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Fall Madeleine: Das beredte Schweigen von Portugals Ermittlern

Im Fall der verschwundenen Madeleine McCann hat sich der portugiesische Richterrat eine Schweigepflicht auferlegt, obwohl der betroffene Untersuchungsrichter gerne Informationen veröffentlicht hätte. Die McCanns selbst werden derweil durch einen ehemaligen Mitarbeiter des Außenministeriums als Sprecher vertreten.

Die portugiesische Justiz will sich trotz öffentlichen Drucks auch weiterhin nicht zum Fall Maddie äußern: Der Richterrat lehnte einen Antrag des zuständigen Untersuchungsrichters Pedro Frias ab, sein Schweigen über die Ermittlungen brechen zu dürfen. In einer Erklärung betonte das Gremium, zum derzeitigen Zeitpunkt sei es nicht Aufgabe des Richters, die Öffentlichkeit zu informieren. Unterdessen wurde bekannt, dass sich die portugiesische Polizei von ihrem Sprecher Olegario Sousa getrennt hat. Die Familie McCann präsentierte ihren neuen Vertreter, einen früheren Mitarbeiter des britischen Außenamts.

Angesichts der anhaltenden Medienspekulationen über das Schicksal der seit Anfang Mai verschwundenen Madeleine McCann hatte Frias das Gremium gebeten, ihn von seiner Schweigepflicht zu entbinden. Seine Aufgabe sei es aber einzig und allein, Entscheidungen über konkrete Ermittlungsvorhaben der Polizei wie Durchsuchungen oder Gutachten zu treffen oder einzugreifen, wenn die Rechte der Betroffenen berührt seien, entschied der Richterrat. Es obliege der Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen führt, Informationen zu veröffentlichen, wenn sie es wünsche und wenn es das Gesetz erlaube.

Staatsanwaltschaft und Polizei neuerdings schweigsam

Der portugiesische Generalstaatsanwalt Jose Matos Pinto Monteiro hatte sich vor einer Woche zuletzt zu Wort gemeldet und angekündigt, seine Behörde werde innerhalb von zehn Tagen über das weitere Schicksal von Maddies Eltern entscheiden, die am 8. September offiziell zu Verdächtigen erklärt wurden. Auch die portugiesische Polizei schweigt weiterhin offiziell und hält sich strikt an ihre Verpflichtung, sich nicht zu den laufenden Ermittlungen und den Vorwürfen gegenüber den McCanns zu äußern. Gründe für das Ausscheiden ihres Sprechers Sousas oder einen Nachfolger benannte sie nicht.

Britische Medien berichteten unterdessen, dass ein portugiesischer Richter eine Anfrage der Ermittler, die McCanns für weitere Verhöre von Großbritannien nach Portugal zu zitieren, abgelehnt habe. Die Vorwürfe gegen sie seien dafür nicht stark genug.

McCanns mit neuem Sprecher

Laut Freunden und der Familie der McCanns gehen die Ermittler davon aus, dass Maddies Eltern den Unfall-Tod ihrer Tochter verschuldet und dann deren Leiche beseitigt hätten. Die McCanns beteuern bis heute, sie hätten mit dem Verschwinden ihrer Tochter nichts zu tun. Sie sind nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass die damals Dreijährige aus der Ferienwohnung an der Algarve entführt wurde, während sie mit Freunden beim Abendessen in einem nahegelegenen Restaurant saßen.

Unterstützung erhielten die McCanns von dem Vertreter des britischen Außenministeriums, der ihnen in Portugal beistand. Er habe seinen Dienst quittiert, um künftig die Familie als Sprecher zu vertreten, teilte Clarence Mitchell im Beisein der McCanns vor deren Haus in Rothley mit. Der frühere BBC-Journalist nannte die Vorwürfe gegen die McCanns "aberwitzig" und zeigte sich überzeugt, dass sie die "unschuldigen Opfer eines schrecklichen Verbrechens" seien. Während seiner gesamten Zeit mit den McCanns habe er nichts "gesehen oder gehört", was ihm verdächtig hätte vorkommen müssen. Mitchell rief dazu auf, alle Spekulationen zu beenden und sich wieder auf das Schicksal des Mädchens zu konzentrieren. (mit AFP)

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