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Von TISCH zu TISCH: tipica

Tacos zum Selberbauen

Im „tipica“ kommt einiges zusammen. Es ist ja nicht nur der Name, der Vertrauen erweckt und den Eindruck, hier könne es sich um besonders typisches mexikanisches Essen handeln. Auch die Lage im Erdgeschoss des Instituto Cervantes ist vielversprechend.

Mexikanisches Essen wird hierzulande normalerweise in stark folkloristisch geprägtem Caramba-Caracho-Ambiente serviert und gern in bäuerlichen Portionen. Das „tipica“ ist ein helles, sehr modern eingerichtetes, luftiges Restaurant, ganz im Stil „Berlin, nuller Jahre“. Geschmackvolle kleine Holzständer mit Teelichtern, Visitenkarten sowie Salz und Pfeffer stehen auf den Tischen, auf den Bänken liegen kleine Kissen, im Sommer gibt es draußen eine gemütliche Lounge-Landschaft.

Die Karte ist klein und übersichtlich. Es gibt Saison-Angebote und die Klassiker, vor allem die in US-Restaurants schon arrivierten „Build-your-own-Tacos“: Tacos, die man sich individuell zusammenbauen kann. So modern wie das Ambiente ist die Zubereitung der Speisen. Die frischen Champignons sind nicht zu groß geraten, pikant gebraten, und zwar so, dass Knoblauch allenfalls dezent im Hintergrund zu schmecken ist. Krosse rote Chili- und gebratene Tortillastreifen mischen sich harmonisch unter. Dazu wird Crème fraîche serviert. Die Zutaten behalten ihren eigenen Charakter und wirken als Geschmackserlebnis – scharf und sanft – kongenial zusammen (4 Euro).

Gekonnt komponiert war auch das „Trio de Verdura y Pollo“. Auf einem kleinen Porzellantablett ragen zwei grazile Türmchen empor. Der Grund ist Tomate, darauf sind Avocado und Käse geschichtet, die Spitze bildet ein feiner mexikanischer Geflügelsalat, der vielleicht noch ein bisschen schärfer gewürzt werden könnte (4 Euro). Jedenfalls verriet spätestens diese Vorspeise, dass der Koch sich schon in gehobenen Häusern umgetan haben muss, um zu lernen, wie man mit einfachen Mitteln feine, pointierte Akzente setzt. Das Hähnchenbrustfilet war zart und dünn und so gebraten, dass noch Saft drin war. Dazu gab es „Mole Verde“, der man das Attribut „selbst gemacht“ vom Fleck weg glaubte, eine mildscharfe, dunkelgrünbraune Sauce mit einem ehrlichen mexikanischen Geschmack. Der leicht tomatisierte Reis passte perfekt dazu (7 Euro).

Kommen wir zu den selbst gebastelten Tacos, die auf vier Pfeilern ruhen. Die Basis, das „Grundwerk“, besteht aus vier kleinen, weichen Tortillas, die in einem hübsch geflochtenen dunkelroten Deckelkörbchen serviert werden. Das „Grillwerk“ kommt vom Rind, Schwein, Kalb oder Huhn, kann aber auch vegetarisch sein. Dann bekommt man einen Teller mit fein gewürfeltem Gemüse, zum Beispiel Auberginen, Paprika und Zucchini, und einen Extrateller mit frischem Koriander und Zwiebelwürfeln. Als Beiwerk wird neben Reis und Knusperkartoffeln ein schöner frischer Salat aus Ananas, Avocado, Gurke und Limettensaft angeboten. Auch die frische Guacamole ist ein angenehmer Begleiter, wobei sie eine gewisse Zurückhaltung beim Würzen offenbart. Gut, dass wir uns beim „Feuerwerk“ für die schärfste Sauce entschieden haben, die Marinera mit Koriander, Schalotten und dem wirklich harten Stoff namens „Chile Habanero“. Die ist sehr gut. Die Kombination kostet 10 Euro, mit Käse 11 Euro. Man kann aus den einzelnen Kategorien natürlich auch mehrere Bausteine wählen, dann wird es entsprechend teurer.

Zum Nachtisch gibt es verschiedene Küchlein nach Hausfrauenart. Uns schmeckte das aus Kokosflocken, Mandeln und Rosinen gebackene Törtchen zum hellbraunen Schokoladeneis sehr gut (4 Euro). Sensibler Service zeigt sich unter anderem darin, dass so ein Dessert schon vorab in der Küche aufgeteilt wird, wenn die Gäste andeuten, dass sie sich den süßen Abschluss teilen wollen.

Die Weinkarte ist klein und enthält aus naheliegenden Gründen einige spanische Weine. Wir hatten das Gefühl, der Cabernet Sauvignon aus Chile würde mit seiner kraftvollen Fruchtigkeit am Besten passen, und wurden nicht enttäuscht (19,50 Euro). Er ist halt typisch für die Gegend.

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