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Fährunglück: Überlebende werfen Verantwortlichen Versagen vor

Vermutlich über 1000 Menschen sind bei dem Fährunglück im Roten Meer ums Leben gekommen. 389 Menschen überlebten die Katastrophe. Sie erheben schwere Vorwürfe gegen Besatzung und Rettungsmannschaften.

Kairo/Safaga - So hätten nicht alle Passagiere Schwimmwesten erhalten, es habe zu wenige aufblasbare Rettungsboote an Bord gegeben, die Küstenwache sei erst rund zwölf Stunden nachdem ein Feuer auf der «Al Salam Boccaccio 98» ausgebrochen war, am Unglücksort eingetroffen. Das sagten Ägypter, die sich im Krankenhaus von Safaga von dem Unglück erholten. Nach offiziellen Angaben vom Samstag überlebten etwa 389 der insgesamt 1414 Menschen, die an Bord der 36 Jahre alten «Al Salam Boccaccio 98» waren, die Katastrophe.

Wie Überlebende berichteten, brach am Donnerstagabend, etwa eineinhalb Stunden nachdem die Fähre den saudiarabischen Hafen Dhiba verlassen hatte, unten im Schiff ein Feuer aus. Die Passagiere liefen auf das oberste Deck und warteten dort etwa vier Stunden lang, als das Schiff plötzlich langsam zu sinken begann. Das Wasser des Meeres löschte den Brand, während die Fähre leicht zu einer Seite kippte. In Panik liefen die Passagiere zur anderen Seite, doch dann sank das Schiff noch weiter, bis es schließlich völlig unter der Wasseroberfläche verschwand.

Einige Menschen, die Schwimmwesten ergattert hatten, sprangen ins Meer, andere schafften es, sich auf die aufblasbaren Boote der Fähre zu retten. Viele ertranken. «Die Wellen waren hoch und das Wasser war kalt, aber es gab keinen Sturm», sagte ein Ägypter, den die Küstenwache am Freitag von einem Rettungsboot geholt hatte.

Die Fähre, die am frühen Freitagmorgen in Safaga hätten ankommen sollen, sank 90 Kilometer vor dem Zielhafen. Die Suche im Wasser wurde am Samstag fortgesetzt, doch die Hoffnung noch weitere Überlebende zu finden, wurde immer geringer. Der Nachrichtensender Al-Arabija berichtete, in saudiarabischen Hoheitsgewässern seien weitere sechs Menschen aus den Fluten gerettet worden. In Safaga und Hurghada drängten sich am Samstag Tausende von Angehörigen der Vermissten. Sie forderten Gewissheit über das Schicksal ihrer Verwandten. Doch selbst die Angehörigen der Überlebenden durften die von Polizisten abgesperrten Krankenhäuser zunächst nicht betreten.

Präsident Husni Mubarak und Ministerpräsident Ahmed Nazif besuchten unterdessen Verletzte, die nach ihrer Rettung in zwei Krankenhäuser in Safaga und in den 60 Kilometer weiter nördlich gelegenen Urlaubsort Hurghada gebracht worden waren. Unklar ist nach wie vor, was den Brand an Bord des Schiffes ausgelöst hatte. Einige Überlebende berichteten, das Feuer sei auf dem Autodeck entstanden, andere erzählten, die Flammen hätten aus der Maschine geschlagen, wieder andere sagten, Reisende hätten mit Gaskochern an Bord Essen zubereitet.

Im ägyptischen Fernsehen und im Hafen von Safaga wurden am Samstag die Namen der Überlebenden verlesen. Zur Zahl der bislang geborgenen Leichen und zu ihrer Identität machten die Behörden jedoch keine Angaben. Unter den Passagieren waren 1200 Ägypter, 100 Saudis, 96 Besatzungsmitglieder sowie je ein Reisender aus Kanada, Indonesien, den Philippinen. Die restlichen Passagiere kamen aus anderen arabischen Staaten. Die meisten ägyptischen Passagiere stammten aus den ländlichen Provinzen Oberägyptens. (tso/dpa)

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