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Wurde wegen Entführung verurteilt: André Bamberski, hier 2009 vor dem Gericht in Mulhouse.

© afp

Fall Kalinka: Gericht verurteilt Vater wegen Selbstjustiz

Weil er sich von der deutschen Justiz im Stich gelassen fühlte, entführte André Bamberski 2009 den mutmaßlichen Mörder seiner Tochter Kalinka und bekam in Frankreich Recht. Nun wurde er deshalb verurteilt.

In dem seit mehr als drei Jahrzehnten andauernden Kriminalfall Kalinka hat ein Gericht den leiblichen Vater der Jugendlichen wegen seiner Selbstjustiz-Aktion zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Richter im elsässischen Mulhouse sahen es am Mittwoch als erwiesen an, dass André Bamberski 2009 die Entführung von Kalinkas deutschem Stiefvater nach Frankreich organisierte, um dort ein neues Verfahren gegen diesen zu ermöglichen.

Der heute 79 Jahre alte Mediziner Dieter K. ist nach Ansicht der französischen Justiz für den Tod der Jugendlichen im Jahr 1982 verantwortlich. Behörden in der Bundesrepublik hatten die Auslieferung des früheren Arztes stets abgelehnt, weil ein Ermittlungsverfahren in Deutschland aus Mangel an Beweisen eingestellt worden war. Nur die Entführung des Mannes aus Bayern ermöglichte deswegen eine Festnahme: Krombach wurde anschließend in Frankreich vor Gericht gestellt und Ende 2011 zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Kalinka war 14 Jahre alt, als sie in Deutschland starb.
Kalinka war 14 Jahre alt, als sie in Deutschland starb.

© dpa

Bei der mündlichen Gerichtsverhandlung im Mai hatte die Staatsanwaltschaft eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten Haft gefordert. Anklagevertreter Hervé Robin sprach Bamberski (76) damals sogar Anerkennung aus. „Menschlich gesehen, bin ich beeindruckt von Ihrem Mut und Ihrer Beharrlichkeit“ sagte er. Die französische Justiz sei bis zu der von Bamberski organisierten Entführung machtlos gewesen. (dpa)

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