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Eurovision zum Nachlesen und Diskutieren: Ein bisschen siegen - Lena im Live-Ticker

Nennen Sie ihre Kinder Lena - das erste Mal seit Nicole 1982 gewinnt ein deutsches Fräuleinwunder den Eurovision Song Contest. Mit einem Satelliten. Der Tagesspiegel-Liveticker ist mitgeflogen.

00.15 Uhr

Lena muss noch mal singen, hat jetzt eine Sommermärchen-Fahnenwurst in der Hand, ihre Stimme zittert, dann verläuft die Geräuschkulisse und das Erste verabschiedet sich aus Oslo. In Hamburg läuft die Lena-Aftershowparty. Natürlich mit Matthias Opdenhövel, der noch einmal nach Oslo schaltet, wo er selbst, als Herr von Bödefeld verkleidet, ein Interview mit Lena führt. Das Raum-Zeit-Kontinuum fällt endgültig in sich zusammen. Deutschland gewinnt den Eurovision Song Contest mit historischem Vorsprung. Das glaubt uns morgen keiner mehr. Deshalb legen wir uns jetzt alle gemeinsam schlafen, kuscheln uns in unsere Fahnen, freuen uns über Vollbeschäftigung und hoffen, dass wir morgen nicht neben Matthias Opdenhövel aufwachen.

In diesem Sinne: Gute Nacht!

00.10 Uhr

Stefan Raab lauscht nach Schweden. "Wadde hadde dudeda?" Natürlich auch 12 Punkte. Jetzt überschlagen sich in Berlin die Ereignisse, Jahrhundertüberschriften werden jongliert. "Das Wunder von Oslo", "Wir sind Lena", in Oslo steigt schwarzer Rauch auf. Lena ertrinkt in ihrer eigenen Ungläubigkeit, bekommt schließlich die Trophäe überreicht: Ein Kristallmikro von Damien Hurst.

00.05 Uhr

Nachdem auch Israel gewählt hat (12 Punkte nach Armenien) steht fest: Deutschland ist uneinholbar vorne. Ein bisschen Frieden in der Republik. Wir sind wieder wer! Kurzer Blick durchs Fenster. Die Arbeitslosigkeit sinkt auf einen historischen Tiefpunkt, die Krise ist vorbei. Ein völlig aufgelöster Heinz Florian Oertel ruft in der Redaktion an, schreit in den Hörer: ""Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Lena! Lena ist da!"

00.00 Uhr

Die Briten bleiben zurückhaltend, schicken kaum Punkte nach Deutschland. David Cameron äußert sich dazu in einer kurzen Regierungserklärung: "Wir haben viele Jahre CARE-Pakte geschickt, das muss reichen!"

23.55 Uhr

Im Tagesspiegel jedenfalls tanzen die ersten Redakteure im Lena-Look durch den Flur, proklamieren: "Wir singt wieder wer!" Und mitten in diese Euphorie gibt es tatsächlich 12 Punkte aus der Schweiz. Das Wunder von Bern.

23.50 Uhr

Lena liegt weiter mit großem Vorsprung an der Spitze. Die schwarze Taktik geht bisher auf. Zeit für das Fassbender-Zwischenfazit: Der Eurovision Song Contest ist diesmal kein Wettbewerb schriller Kostüme und pompöser Klanschlachten mit Tischfeuerwerk und Schminkkanone. Stattdessen Deutschland an der Spitze. Kein Europop, sondern chartkompatible Soulmusik, die schnell ins Ohr geht, und da auch erstmal bleibt. Stefan Raab hat ein Lied, ein Produkt kreiert, das überall gefällt. Und so ganz Europa mit dem Lena-Virus infiziert. Bei iTunes beginnen die ersten Hamsterkäufe. Angst vor einer Epidemie.

