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Eurovision Song Contest: "Dittsche" wird zu "Ringofire"

Olli Dittrichs Grinsen ist nicht gespielt - hinterm Schlagzeug fühlt er sich wirklich wohl. Wenn der TV-Komiker mit Texas Lightning auf der Bühne steht, zweifelt keiner mehr an seiner Passion.

Hamburg - «Ich bin gelernter Musikant», klärt der 49-Jährige geduldig all jene auf, die trotz des Erreichens des Grand-Prix- Finales (20. Mai in Athen) immer noch Comedy statt Country von ihm erwarten. Doch sobald «Dittsche» die TV-Imbissbude verlässt und den Bademantel gegen Cowboyhut und Westernstiefel tauscht, beginnt das spannende Experiment: Kann Deutschland mit Country-Musik gegen Ethno- Pop, Chansons und Dance-Nummern aus ganz Europa bestehen?

Doch diese Frage steht für das norddeutsche Quintett, zu dem auch «Dittsches» Imbisswirt «Ingo» (Jon Flemming Olsen) gehört, nicht unbedingt im Vordergrund. Natürlich wollen sie gewinnen, das größte sei aber, überhaupt beim Grand Prix dabei zu sein. «Das gibt's gar nicht, dass man mit so einer kleinen tapferen Band dahin kommen kann», meinte Dittrich nach dem Sieg beim deutschen Vorentscheid, als sich seine Band gegen Vicky Leandros und Thomas Anders durchsetzte. «Wir sind überwältigt. Wir freuen uns irrsinnig.»

"Große Chance"

Die Teilnahme an der deutschen Qualifikation war auch nie umstritten. «Das ist eine große Chance», sind sich die «Westernhelden» um Sängerin Jane Comerford einig. «Wir sind ja keine kurz zuvor noch in irgendeiner Form eigens dafür zusammengestellte Band», sagt «Ringofire» Dittrich. Die Gruppe, die es in verschiedener Besetzung schon seit Mitte der 90er Jahre gibt, sei auch «keine Resteverwertung von Leuten, die in Casting-Wettbewerben gescheitert sind».

Dass die Band selten ohne Hinweis auf ihr prominentes Mitglied Dittrich erwähnt wird, nehmen die Musiker gelassen. «Es ist doch medienmäßig eine völlig normale Geschichte, dass immer der bekannteste Name herausgepickt wird», meint Gitarrist Olsen, und Sängerin Comerford ergänzt: «Wir wollten unbedingt, dass Olli unser Schlagzeuger ist. Wir können ihn ja nicht unter einer Papiertüte verstecken.» «Dann würde ich erst recht auffallen», scherzt dieser und ist überzeugt: «Ich bin einfach der Spargel, der ein bisschen früher gesät wurde und als erster den Kopf aus dem Boden gesteckt hat. Aber die anderen wachsen nach.» Die anderen sind neben Olsen und Comerford noch Uwe Frenzel und Markus Schmidt.

Songs von Country-Legenden wie Johnny Cash sowie Rock- und Pop- Klassiker von Madonna bis AC/DC, denen die singenden Cowboys ihr Western-Gewand überstreifen, gehören zum Repertoire der Formation. «It's not a joke, it's Country», lautet das Texas-Lightning-Motto eigentlich - mit «It's not a joke, it's Grand Prix» unterstreichen sie dann aber doch, wie wichtig ihnen der Wettbewerb ist: Mit ihrem Beitrag «No No Never», dem ersten selbstkomponierten Song, wollen sie die europäische Musikkrone zum zweiten Mal nach Deutschland holen. «In dem Lied ist alles drin, was wir sagen wollen», erzählt Songschreiberin Comerford. Die deutschen Fans hat Texas Lightning schon überzeugt: Das Lied steht auf Platz eins der Single-Hitparade. (tso/dpa)

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