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