23.48 Uhr

Der Ballermann hat gewählt. 12 Punkte aus El Arenal. Eine Sangria-Welle schwappt über die Lena-Ecke, wo der norwegische Engel ohne Flügel Lena für ein Interview gewinnen konnte. Natürlich auf Englisch, das, anders als Musik, wahrscheinlich nicht zu Lenas Abitur-Fächern gezählt hat. "Alles so freaky hier", freakt die und hält schließlich ein Herz aus Fingern in die Kamera: "I heart you!", soll das heißen, dabei könnte Lena aber auch ehrlich sagen: "I think I spider." Oder auch: "My dear Mr. Singingclub." Naja, hat sie ja auch irgendwie, nur anders.

23.45 Uhr

Gerade entsteht so etwas wie Panik im Raab-Lager: Sehnenscheidentzündung bei Lena und dann seit fünf Minuten keine zweistellige Punktzahl. Dann aber gibt es 12 Punkte aus Dänemark. In Husum werden Protestschweine geschlachtet.

23.40 Uhr

In Azerbaidjan ist wie an jedem zweiten Samstag im Monat Nationalfeiertag, welcher genau, kann zur Stunde nicht geklärt werden. Sie können aber zwischen

Faşizm üzərində qələbə günü  Azərbaycan xalqının  Milli Qurtuluş günü Heydər Əliyev   Dövlət müstəqilliyi günü  Konstitusiya günü  Milli Dirçəliş günü 

wählen. Viel Vergnügen. In jedem Fall lächelt eine Frau wie eine Douglas-Werbung vor einem Feuerwerkshimmel. Doch hier geht Deutschland leer aus. Die Rache des Berti Vogts.

23.36 Uhr

Polen schickt seine 12 Punkte nach Serbien. Matthias Platzeck ordert noch mehr Sandsäcke, um die Grenzen dicht zu machen. Damit könnte jetzt eigentlich die traditionelle osteuropäisch-autarke Punkteverteilung beginnen, stattdessen aber punktet Lena Meyer-Landrut konstant im oberen Bereich. 12 Punkte aus Estonia. Das lässt nur einen verdacht zu: Matthias Opdenhövel hat das System unterwandert und in jedem Land auf jede Hotline angerufen, wird diesen Grand Prix für Deutschland im Alleingang holen.

23.35 Uhr

Lena derzeit Zweite. Michael Ballack gratuliert, Westerwelle gratuliert, Dick Cheney gratuliert. Große Vizepersönlichkeiten unter sich.

23:30 Uhr

Die Europareise geht weiter, führt den Zuschauer an den Bosporus. 10 Punkte für Lena aus der Türkei. Die ARD-Stimme überschlägt sich fast: "Macht das Spaß, endlich mal wieder solche Punktestände durchzusagen." Ein Statement, das auch von Michael Preetz hätte stammen können.

23.27 Uhr

Jetzt poppt Königin Beatrix, äh, Hape Kerkeling auf, schreit wieder "Lena, go for Gold!" und schickt dann 12 Punkte Belgien. Kameraschwenk auf Lena, die sich wie schon besessen über ihre ersten 12 Punkte freut. Schwarzrotgold, eben. Bis sie von einer freundlichen Hostess auf das abweichende Muster der Flaggen hingewiesen wird. In Lenasprech. Schmoll. Süß. Im Sinne von bitter.

23.25 Uhr

Der norwegische Gastgeber trägt jetzt lachsfarbene Engelsflügel, watet durch ein europäisches Fahnenmeer. Lena wedelt immer noch mit ihrem schwarzrotgelben Fähnchen, als die Punktevergabe beginnt. Die ersten 12 Punkte gehen an Dänemark. Dänemark? Der BND ermittelt.

23.22 Uhr

"Ganz Europa hat getanzt", bemerkt die Stimme im Ersten, der alle Städte mit der Fernsehbahn abgefahren ist. Die Rundfunkgebühren machen es möglich. Heute schon GEZaubert?

23.20 Uhr

Das Verwirrende daran: Matthias Opdenhövel hat es tatsächlich in jeden Flashmob geschafft. Hamburg, Nikosia, Istanbul, sogar Chisinau. Wie er das macht? Fragen Sie mal Stefan Raab, diesen Mann mit Zähnen aus Elfenbein, den schwarzen Magier des deutschen Fernsehens.

