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Europäische Raumfahrt: Erster "Galileo"-Satellit im All

Mit dem Testsatelliten "Giove-A" hat die ESA das milliardenschwere Navigationssystem "Galileo" gestartet, das dem US-Konkurrenten GPS künftig die Stirn bieten soll. Der Satellit war am Morgen mit einer Sojus-Trägerrakete erfolgreich ins All befördert worden.

Moskau/Paris - Die europäische Raumfahrt hat mit dem erfolgreichen Start des ersten Testsatelliten den Aufbau ihres milliardenteuren Navigationssystems Galileo begonnen. Eine russische Sojus-Trägerrakete schoss den Testsatelliten «Giove-A» am frühen Mittwochmorgen vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan auf eine Umlaufbahn von 23 200 Kilometern hoch.

Das auf insgesamt 3,8 Milliarden Euro veranschlagte Projekt Galileo ist das erste globale Navigationssystem, das speziell für zivile Bedürfnisse konzipiert wurde. Die Europäische Weltraumorganisation ESA und die Europäische Union wollen bis 2010 mit Galileo eine Konkurrenz zum US-System GPS im All stationieren, das vom amerikanischen Militär kontrolliert wird.

«Der Satellit ist auf seine Umlaufbahn gebracht worden, wir haben erste Signale erhalten», sagte ESA-Vertreter Alain Fournier-Sicre. Der Satellit soll Frequenzrechte sichern und neue Technologien testen, darunter die präziseste jemals ins All geschickte Atomuhr. Bis Ende 2010 sollen 30 Galileo-Satelliten die Erde umkreisen und eine bis auf zehn Zentimeter genaue Ortsbestimmung zulassen.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee sieht Galileo «auf gutem Weg». Er verwies in Berlin darauf, dass das deutsche Konsortium TeleOp, zu dem die Telekom-Tochter T-Systems und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehören, als gleichberechtigter Partner in das Betreiberunternehmen aufgenommen wurde. Die Bundesregierung erhoffe sich davon mehr Aufträge für die deutsche Industrie.

Der französische Präsident Jacques Chirac würdigte den Start des ersten Testsatelliten als weiteren Erfolg der europäischen Raumfahrt. «Der Weltraum ist wesentlicher Baustein des großen europäischen Projektes», sagte Chirac in einer Mitteilung des Elysée-Palastes. Außenminister Philippe Douste-Blazy sprach in Paris von einem großen wissenschaftlichen Erfolg, der die strategische Unabhängigkeit der EU stärke. Europa schaffe sich sein eigenes Ortungsnetz und werde sich damit «schlicht und einfach eine industrielle und technologische Unabhängigkeit sichern», sagte er dem Radiosender «France Info».

Immer wieder stand die europäische Antwort das US-Ortungssystem GPS auf der Kippe und drohte im Gerangel um Finanzen und Kompetenzen zu scheitern. Noch im Herbst stritt Berlin um die Beteiligung deutscher Unternehmen an Galileo. Auch fünf außereuropäische Staaten, darunter China, Indien und Israel, beteiligen sich am Bau. Galileo will vom kräftig wachsenden Weltmarkt für Navigation profitieren. Die Verantwortlichen versprechen sich neue Anwendungen wie bei der Kontrolle des Verkehrs, in der Sicherheitstechnik und bei Maut- Systemen. Dadurch sollen bis zu 140 000 Arbeitsplätze entstehen. (tso/dpa)

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