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Vor allem Ältere nutzen Facebook. Die Jungen flüchten zu anderen Anbietern. Foto: AFP

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Panorama: Facebook verliert Jugendliche

Sie flüchten zu WeChat, Vine, Flickr und Tumblr.

Berlin - Die 13- bis 24-Jährigen verlassen Facebook in Scharen, weil das soziale Netzwerk unter Älteren einen ungeahnten Boom erfährt. Das geht aus einer Erhebung des Beratungsunternehmens iStrategylabs hervor. Vor allem die jüngsten Facebook-User, die 13- bis 17-Jährigen, wenden sich demnach von dem Netzwerk ab. Ein Viertel ist zwischen 2011 und 2014 auf andere Anbieter umgestiegen. Grund dafür ist das gleichzeitig rasante Wachstum von Facebook unter älteren Usern. Bei den 25- bis 54-Jährigen steigt die Aktivität um 30 bis 40 Prozent. Über 80-prozentige Zuwachsraten verzeichnet das Unternehmen unter den über 55-Jährigen. Beinahe die Hälfte aller Facebook-User ist nun 35 oder älter. Bei den Erwachsenen ist Facebook damit so erfolgreich wie nie zuvor.

Wenn die Älteren kommen, flüchten die Jungen. Facebook selbst ist das Problem schmerzhaft bewusst. Spätestens nachdem der eigene Produktionsdirektor Blake Ross im Februar vergangenen Jahres seine Kündigung scherzhaft damit begründete, dass Facebook ihm mittlerweile zu uncool sei. Er erzählte, ein „Forbes“-Journalist hätte einen Freund seines Sohnes gefragt, ob Facebook noch cool sei und dieser hätte das verneint.

„Wir sehen einen Rückgang von täglichen Nutzern. Vor allem bei jüngeren Teenagern“, sagt auch Facebook-Finanzchef David Ebersmann. Bereits im Geschäftsbericht 2012 hatte Facebook zugeben müssen, junge Nutzer an andere Netzwerke zu verlieren. Doch neben dem Ansturm der Älteren gibt es noch weitere Gründe für das Fernbleiben der Jungen. Anders als bei Tumblr oder Instagram gibt es nur wenige Möglichkeiten, dem eigenen Profil durch Bilder oder Videos eine persönliche Note zu verschaffen. Auch die Debatte über Facebooks Spionage gegen User hat ihren Beitrag geleistet, um das Image des Konzerns zu schädigen. Viele User sind über die ständig geänderten Privatsphäreneinstellungen verärgert. Die Nutzungsbestimmungen sind mittlerweile länger als die US-Verfassung.

Immer mehr webaffine, junge Nutzer kehren deshalb Facebook den Rücken. Sie wenden sich anderen Diensten wie WeChat, Vine, Flickr, Snapchat, Tumblr, Twitter, Pinterest und Instagram zu. Es sind soziale Dienste, die von älteren Internetusern nur wenig besucht werden.

Facebook ist der Gigant unter den Netzwerken. Doch sein größter Wettbewerbsvorteil – alternativlos zu sein –, er schwindet zusehends. Michel Penke

Michel Penke

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