23.15 Uhr

Die Kamera reist über den Kontinent, überall tanzende Menschen, die sich in einer Art Massenmacarena echauffieren. Tanzen Sie in Reijkjaviik, tanzen Sie in Düsseldorf, tanzen Sie in Chisinau, tanzen Sie in Dublin. Ach, tanzen Sie doch, wo Sie wollen. Eigentlich auch keine schlechte Idee für eine neue, kontinentale Werbung der Bahn.

23.10 Uhr

In Oslo ist schon wieder Silvester. Florian Silbereisen, der jetzt auch noch Unterstützung von Daisy D. bekommen hat, zählt runter auf Normalnull, startet damit den größten Flashmob seit der Maueröffnung 1989. 12 Punkte für Schabowski.

23.00 Uhr

Nach diesem Exkurs in die Welt echter Kunst kehren wir zurück nach Oslo, wo Lena mittlerweile auf einer Eckcouch wie manisch die deutsche Fahne schwenkt. Vielleicht, um sich selbst zu feiern, vielleicht aber auch, weil ihr Matthias Opdenhövel eine SMS aus Budapest geschickt hat. Dort hat Deutschland mit 3:0 gegen Ungarn gewonnen. Trotz allem will Jogi Löw nun doch Lena Meyer-Landrut für Beck nachnominieren, dessen letzter Hit (Loser) ja auch schon länger zurück liegt.

22:50 Uhr

Ganz zum Schluss darf Spanien noch mal. Diesmal ohne Flitzer. Rote Schuhe und schüchternen Pfoten, dazu Gottschalk als Tenor. Alles wie gehabt. Und danach gibt es den Schnelldurchlauf noch mal als Schnelldurchlauf. Musik in Mach3. Sponsored bei Gillette. Zeit, um mal zu schauen, was man in Oslo noch so hätte machen könne, wenn man allergisch auf Töne wäre: "Die Museen der Stadt bieten zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Hierzu zählen vor allem das Fram-Museum, Kon-Tiki auf Bygdoy, die Nationalgalerie, das Munch-Museum mit dem Nachlass des Malers Edvard Munch und das Norsk Folkemuseum, ein Freilichtmuseum mit wiedererrichteten Gebäuden aus ganz Norwegen. 1993 wurde das private Astrup Fearnley Museet for Moderne Kunst eröffnet, das über eine umfangreiche Sammlung von Werken norwegischer und internationaler Gegenwartskunst verfügt, darunter seit 2002 die monumentale Porzellanskulptur Michael Jackson and Bubbles von Jeff Koons. Die deutsche Besatzungszeit wird im Holocaustmuseum in der Villa Grande sowie dem Widerstandsmuseum Norges Hjemmefrontmuseum im Komplex der Festung Akershus aufgearbeitet." Ein gutes Programm auch für einen düsteren Nachmittag oder eine Woche sauren Regen.

22.42 Uhr

Oslo erlebt die Emanzipation des deutschen Fräuleinwunders. Die Bild-Zeitung hatte diese Entwicklung, wie auch sonst alle Entwicklungen im Nachrichtenkosmos, seismographisch antizipiert und seiner heutigen Ausgabe ein "Lena-Poster" beigelegt, auf dem Lena - in einer grauen Strickjacke - wirkt, als würde sie die neue Alice-Schwarzer-Kollektion bei C&A bewerben. Zusammen mit ihrem schlichtschwarzen Kleid muss dieser strenge BDM-Kleidungsstil Teil einer fast schon biologischen Kriegsführung sein. Denn ähnlich jener Schmetterling, die sich in den Ballungsräumen deutscher Kohlereviere im Laufe der Evolution langsam schwarz färbten, um auf den verdreckten Birken weniger schnell erkennbar zu sein als ihre bunten Artgenossen, hat Lena innerhalb der psychedelisch grellen Kostümorgie ein Alleinstellungsmerkmal mit wenig Licht und dickem Lidschatten geschaffen. Schwarze Magie wie sie nur Stefan Raab beherrscht.

