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Von TISCH zu TISCH: Oberbacher

Schweinsbraten mit Kartoffelknödeln.

Unter dem Stichwort „Alpenländische Küche“ gibt es seit ein paar Jahren deftige Wirtshausküche auch in modernisierten Varianten und gehobener Qualität. Die Karte ist vergleichsweise kurz im „Alois Oberbacher“. Es gibt einige Spezialitäten vom Holzkohlengrill, zwei Suppen, je zwei Klassiker und zwei Hauptgerichte, zwei Desserts. Das ist schon mal ein gutes Zeichen dafür, dass alles wirklich frisch zubereitet wird.

Nicht jeder Gast wird dabei so pingelig vorgehen wie die Tischnachbarn, die das Fleisch im Rohzustand inspizieren, bevor es auf den Grill kommt. Der ist der Stolz des Hauses, weil er einer Generation angehört, mit der man das Fleisch auf vergleichsweise gesunde Art gar bekommt. Aber auch der Blick in die blitzblanke Küche schafft Vertrauen.

Das vertieft sich bei den Vorspeisen. Drei Kugeln Obatzda sind garniert mit roten Zwiebeln und Radieschen, und irgendwie haben die Köche es geschafft, dieser zart orangefarbenen bajuwarischen Deftigkeit eine leichte, fast fluffige Note zu geben. Das ist ein gelungener Einstieg in die fremde Welt der Bergküche (7 Euro). Graubrot und Vollkornbrot werden im hellbeigen Leinensäckchen knackig frisch serviert. Von bester Qualität sind auch die Ochsenfetzen zum gemischten Salat, sehr schön gewürzt, superzart, lauwarm (12 Euro). Ein ordentlicher Schweinsbraten ist normalerweise auch schwer zu finden. Hier kommt das Fleisch mal vom Apfel-, mal vom Kräuterschwein. Und das schmeckt man. Die Kruste ist richtig schön kross, die beiden Bratenscheiben sind gut durchgegart, aber trotzdem noch saftig. Dazu gibt es zwei gut gegarte frische Kartoffelknödel. Und Krautsalat, bissfest, mit viel Kümmel.

Schön zart schmeckt auch das Rostbeef vom Grill, das wir in der kleinsten angebotenen Größe von 200 Gramm probierten. Das angenehm unsehnige Fleisch ist zart rosa durchgebraten und gut gewürzt (19 Euro). Was vielleicht noch mehr Aufmerksamkeit verdiente im Küchenprogramm wäre das Thema Saucen. Da hält man sich zurück, die werden auch bei den Beilagen nicht gesondert angeboten. Die Speckbohnen, die wir aus dem kleinen Beilagenprogramm auswählen, sind allerdings auch tadellos gelungen (3,50 Euro). Beim Nachtisch bleiben wir alpenländisch, obwohl auch Mousse au Cocolat im Angebot ist. Aber diese Quarkteig-Spezialität schmeckt gleichzeitig fein und hausgemacht und ist dabei längst nicht so mächtig, wie man befürchten könnte (9 Euro). Die Weinkarte ist ebenfalls klein, aber gut sortiert.

Der Gastraum zum überschaubaren Programm ist freilich sehr geräumig. Dass da an unserem Abend nur eine einzige Kellnerin zum Einsatz kommt, finden wir leicht skandalträchtig. Über die Hälfte des Saales ist gefüllt, da kommt es natürlich zu Wartezeiten. Die ließen sich locker vermeiden, wenn man darauf verzichten könnte, Überforderung des Personals billigend in Kauf zu nehmen.

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