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Fall Stephanie: Angeklagter legt Geständnis ab

Im Prozess um die Vergewaltigung der 13-jährigen Stephanie hat der Angeklagte Mario M. ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Dresden - Der 36-Jährige beantwortete bei der Vernehmung vor der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Dresden alle Fragen umfassend. Die Aussage des Angeklagten erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Laut der zum Prozessauftakt verlesenen Anklage musste das Mädchen während ihres fünfwöchigen Martyriums durch den Angeklagten Mario M. vielfache sexuelle Misshandungen, Vergewaltigungen und Demütigungen ertragen. Der 36-Jährige habe das Mädchen als seine "Sexsklavin" betrachtet.

Mario M. hatte die heute 14-jährigen Stephanie am 11. Januar auf dem Weg von ihrem Elternhaus zur nahegelegenen Schule entführt und in seine Wohnung verschleppt. Er habe Stephanie körperlich misshandelt, sie unter Gefahr für Leib und Leben zu sexuellen Handlungen genötigt und sie in zahlreichen Fällen "besonders erniedrigt", sagte Anklagevertreterin Liane Pospischil. So habe er das Mädchen täglich an in die Wand gelassene Ringe oder ans Bett gefesselt und mindestens zweimal wöchentlich in eine knapp einen Meter lange, enge Holzkiste gesperrt, wenn er das Haus verließ. Insgesamt soll er Stephanie mehr als hundert Mal missbraucht haben. Die Anklage wirft ihm Geiselnahme, Körperverletzung, sexuellen Missbrauch von Kindern sowie Vergewaltigung vor.

Taten auf Video aufgenommen

Für den Fall, dass sie sich zur Wehr setzte oder versuchte, sich bemerkbar zu machen, drohte der vorbestrafte Sexualtäter Stephanie laut Anklage, sie umzubringen oder sie "an die Hunde zu verfüttern". Bei nächtlichen Ausgängen wurde sie von Mario M. gefesselt und mit einem 15 Zentimeter langen Küchenmesser bedroht. "Aus Angst folgte sie seinen Anweisungen", sagte die Staatsanwältin. Den Großteil seiner Taten nahm der Beschuldigte selbst per Video auf. Nach Angaben eines Polizeibeamten, der am Montag als Zeuge aussagte, wurden insgesamt 15 Kassetten gefunden, die in sieben Fällen Stephanie zuzuordnen sind. Auf den anderen Kassetten seien weitere Kinder zu sehen, die der Angeklagte unter anderem beim Baden und Spielen mit seiner Videokamera aufgenommen habe.

Während der Anklageverlesung kam es zu einem Zwischenfall, als Mario M. plötzlich aufstand. Der 36-Jährige wurde sofort von Sicherheitsleuten überwältigt und in Handschellen aus dem Gerichtssaal abgeführt. Die von einem großen Medieninteresse begleitete Verhandlung wurde daraufhin für rund anderthalb Stunden unterbrochen. Strafverteidiger Andreas Boine sagte anschließend, seinem Mandanten sei schlecht geworden. Zuvor hatte der Vorsitzende Richter Tom Maciejewski einen Antrag der Verteidigung zurückgewiesen, die Öffentlichkeit während der Anklageverlesung auszuschließen.

Stephanies Zettel sorgten für ihre Befreiung

Laut Anklage war die Tat von langer Hand geplant. Mario M. habe Stephanie sechs bis acht Wochen auf ihrem Schulweg beobachtet, bevor er sie am 11. Januar entführte. Stephanie brachte die Polizei schließlich selbst auf die Spur ihres Peinigers, indem sie bei den nächtlichen Ausgängen mit dem Tatverdächtigen kleine Zettel mit Hilferufen auf der Straße fallen ließ. Ein Passant fand schließlich einen dieser handgeschriebenen Zettel, auf dem mit roter Farbe "Hilfe Hilfe" und die Adresse des Tatverdächtigen stand. Am 15. Februar wurde Stephanie befreit. Dem Angeklagten droht eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren mit anschließender Sicherungsverwahrung. (tso/AFP)

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