22.41 Uhr

Eilnachricht aus dem Kanzleramt. Angela Merkel tritt als Kanzlerin zurück und ernennt Lena Meyer-Landrut zu ihrer Nachfolgerin. Vizekanzler wird Matthias Opdenhövel, der gleichzeitig auch alle Ämter bekleidet. Guido Westerwelle moderiert dafür "Schlag den Raab". Eine Nachricht, die an den Urschleim der Seele geht.

22.40 Uhr

Deutschland schießt seine Satellitin auf die Bühne, die in ihrem schwarzen Kleid zwischen all den Europop-Paradiesvögeln zuerst noch wirkt wie eine prüde Elster, doch dann lächelt sie ihr Lenalächeln, singt ihr Lenalied mit ihrer Lenastimme und das Publikum schwenkt kollektiv deutsche Fahnen. Lena zu Gast bei Freunden. Und natürlich wird überall gejubelt. In Hannover, in Hamburg und am Ende auch auf der Bühne, wo Lena ihr berühmtes "Juhu" juhut. Unser Star für Oslo. Grau ist jedenfalls anders.

22.37 Uhr

Die Spannung steigt ins scheinbar Unermessliche, auf etwa minus 567 Grad Kelvin in der seitlich offenen Tagesspiegel-Gefühlsskala. Gleich kommt Lena. Deutschland, schwarzrotgeil, wie die Bild-Zeitung sagen würde.

22.35 Uhr

Der Russische Anwärter auf die kontinentale Goldene Stimmgabel trägt den traurigen Namen "Lost and Forgotten". Passenderweise liest der Frontmann den Text von einem Blatt Papier ab. Was da wohl drauf steht? Wir schätzen: "Cамом нейманом их это. Для надо шесть исправляя по, код ну чёртов принять действительно. Мог во всего просто.Гора надо давать там мы, те был шагать случае подумаем. Только раздутое создаете об шеф, прежде ошибки создаете ты них. Бы том коде решить программного, от код кусочек определения безостановочно." Sicher sind wir uns aber nicht.

22.30 Uhr

Oder doch? Die Ukraine hat sich für Maren Gilzer als Rotkäppchen entschieden. Dafür gibt es aber nicht mal einen Konsonanten. Also, weiter wie beim Arzt. Der Nächste, bitte! Und der Vorhang, der keiner ist, sondern mehr eine geschickte Überblendtechnik der Regie, die sonst anscheinend die Sky-Bundesliga-Konferenz choreographiert, öffnet sich für den französischen Beitrag: Ein Sommerhit für die Fußball-WM direkt aus den Banlieus, wie die Bahnstreckenstimme weiß. Die Vorstädte tanzen, in Oslo brennen Autos. Und gleichzeitig jonglieren menschliche Tiger zu karibischen Klängen goldene Bälle durch eine urbane Dschungel-Landschaft. Virtuoser Multikult.

22.25 Uhr

Island huscht vorbei. Da die Isländer aber wegen des Vulkans ihre Insel nicht verlassen konnten, singt stattdessen Irlands Kate-Winslet-Double ihren Song einfach noch einmal. Irland, Island - ist doch egal, wir sind hier ja schließlich nicht beim Glücksrad.

22.20 Uhr

Die Liedfolge könnte genauso gut von der Integrationsbeauftragten für Berliner Problemkieze zusammengestellt worden sein. Auf die Türkei folgt Albanien. Reinster Euro-Pop mit Geigen. Also André Rieu auf Ecstasy. Klingt eigentlich ganz gut. Dann aber schaltet sich jedoch der unsichtbare Bob Ross ein und erstickt die aufkeimende Euphorie der zweiköpfigen Adler im Keim: "Ich glaube, die Zuschauer haben genug von Geigen." Was macht Anne Sophie Mutter jetzt?

22:15 Uhr

Die Türkei geht mit einem semiprofessionellen Weichspülrapper an den Start. Das Ganze könnte auch der Neuköllner Beitrag zum Karneval der Kulturen sein. Oder das Comeback von Ecko Fresh. Je nachdem.

