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Panorama: EU plant Verkaufsverbot für belgisches Fleisch

BRÜSSEL/DEN HAAG/HAMBURG .Der Dioxinskandal um Tierfutter weitet sich aus.

BRÜSSEL/DEN HAAG/HAMBURG .Der Dioxinskandal um Tierfutter weitet sich aus.Die EU-Kommision will voraussichtlich von diesem Wochenende an innerhalb der Europäischen Union ein Verkaufsverbot für belgische Rinder- und Schweinefleischprodukte verhängen, wie ein Sprecher am Freitag mitteilte.Die USA stoppten den Verkauf von Geflügel und Schweinefleisch aus der Europäischen Union und will die seit Januar ins Land gekommenen Lieferungen auf Dioxingehalt überprüfen, wie der US-Landwirtschaftsminister mitteilte.Michael Braungart, Leiter des Internationalen Öko-Instituts EPEA, hält die Jagd nach dioxinverseuchten Eiern und Geflügel aus Belgien für Panikmache.Es sei bekannt, daß Muttermilch doppelt so hoch mit Dioxin belastet sei wie ein Ei.Das sei der eigentliche Skandal.

Der Vorschlag für die EU-Maßnahmen war am Freitag schon weitgehend ausgearbeitet, wie ein Sprecher sagte.Unter das Verkaufsverbot für Produkte von etwa 150 betroffenen Rindfleischproduzenten fielen auch Milch und Milchprodukte.416 Hühnerfarmen und 500 Schweinemäster sollen dioxinverseuchtes Futter verwendet haben.Berichte über dessen Verwendung auch in der Fischzucht bestätigte er nicht.

Belgien hat schon am Donnerstag das Schlachtverbot für Geflügel und Schweine auch auf Rinder ausgedehnt.Die niederländische Regierung hat am Freitag ein vollständiges Einfuhrverbot für Hühner und Eier auf Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen aus Belgien erweitert.Dadurch solle sichergestellt werden, daß das in Belgien verhängte Schlachtverbot nicht auf dem Umweg über die Niederlande umgangen werden könne, sagte ein Regierungssprecher in Den Haag.

Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Uwe Bartels (SPD) will durch das Schlachtverbot für Geflügel, Schweine und Rinder aus Belgien verhindern, daß weiterhin möglicherweise dioxinbelastetes Fleisch in den deutschen Handel gelangt.Hessens Sozialministerin Marlies Mosiek-Urbahn (CDU) ordnete Kontrollen für Schweine- und Rindfleisch aus Belgien und daraus hergestellte Produkte an, wie eine Sprecherin mitteilte.Hessen werde sichergestellte belgische Tierprodukte, für die keine Unbedenklichkeitsbescheinigung der belgischen Behörden vorliegt, zurückschicken.In Baden-Württemberg wurden die Lieferscheine aller Mischfutterwerke, die tierische Fette verarbeiten, auf Zulieferungen aus Belgien, Frankreich und den Niederlanden überprüft.

Die Ursachen der Dioxin-Verseuchung sind immer noch ungeklärt.Nach einem Treffen des amtierenden EU-Agrarkommissars Franz Fischler mit den belgischen Ministern für Gesundheit und Landwirtschaft am Donnerstag hieß es, es könnte ein Problem bei der Fertigung in der Fettschmelze in Flandern aufgetaucht sein."Aber das ist nur eine Theorie", sagte Fischler.

Dioxinskandal durch Fettgemisch?

Eine Firma in Belgien belieferte Viehfutter-Hersteller

VON THOMAS ROSER

UTRECHT.Noch immer ist nicht abschließend geklärt, wie das Dioxin in das Hühnerfutter gelangen konnte.Sicher ist dagegen, daß der belgische Fetthersteller Verkest NV in Deinze bei Gent illegal tierische Fette mit billigeren Recycle-Fetten gemischt hat, ohne dies seinen Abnehmern mitzuteilen.Denen wurde das Gemisch als "rein tierisches Fett" verkauft.

Am 18.oder 19.Januar wurde offenbar einer der Lagertanks des Unternehmens mit Dioxin verunreinigt.Die inzwischen verhafteten Firmeneigentümer haben zwar die Fälschung ihrer Lieferpapiere zugegeben, dementieren jedoch, von einer Dioxinverseuchung der verwendeten Fette gewußt zu haben.Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft weist zwar alles darauf hin, daß das Dioxinproblem bei Verkest entstanden ist, doch sei dies noch nicht schlüssig zu beweisen: Derzeit werde auch untersucht, ob thermisches Öl, das während des Produktionsprozesses zur Erhitzung der Fette verwendet wird, versehentlich in die für die Viehfutterproduzenten bestimmten Fette gelangte.

Vom 19.bis zum 26.Februar wurden 80 000 Kilogramm des verseuchten Fetts an mindestens zehn belgische Firmen geliefert, die es zu Viehfutter verarbeiteten: Teilweise wurde dabei das von Verkest gelieferte Fett wieder mit anderen Fetten gemischt.An wieviele Geflügel, Schweine- und Rinderzüchter im In- und Ausland die zehn betroffenen Unternehmen schließlich verseuchtes Tierfutter lieferten, ist nach Angaben eines Sprechers des Landwirtschaftsministeriums in Brüssel noch nicht vollständig geklärt: Sicherheitshalber seien in Belgien bisher die Produkte von 1500 Firmen vorläufig aus dem Verkauf genommen worden.

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