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Eurovision Song Contest: Deutschland zieht blank

Die Bundesrepublik tritt mit dem schwulenbewegten Oscar Loya an – Dita von Teese soll ihm helfen. Es gibt auch schon erste Verschwörungstheorien. Und erste Eindrücke aus Moskau.

Von Andreas Oswald

Sympathisch ist er ja, der schwulenbewegte Kalifornier Oscar Loya. Der Musical-Sänger tritt am Samstag beim Eurovision Song Contest in Moskau für Deutschland an. Dass Deutschland keine Deutschen mehr in den Wettbewerb schickt, liegt wohl an den Auftritten der letzten Jahre, gekrönt von einem letzten Platz im vergangenen Jahr, als die No Angels alles vergeigten.

„Alex sings, Oscar swings“ – so heißt diesmal die deutsche Formation. Oscar ist der Kalifornier, Alex Christensen ist der Komponist und Produzent, der seine bisherigen Höhepunkte mit Hits wie „Du hast den schönsten Arsch der Welt“ oder „Du bist so Porno“ gefeiert hat. Was den verantwortlichen Norddeutschen Rundfunk (NDR) dabei geritten hat, ist unklar. Der NDR hatte extra das Publikumsvotum abgeschafft, damit sich namhafte Künstler bewerben können, ohne sich dem Buh- und Abstraf-Ritual des Publikums aussetzen zu müssen. Laut NDR ist Alex Christensen „ein international mega-erfolgreicher Produzent“.

Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Sicherheitshalber hat der NDR dann aber doch noch ein wenig nachgelegt, indem der Auftritt durch Dita von Teese veredelt werden soll.

Dita von Teese, das weiß jeder, ist eine sogenannte Burlesque-Tänzerin. Ignoranten sagen Striptease-Tänzerin, aber Burlesque-Tänzerin ist eine künstlerische, eine edlere Variante davon. Außerdem ist Dita von Teese noch vielen bekannt als einstige Ehefrau des Grusel-Rockers Marilyn Manson.

Dita von Teese also soll das Ganze rausreißen, als Tänzerin neben Oscar Loya. Eigentlich, so ist zu hören, ist die Nummer tatsächlich anspruchsvoll. Es ist eine Swing-Nummer und Swing ist seit geraumer Zeit der totale Hit im Dance-Segment der 16- bis 24-Jährigen. Deutsche Zuschauer können also hoffen, ein bisschen Demut kann aber auch nicht schaden. Denn wie der Rest von Europa das sieht, wird sich zeigen.

Vorsichtshalber hat Alex Christensen schon mal eine Verschwörungstheorie verbreitet für den Fall, dass das Ganze ein Flop wird. Aus England tritt Andrew Lloyd Webber an. „Der kann finanziell so viel bewegen, da können wir alle nicht mithalten“, sagte Christensen der Deutschen Presseagentur dpa. Außerdem habe Sir Andrew ein gutes Verhältnis zum russischen Regierungschef Wladimir Putin. „Wenn man jemanden wie Putin hat, kann man sich ein paar Sachen einfacher machen. Und wenn Putin sagt: ,Ich rufe nur für England an’, ist das schon nicht so schlecht“, sagte Christensen. Nun ist Andrew Lloyd Webber wahrscheinlich auch ohne Hilfe des bösen Putin musikalisch eine etwas größere Nummer als Christensen, aber Musik ist zum Glück nicht alles. Auch andere Länder setzen auf nackte Haut. Das zeigte nicht nur der türkische Beitrag, der sich beim Halbfinale am Dienstagabend grandios qualifizierte.

Vor allem die Rumänen glänzten an dem Abend durch eine Truppe halb gekleideter Barbiepuppen. Aber Alex Christensen hat noch irgendetwas in der Hinterhand. „Wir wenden unsere Guerilla-Taktik an“, verkündete er. Dita von Teese war also noch nicht der letzte Schuss.

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