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Minakami, Kantstr. 50 (Ecke Krumme Straße), Charlottenburg, Tel. 68836619, Di-Fr ab 12, Sa-Mo ab 17 Uhr.

© Kai-Uwe Heinrich

Von TISCH zu TISCH: Minakami

Thunfisch mit Zwiebeln und Sumiso-Soße.

Der gebürtige Vietnamese Hoai Nam Ngo hat ein rares Hobby: Er hört Jazz aller Stilrichtungen über eine unglaublich aufwendige Hifi-Anlage mit vier Plattenspielern, die man so in keinem Geschäft der Welt kaufen kann. Das tut er aber nicht allein, sondern lässt Berliner Restaurantgäste daran teilhaben, all jene, die früher das „Lang Nuong“ in Wilmersdorf besucht haben und heute ihren Weg ins „Minakami“ finden. Ich mag diesen Klang-Fanatismus und auch den größten Teil der Musik, die Nam spielt, während er wie ein DJ ständig in seinen Platten wühlt und weitgehend vergessene Künstler wieder hörbar macht, Freddie Hubbard oder Cal Tjader. Doch hier geht es ums Essen – und das ist ebenfalls heute wie damals einen Besuch wert.

Doch während das alte Restaurant eher klassisch vietnamesisch orientiert war, wird im neuen japanische Fusion-Küche geboten. Notwendige Einschränkung: Die Preise sind, kantstraßentypisch, eher bescheiden, und damit ist klar, dass hier japanischer Produktfetischismus keinen Platz hat und der auf höchster Warenqualität basierende Purismus dieser Küche nur in Ansätzen spürbar wird. Wer aber nur auf eine wärmende Miso-Suppe einkehrt, findet ebenso Platz wie andere Gäste, die auf gut gemachte Sushi aus sind oder auf Izakaya, die japanische Form der Tapas. Schließlich sind auch ein paar wechselnde Gerichte als Hauptgänge verfügbar, die ebenfalls ganz schlicht ohne Beilagen serviert werden.

Ich empfehle, hier nicht gleich ein komplettes Menü zu bestellen, sondern sich einfach nach und nach durch das Angebot zu essen und gegebenenfalls nachzuordern. Denn das Küchentempo ist asien-typisch hoch, und so hat man beim Essen mehr Kontrolle über den Ablauf und kann den Zeitrahmen selbst bestimmen. Die gute Miso-Suppe (3,90) hakten wir schnell ab, knabberten zum Wein ein paar mild gesalzene Edamame-Bohnen und ließen dann eine Sushi-Platte auftragen, die pro Person zehn Euro kostete.

Sie war nichts für Anhänger des klassischen Stils (gibt es ebenfalls), sondern modern aufgemacht, und das sehr gekonnt. Würziger Thunfisch mit Lauchzwiebeln in Tempura-Teig gebacken, eine ebenfalls gebackene „California Roll“ mit Krebsfleisch, Mango und Avocado, Aal mit japanischem Omelett, Avocado und Mandelblättchen, kurz angebratener Lachs mit Gurke – handwerklich genau, aber für Wasabi-Soja-Puristen sicher insgesamt zu süß; ich mag das gern.

Das Izakaya-Programm ist dazu gedacht, dass eine Platte mit mehreren Gerichten für alle Gäste in die Mitte des Tischs gestellt wird. Das ist gut, wenn alle gleich gierig sind, denn naturgemäß verschwimmen hier die Grenzen, und nicht alles lässt sich vorab gerecht teilen. Thunfisch-Tatar gab es in zwei Sorten, wir bestellten die Variante mit Frühlingszwiebeln und subtil eingesetzter Sumiso-Soße. Knusprig gebackene Hähnchenteile, ebenso knusprige Riesengarnelen auf gegrillter Paprikaschote, rosa Entenbrust in dünnen Scheiben mit Salatfüllung und schließlich traditionelle Tempura mit Gemüse und etwas Fisch – das war durchweg gelungen, jene asiatische Kost, die eigentlich alle mögen, und von der dann doch immer zu wenig auf dem Teller liegt (5 bis 8 Euro).

Schließlich probierten wir noch Hauptgänge, die ebenfalls gut schmeckten, aber keine neuen Perspektiven boten: duftendes Filet vom Loup de Mer mit Gemüsen (sogar Kartoffeln) in Pergament, über den Fisch-Garpunkt hinaus, aber zart und saftig (14,50) oder mariniertes Entrecôte aus dem Wok mit Salat (14). Nicht probiert haben wir die Spieße vom Robata-Grill, die hier ebenfalls vielfältig angeboten werden.

Dazu gibt es eine kleine Auswahl von günstig kalkulierten Weinen, beispielsweise Pfälzer Riesling von Oliver Zeter für 22 Euro. Die Einrichtung ist in ihrer kargen Art stilvoll modern, allerdings gibt es nichts, was die Härte der kantigen Bänke und Stühle abmildern könnte. Aber wer sich vor die Musikanlage setzt, der kann sich dort sogar auf weichen Sesseln entspannen. Und dann weiter von der perfekten Japan-Küche träumen.

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