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Noch heute verreisen pro Jahr rund 300.000 junge Leute mit dem Interrail-Ticket

© Imago

Europaparlament nach dem Brexit: Interrail-Ticket für junge Europäer könnte an Finanzierung scheitern

Das Interrail-Ticket schien vergessen. Nun streben Europaparlamentarier eine Renaissance an: Junge Leute sollen kostenlos den Kontinent erkunden können. Die Finanzierung allerdings ist unklar.

Europa mit dem Zug entdecken, das soll für junge Menschen wieder „in“ werden. Als Reaktion auf den „Brexit“ strebt eine Initiative von Europaparlamentariern eine Renaissance des Interrail-Tickets an. Junge Menschen sollen damit vielleicht schon ab 2017 kostenlos Europa kennenlernen, doch droht die Idee an der Finanzierung zu scheitern.

Das Interrail-Ticket ist ein Relikt aus der Hippie-Zeit, in der junge Menschen den Rucksack-Tourismus erfanden und – da es damals noch keine Billigfluggesellschaften gab – mit der Bahn auf Reisen gingen. 1972 eingeführt, um jungen Europäern bis zum Alter von 21 Jahren eine günstige Reisemöglichkeit zu bieten, hat sich die Zahl der teilnehmenden Länder nach dem Fall des Eisernen Vorhangs deutlich erweitert. Bereits seit 1985 können auch Fähren beispielsweise zwischen Italien und Griechenland genutzt werden – und längst sind auch die Altersgrenzen gefallen.

Fast scheint das Interrail-Ticket in Vergessenheit geraten zu sein, doch tatsächlich gibt es heute noch rund 300 000 Nutzer pro Jahr. Seit vielen Generationen sei der Sammelfahrschein ein Symbol der europäischen Integration, sagt die herausgebende Eurail-Gruppe. Die hat ihren Sitz in den Niederlanden und lässt die Tickets in Irland drucken und versenden. In der Bundesrepublik werden sie auch von der Deutschen Bahn vertrieben.

Global Pass auch für Familien interessant

Heute umfasst das Streckennetz 30 Länder von Nord-Norwegen bis Kreta und von der irischen Westküste bis zur türkisch-iranischen Grenze. Kunden können unter zwei Varianten wählen, die jeweils in unterschiedlichen Altersgruppen und mit unterschiedlicher Geltungsdauer angeboten werden. Der One Country Pass gilt für Fahrten an drei, vier, sechs oder acht Tagen innerhalb eines Monats ausschließlich im gewählten Land (gilt nicht im Heimatland des Reisenden). Junge Menschen von zwölf bis unter 28 Jahren zahlen dafür in der zweiten Klasse je nach Land für drei Tage zwischen 42 (Mazedonien oder Serbien) und 159 Euro (Frankreich oder Großbritannien).

Deutlich attraktiver ist der Global Pass, den es in sieben zeitlichen Geltungsstufen von fünf in 15 Tagen bis zu täglich innerhalb eines Monats gibt. Er gilt für Fahrten in allen 30 Ländern, wobei die erste Fahrt vom jeweiligen Heimatland ins Ausland und die letzte Fahrt zurück in die Heimat führen dürfen. Hier zahlen junge Menschen in der zweiten Klasse je nach Geltungsdauer zwischen 206 und 493 Euro, Erwachsene zwischen 267 und 632 Euro und Senioren zwischen 240 und 570 Euro. Zwei Kinder bis zu elf Jahren reisen jeweils in Begleitung eines Erwachsenen umsonst.

Rabatte für Interrail

Die Vorausbuchungsfrist wurde in diesem Jahr von drei auf elf Monate erhöht, hier lohnt es sich auf gelegentliche Schnäppchenangebote zu achten. So bot Interrail im Dezember einen „Early Bird“-Tarif mit 15 Prozent Rabatt an. Für Hochgeschwindigkeits- und Nachtzüge müssen dagegen häufig Zuschläge gezahlt werden. Verschiedene Hotelgruppen bieten Besitzern von Interrail-Tickets zehnprozentige Abschläge.

Ob das kostenlose Kennenlern-Ticket für alle 18-jährigen EU-Bürger kommt, bleibt abzuwarten. Noch ist unklar, wie die auf jährlich ein bis eineinhalb Milliarden Euro geschätzten Kosten finanziert werden sollen. Ein Vorschlag lautet, die Fahrkarten über das Austauschprogramm Erasmus Plus zu bezahlen. Da nicht klar ist, ob dies zu realisieren ist, hat EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc bereits den Vorschlag gemacht, jährlich ein bestimmtes Ticket-Kontingent unter den Jung-Europäern zu verlosen.

Rainer W. During

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