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Panorama: Expo 2000: Gemeine Gänsehaut in Germania

Es ist ein langer Weg von Kolumbien auf das Messegelände in Hannover. Man stellt sich vor, wie die Tänzer und Musiker in dünnen Hemden und Kleidchen das Flugzeug bestiegen haben, um dann bibbernd in Hannover aus selbigem zu klettern.

Es ist ein langer Weg von Kolumbien auf das Messegelände in Hannover. Man stellt sich vor, wie die Tänzer und Musiker in dünnen Hemden und Kleidchen das Flugzeug bestiegen haben, um dann bibbernd in Hannover aus selbigem zu klettern. Ein interessanter Feldversuch: Wie verändert sich das Lebensgefühl von Menschen, wenn man sie Temperaturen aussetzt, die für ihr Gefühl knapp über dem Gefrierpunkt liegen?

Der Wind fegt um die Ecken, als das Nationalballett Kolumbiens an der Plaza Latina zu tanzen beginnt; aus dunklen Wolken droht nasses Unheil. Auf den ersten Blick ist den Künstlern nichts anzusehen. Man muss schon nah an sie herantreten, um zu erkennen, dass die Gemeine Gänsehaut kein europäisches Phänomen ist. Die Plaza Latina ist eine gute Idee, um die Expo ein bisschen aufzupeppen. Mehr als ein Dutzend südamerikanischer Länder hat sich zusammengeschlossen und auf dem Westgelände eine Bühne errichten lassen. Bis weit in den Abend hinein gibt es hier jeden Tag Folklore aus Bolivien, Mexiko, El Salvador oder eben: Kolumbien. Selten sentimental, meist feurig.

Liegt es nur am Wetter? Der Funke jedenfalls will nicht recht überspringen zu den etwa 20 Zuschauern. Zusammengeklappte Sonnenschirme stehen traurig auf dem Platz herum, die Tresenfrauen und -männer hinter der Bar versenken die Hände tief in die Taschen ihrer wattierten Jacken. Den Tänzern und Musikern ist nun wirklich kein Vorwurf zu machen; bewundernswert professionell federn und juchzen sie durch ihr Programm. Passend dazu bricht für ein Sekündchen die Sonne durch die Wolken und vermittelt den Hauch einer Ahnung davon, was die Expo sein könnte.

Arne Boecker

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