22.10 Uhr

Nachdem Yoko Ono dem Ganzen mit Hinweis auf diverse Urheberrechtsverletzungen ein Ende bereitet hat, wird die Bühne zur Musical-Stage. Sofia Nizharadze inszeniert Aida als Solostück, windet sich vor rotem Samt durch gierige Männerhände. Ist gleichzeitig Geliebte und Verbannte, Verführung und Keuschheit. Und das mit einem Stück, das eigentlich für Celine Dion geschrieben wurde. Allein das verdient 12 Punkte. Deshalb ruft die gesamte Tagesspiegel-Redaktion jetzt die georgische Nummer an. Doch am anderen Ende ist wieder nur Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch, die sich kaum für die alberne Operette begeistern konnte: "код ну чёртов принять действительно. Мог во всего просто." Dem ist nichts hinzuzufügen.

22.05 Uhr

Die Engländer schicken auch 40 Jahre nach der Auflösung der Beatles eine Boygroup ins Rennen. Help!

22.00 Uhr

Es folgt die erste Eurovison aus deutscher Sicht. Die Griechen kommen. Mit Kostümen aus Euroscheinen. Wer sein Geld erkennt, meldet sich unter der eingeblendeten Nummer oder direkt beim deutschen Finanzministerium, das gerade gemeinsam mit Stefan Raab an dem Showkonzept für "Unser Geld für Athen." feilt.

21.55 Uhr

Auf kyrillischen folgt irischer Baumschmuck und die nächste Überraschung: Kate Winslet zelebriert einen Remix von Celine Dions "My Heart Will Go On". Wird von seitlichem Seewind aus der Dose zerzaust. Zeiten des Aufruhrs.

21.50

Auftritt Weißrussland. Weihnachten im Mai. Goldene und silberne Kleider, ein Mann an einem weißen Flügel. Ganz große Oper, für die uns die passenden Worte fehlen. Deshalb rufen wir kurz auf der Eurovisions-Hotline an und führen ein Blitzinterview mit der weißrussischen Schriftstellerin Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch.

Tagesspiegel: Ist denn heute schon Weihnachten, Frau Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch?

Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch:

"Шеф по забывают поставлять, пока голос основам ты где. Сейчас плохого действия на мои, цели программном образование чем ну. Их чем хватит комнату касается, том люсита весьма ходите по, бог но новые система нейманом. Не палки выдают бы, миф свой редактор на, самом нейманом их это. Для надо шесть исправляя по, код ну чёртов принять действительно. Мог во всего просто.Гора надо давать там мы, те был шагать случае подумаем. Только раздутое создаете об шеф, прежде ошибки создаете ты них. Бы том коде решить программного, от код кусочек определения безостановочно, те миф обеда починить. Или ну каждый принять стряпающийся, кажется искусство запустить шеф за."

Tagesspiegel: Aha, Danke für dieses Gespräch, Frau Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch

21.40 Uhr

Für Belgien singt Matthias Opdenhövel als Joshua Kadison ein Ben Harper-Medley im James-Blunt-Falsett mit Dylan-Gitarre. Singer-Songwriter nennt der unaufgeregte Sprecher der Ersten das Ganze, den man bisher gar nicht wahrgenommen hatte, weil sich seine Stimme geheimnisvoll unter das wundersam visuelle Feuerwerk mischt. Normalerweise kommentiert dieser Virtuose der Stille Deutschlands schönste Bahnstrecken oder synchronisiert Bob Ross. Noch einen Strich hier und einen da, was blau hier und einen Lichteffekt hier und schon tanzt der Serbe Milan Stankovic über die Bühne. Verblüffend. Doch sowohl für Bob Ross als auch für den Beitrag aus Serbien gilt: Kunst ist anders.

21.35 Uhr

Als Ersatz für fehlende Werbeblöcke zeigt das Erste den Beitrag aus Bosnien-Herzegowina. Nach nur einem Spot geht's weiter.

21:30 Uhr

Jon Lilygreen (Zypern) singt "Life looks better in Spring", die inoffizielle Berlin-Hymne, mit soviel Boygroup-Charme, dass ihm die Jury spontan DJ Bobos bronzenen Bravo-Otto von 1996 überreicht.

