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Eurovision Song Contest: Bereit zur Stimmabgabe

Gleich geht der Eurovision Song Contest los. Der Tagesspiegel ist ab 20 Uhr mit einem Live-Ticker dabei. Wer sind die Favoriten? Wir klären auf.

Oft läuft der Wettbewerb so ab: Zwei Dutzend Musiker und Bands aus ganz Europa geben sich größte Mühe, eine gute Figur zu machen, und am Ende gewinnen die Kandidaten mit den ekligen Gruselmasken oder dem Amazonentanz oder der unfassbaren Oberschnulze – jedenfalls ein Beitrag, mit dem nach rationalen Gesichtspunkten nicht gerechnet werden konnte. An diesem Sonnabend sind sich die Buchmacher zumindest in einem Punkt einig: Der Gewinner des Eurovision Song Contests 2013 wird aller Voraussicht nach weiblich sein.

Als Favoritin gilt seit Tagen die Dänin Emmelie de Forest mit ihrem Pop-Ohrwurm „Only Teardrops“. Sie hat im Austragungsort Malmö schon im Vorfeld einige Aufregung ausgelöst: Einerseits weil sie auf der Bühne barfuss singt, vor allem aber weil sich ihre Begleitmusiker arg dumm angestellt und versehentlich in Uniformen der Waffen-SS geprobt haben. Die Männer hatten im Theaterfundus in die falsche Kiste gegriffen. Siegchancen werden auch den Teilnehmerinnen aus den Niederlanden sowie Norwegen zugestanden. Und der Französin Mandine Bourgeois.

Sicher scheint auch: Die Siegerin wird wohl nicht aus Deutschland kommen. Dass die 31-jährige Natalie Horler alias Cascada es überhaupt ins Finale geschafft hat, verdankt sie dem Umstand, dass Deutschland zu den größten Geldgebern der Veranstaltung gehört und damit traditionell seinen Finalplatz sicher hat. Horlers Titel „Glorious“ sehen die Experten eher im Mittelfeld. Der deutsche Teilnehmer des vergangenen Jahres, Roman Lob, hatte es immerhin noch auf den achten Platz geschafft.

Für das Finale bekam Cascada nun den elften Startrang zugelost. Immerhin, so berichten Journalisten vor Ort von den Proben, wird ihr Auftritt von reichlich spektakulärer Pyrotechnik begleitet. Die Funken fliegen in alle Richtungen, die deutsch-britische Sängerin selbst wird eine kleine Glastreppe herunterspazieren. Für deutsche Verhältnisse ist das erstaunlich viel Show.

Natalie Horler hat es in den vergangenen Monaten nicht leicht gehabt. Um für Deutschland zu starten, musste sie sich zunächst beim Vorentscheid gegen die Söhne Mannheims durchsetzen. Anschließend wehrte sie sich wochenlang gegen Vorwürfe, ihr Song sei dreist geklaut – und zwar ausgerechnet bei der schwedischen Vorjahressiegerin. Schließlich wurde ein Gutachten eingeholt, das offiziell bestätigte, es gebe zwar gewisse Ähnlichkeiten, Cascada sei aber keineswegs zu disqualifizieren.

Überraschenderweise ist die deutsche Kandidatin im eigenen Land umstrittener als anderswo. In Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Schweden hatte sie schon Nummer-eins-Hits, selbst in den USA schaffte sie es in die Charts. In Deutschland kannte man sie zuletzt aus der Jury von Deutschland sucht den Superstar“, dort soll sie sich mit Dieter Bohlen nicht sehr gut verstanden haben; jedenfalls wurde sie nach einer Staffel durch die Brüder von Tokio Hotel ersetzt.

Und noch etwas steht bereits vor dem ersten Ton fest: Der diesjährige Song Contest wird der erste seit 2009 sein, bei dem nicht Lena Meyer-Landrut auf der Bühne steht. Die hatte den Wettbewerb vor drei Jahren gewonnen, war beim folgenden Mal erneut angetreten und im Jahr darauf gleich wieder, allerdings außer Konkurrenz. Der Contest 2013 bleibt garantiert lenafrei. Ebenfalls nicht dabei ist der deutsche Schlagerkomponist Ralph Siegel, der wie im Vorjahr den Beitrag für San Marino geschrieben hat und – ebenfalls wie im Vorjahr – schon im Halbfinale rausflog.

Der Eurovision Song Contest beginnt um 21 Uhr. Die ARD überträgt live. Der Tagesspiegel startet bereits um 20 Uhr einen Live-Ticker. Wie im Vorjahr werden wir ausführlich berichten, kommentieren, loben - und ein kleines bisschen lästern.

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