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Dustin

© dpa

Eurovision Song Contest: Und der Truthahn, der singt

Der irische Beitrag ist eigentlich eine Beleidigung für jeden ernsthaften Grand-Prix-Punktezähler. Dennoch: Beim Eurovision Song Contest am Samstag kommt die Spaßfraktion zurück – mit guten Chancen.

Hamburg/Belgrad - Eine Truthahnpuppe aus Irland, ein spanischer Blödelbarde, ein schwergewichtiges Trio aus Estland und lettische Piraten: Der Eurovision Song Contest 2008 spaltet die GrandPrix-Gemeinde. Während jüngere Fans die selbstironischen Spaßbeiträge lieben, kochen die Gemüter der Grand-Prix-Veteranen. So wetterte der irische Zweifach-Gewinner Johnny Logan, der Wettbewerb in Belgrad sei eine Witzveranstaltung: „Was da auf die Bühne kommt, ist erbärmlich.“

Spaniens 68er-Siegerin Massiel ereiferte sich über den Ulkbeitrag ihres Landsmannes Rodolfo Chikilicuatre: „Was da gewählt wurde, kann man nicht einmal als Lied bezeichnen.“ Ähnliches hörte man in Deutschland auch schon 1998 und 2000, als der verantwortliche Norddeutsche Rundfunk (NDR) die Spaßfraktion um Guildo Horn und Stefan Raab ins Rennen schickte. Doch das Experiment gelang: Beide landeten auf vorderen Plätzen, bescherten dem Sender hohe Einschaltquoten und dem Grand Prix enorme Aufmerksamkeit. In diesem Jahr hingegen setzten die Macher beim Vorentscheid auf Normalo-Pop – mit dem Ergebnis, dass es die siegreichen No Angels mit ihrem Mainstreamsong „Disappear“ im 43er-Teilnehmerfeld des internationalen Wettbewerbs schwer haben dürften.

Ganz anders der irische Beitrag: Dustin the Turkey – der singende Truthahn – ist eigentlich eine Beleidigung für jeden ernsthaften Grand-Prix-Punktezähler. Johnny Morrison lässt seine Handpuppe wild gestikulierend tanzen, krächzt dazu den Spaß-Techno-Song „Irlande douze points“ und hämmert den Zuhörern stampfende Beats in die Ohren. Es besteht kein Zweifel, dass er das Halbfinale überstehen wird. Über das Erreichen des Finales muss sich der spanische Komiker mit dem unaussprechlichen Namen keine Gedanken machen: Spanien gehört wie Deutschland, Großbritannien und Frankreich zu den „großen vier“, die qualifiziert sind, weil sie die größten Geldgeber sind. Die Ulknummer „Baila El Chikichiki“ (Tanz den Chikichiki) hat sich bereits beim Publikum durchgesetzt: Im nationalen Vorentscheid ließ der Schauspieler David Fernández alias Chikilicuatre alle hinter sich und löste gehörigen Wirbel aus. Mit seiner Elvis-Tolle, seinen falschen Koteletten und seiner Spielzeuggitarre aus Plastik sei er eine „Schande“ für das Land, hieß es. dpa

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