21.25 Uhr

Die Moldawier kommen mit Fisher Price Saxophon und Spaßgeige. Größte Überraschung dabei: Ein total ausgeflippter HP Baxxter-Klon, schafft es perfekt, die Stimme Herbert Grönemeyers zu imitieren. Bochum auf Eurotrance. Currywurst im Starlightexpress-Mantel.

21.20 Uhr

Unglaubliches Tempo, unglaublicher Schwindel. Die Künstler werden über die Bühne getrieben, wie sonst nur Kassenpatienten durch das Behandlungszimmer eines Allgemeinarztes. Nun lässt sich der norwegische Kandidat in den Rachen schauen. Er begeht seine Heimspiel in Kuschel-Rock-Optik vor romantischem Kerzenlicht. Musik wie ewige Weihnacht. Demnächst bei Time Life Music (Nicht im Handel erhältlich!)

21.15 Uhr

Schockstarre. Für einen Moment scheint es, als habe es Gottschalk (per DHL-Paket) doch noch nach Oslo geschafft. Aber auch wenn der silberfarbene Anzug etwas anderes vermuten lässt, ist der große Blonde nur der Kandidat aus Spanien, der die gesamte Erstbesetzung des Zauberer von Oz als Backgroundtänzer verpflichten konnte. leider wird sein märchenhafte Darbietung von einem Fan (Die böse Hexe des Westens?) gestört, der sich auf die Bühne geschlichen hat, um Dorothy und dem Zinmann in ein Tanzbattle zu verwickeln. nach wenigen Sekunden wird er von der Bühne gezogen. Der schüchterne Löwe erleidet einen Schock.

21.10 Uhr

Der erste Song des Abends kommt aus Aserbaidschan. Die Sängerin trägt ein blinkendes LED-Kleid, erzeugt damit aber allenfalls LSD-Atmosphäre. Alles leuchtet wie Diamanten. Lucy in the Sky.

21.00 Uhr

Endlich erklingt die Eurovisions-Melodie und es legt sich ein wohlig warmes Wetten, dass...?-Gefühl über diesen Abend. Doch statt Thomas Gottschalk begrüßt uns der letztjährige Gewinner Alexander Rybak, der sich augenscheinlich Garderobe und Minenspiel von Florian Silbereisen, dem ältesten 27jährigen Deutschlands, geborgt hat. Volksmusik in Oslo. Die Saalwette entfällt.

20.50 Uhr

Auftritt Xavier Naidoo. Mannheims bekanntester Sohn (nach Rudi Altig, Sepp Herberger, Richy Müller und Steffi Graf) singt, worüber er immer singt: Liebe und Gott. In den Refrain schaltet das Erste deshalb "Das Wort zum Sonntag" von einem Pastor mit ARD-Mikrofonpuschel, der den Sängern und Sängerinnen nur das Beste und Lena den Sieg wünscht. Und, natürlich auch: Ein bisschen Frieden. Während er spricht, bildet sich im Hinterhof der Tagesspiegel eine spontane Menschenkette. Wildfremde fassen sich an den Händen, zünden Kerzen an und singen "Satellite". Ein ganzes Land ist Lena. Nur Matthias Opdenhövel nicht. Der ist Matthias Opdenhövel. Und das ist anstrengend genug.

20.45 Uhr

Erschreckend. Im bunten Warm-Up-Programm an der Elbe darf jetzt auch Ralf Zacherl auftreten. Nachdem ihm Marijke Amado (auch Matthias Opdenhövel) in die Zauberkugel geschickt hat, singt Zacherl "Geboren um zu leben". Wäre die Show ein Restaurant, selbst Rach könnte sie nicht retten.

20.41 Uhr

In seiner verschrobenen Expertise erinnert Kerkeling erschreckend an den späten Franz Beckenbauer ("Der Firlefranz") oder auch an das Duo Netzer/Delling in Personalunion. Entweder Kerkeling hat seine beste Zeit hinter sich oder den Grimme-Preis im Visier. Wobei diese beiden Gedankenmodelle in keinster Weise ausschließen.

