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Natalie Horler hat ihren 21. Platz ziemlich professionell aufgenommen. Sie war nicht die einzige aus einem großen ESC-Land, die hinten landete. Ihren französischen und britischen Kolleginnen erging es nicht anders.

© dpa

Eurovision Song Contest: Ist Cascada an Deutschland gescheitert?

Cascada auf Platz 21, wieder mal hat Deutschland mies abgeschnitten beim Eurovision Song Contest. Woran lag es? Der ARD-Offizielle verbreitet eine Verschwörungstheorie.

Fehlerfrei gesungen und trotzdem kaum Punkte bekommen – kann es da mit rechten Dingen zugegangen sein? Nach dem 21. Platz von Natalie Horler alias Cascada beim Eurovision Song Contest suchen Offizielle und Fans nach Gründen für das Desaster. Anders als bei Enttäuschungen früherer Jahre glaubt diesmal selbst ein prominenter Vertreter der ARD an eine Verschwörung: Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber sprach nach dem Wettbewerb in Malmö von einer „politischen Lage“, die sich auf das Ergebnis ausgewirkt habe: „Ich will nicht sagen,18 Punkte für Angela Merkel‘. Aber man muss eben auch sehen, da stand nicht nur Cascada, sondern da stand auch Deutschland auf der Bühne.“ Soll heißen: Natalie Horler hätte für ihren Auftritt mehr Punkte verdient gehabt, die ihr jedoch aus Rache für die deutsche Sparpolitik in der Euro-Krise verweigert wurden.

Klingt gut, solange man sich nicht die Mühe macht, einen Blick auf das gesamte Ergebnis des diesjährigen Song Contests zu werfen. Viele vermeintliche Antipoden in der innereuropäischen Spardebatte schnitten nämlich keineswegs besser ab. Frankreich landete – trotz ebenfalls ordentlicher Leistung – sogar zwei Plätze hinter Deutschland, Krisenland Spanien wurde Vorletzter, Irland Letzter. Zypern war schon im Halbfinale ausgeschieden. Lediglich Griechenland schaffte es, dank eines originellen Ska-Beitrags, ins vordere Drittel.

Zudem war das deutsche Lied bereits vorab heftig kritisiert worden – und zwar ausgerechnet von deutschen Journalisten und Eurovision-Experten. Die vernichtenden Urteile reichten von „banaler Kirmestechno“ bis „billige Kopie“, da Cascadas „Glorious“ unbestreitbare Parallelen zum schwedischen Vorjahressieger aufweist. Das Ergebnis vom Sonnabend bestätigt also bloß die Einschätzung der deutschen Eurovision-Fangemeide.

Auffällig ist auch: Mit Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Spanien landeten vier Länder der sogenannten Big Five ganz weit hinten – also der Nationen, deren Sendeanstalten am meisten zur Finanzierung des Wettbewerbs beitragen und die deshalb jedes Jahr automatisch für die Endrunde gesetzt sind. Sie brauchen sich nicht in den Halbfinals zu stellen, wo sie bereits von einem Millionenpublikum gesehen werden und Eindruck hinterlassen können. Dänemarks Kandidatin Emmelie de Forest, die am Samstag deutlich gewann, hatte dagegen schon im Halbfinale triumphiert.

In unangenehmer Erinnerung wird der Kurzauftritt von Lena Meyer-Landrut bleiben, die 2010 mit „Satellite“ gewonnen hatte und diesmal, aus Hamburg zugeschaltet, die deutsche Punktevergabe verkünden durfte: Sie schenkte Norwegen zehn Punkte, musste sich dann jedoch korrigieren und erklären, sie habe sich leider versprochen und gar nicht Norwegen, sondern Favorit Dänemark gemeint. Später in der Nacht entschuldigte sie sich für ihren Patzer und versprach: „Das nächste Mal läuft’s besser.“ Es ist nicht überliefert, ob sie damit nur sich selbst oder das gesamte deutsche Auftreten meinte.

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