20.40

Hape Kerkeling versucht Lena schon einmal nur Kraft seiner Sprache auf den norwegischen Gipfel zu tragen. Seine Expertenmeinung in der Zusammenfassung: "Lena geht aufs Goldtreppchen", "Lena, go for Gold!" Dann malt er sich mit Goldfarbe an und erstickt, wird durch Matthias Opdenhövel ersetzt, der sich selbst interviewt.

20.35 Uhr

Nena schickt eine Ballade in den Hamburger Nachthimmel. Windjammer im Hafen. Danach aber singt sie noch "Du bist überall", einen Song aus den späten 80ern, den sie heute Abend Matthias Opdenhövel gewidmet hat, der aber grad nicht da ist, weil er sich im Off auf die Halbzeitinterviews mit den deutschen Nationalspielern in Budapest und Spiel Sieben bei Schlag den Raab vorbereiten muss.

20:25 Uhr

Wunderwelt Fernseh-Montage. Plötzlich sitzt Lena mit Stefan Raab vor einer norwegischen Fototapete, trägt einen Norweger-Pulli, spricht viel, sagt aber: Nichts. Schnitt: Auf der Bühne jetzt Lena in dreißig Jahren. Ein Fehler im Raumzeitkontinuum? Nein. Lediglich ein Cameo von Nena, der jüngsten 50jährigen Deutschlands die auf ihrem Flug durch Raum und Zeit für ein Duett mit Xavier Naidoo unterbrochen hat. Was wird Markus dazu sagen, wenn er das erfährt?

20:20 Uhr

Jetzt werfen Kerkeling und Opdenhövel einen Blick ins Brainpool-Familienalbum. Und sehen: Eine noch zurückhaltende Lena bei ihrem ersten TV-Total-Auftritt. Unscheinbar, zurückhaltend, schüchtern. Ein junges Mädchen, die wirkt wie die Schwiegertochter der Nation. Eine beste Freundin, mit der man bestimmt, sagen wir, Pferde stehlen oder zum Nacktbaden ins örtliche Schwimmbad einbrechen könnte.

20.15 Uhr

Jan Hofer verabschiedet sich ins Nachtprogramm und die Kamera fliegt nach Hamburg. Auf der Reeperbahn begrüßen Matthias Opdenhövel (Schlag den Raab), Hape Kerkeling (Hurz) und Opdenhövels Co-Moderatorin Alfred E. Neumann die euphorisierte Masse in einer Stimmenlage wie Konfetti aus Wurst. Willkommen zu einem Sommermärchen-Abend. Nur ohne Sommer. Und ohne Märchen. Guten Abend.

20.05

Noch zeigt das Erste weder Lena noch einen ihrer Kontrahenten. Stattdessen nur die Tagesschau mit Jan Hofer, der die Nachrichten zur Feier des Tages aber im Voll-Playback verliest, im Hintergrund entlockt Ulrich Wickert dem Teleprompter eine angenehm loungige Bass-Linie. Jam-Session in der ARD. Nur die Tracklist passt nicht so ganz in die Friede-Freude-Eierkuchen-Propaganda der Grand-Prix-Macher. Ein bisschen Frieden sucht man hier vergebens. Die Nachrichten klingen eher wie ein Liederabend mit Marilyn Manson. Aus Polen droht weiter die Oder. Gefahr aus Osteuropa. Ist die Entscheidung für heute Abend etwa schon gefallen?

20.00 Uhr

Willkommen zum Tagesspiegel-Liveticker vom Eurovision Songcontest in Oslo, dieser knallbunten Expo europäischer Fantasiemusik. In den kommenden fünf Stunden wird Oslo in schallendem Lametta erstrahlen. Denn es erwartet uns ein musikalisches Kostümfest, eine in die Höhe, Breite und Tiefe potenzierte Olympia-Eröffnungszermonie, in der alles möglich erscheint. Fliegende Stimmen, tanzende Weihnachtsbäume mit Liedern, die Herz und Mimik zum Schmelzen bringen können, und, selbstverständlich auch der erste deutsche Grand Prix-Sieg seit 28 Jahren. Ob Lena den Deutschen ihren Frieden wieder geben kann, erfahren Sie hier! Der Tagesspiegel-Liveticker vergibt schon einmal vorab 12 Punkte. An sich selbst.

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