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Panorama: Fans von Satan und Wotan

Grausiger kann ein Verbrechen kaum sein. Daniel und Manuela R.

Von Frank Jansen

Grausiger kann ein Verbrechen kaum sein. Daniel und Manuela R. nahmen das Fantasy-Messer mit den drei Klingen und einen Zimmermannshammer, dann fiel das Satanistenpaar über sein Opfer her. Genau 66-mal - eine magische Zahl für Teufelsanbeter - wurde Frank Hackert traktiert. Der frühere Arbeitskollege von Daniel R. war arglos in die Wohnung gekommen. Manuela R. schnitt in den Bauch des 33-Jährigen auch noch einen fünfzackigen Stern, dessen Spitze nach unten zeigt - ein Pentagramm, auch "Drudenfuß" genannt, ein beliebtes Symbol der Teufelsszene. "So ein Mord ist mir noch nicht untergekommen", sagt der Bochumer Staatsanwalt Dieter Justinsky, "das war moralisch auf niedrigster Stufe". Seit Donnerstag stehen Daniel und Manuela R. vor dem Landgericht der Stadt im Ruhrgebiet, die Anklage lautet auf heimtückischen Mord, begangen am 6. Juli 2001 im nahen Witten. Eine andere Strafe als langjährige Einweisung in die Psychiatrie scheint undenkbar.

Der 26-jährige Daniel R. und seine drei Jahre jüngere Frau wirken dennoch beim Prozessauftakt beinahe unbeteiligt. Manuela R. hat sich die rechte Kopfseite fast kahl rasiert, übrig geblieben ist nur ein schwarzer Flaum in Form eines nach unten gekehrten Christuskreuzes. Daniel R. erscheint in normalem Jeans-Outfit. Nur kurz geben beide kund, welcher Ungeist sie gepackt hat: Mit irrem Blick zeigen sie Stinkefinger und Teufelshörner - Zeigefinger und kleiner Finger der rechten Hand sind abgespreizt. Ankläger Justinsky zitiert zu Prozessbeginn einen Gutachter, der dem Paar eine "narzistische Persönlichkeitsstörung" und damit "erheblich verminderte Schuldfähigkeit" bescheinigt. Ein Indiz für andauernde Gefahr: Kämen die psychisch gestörten Satanisten frei, wären nach Ansicht des Experten weitere Verbrechen zu befürchten.

Daniel und Manuela R. glauben, Satan habe ihnen den Mord an Frank Hackert befohlen. Und an weiteren 15 Menschen, deren Namen das Paar auch an eine Wand ihrer Wohnung gepinselt hatte. Neben Hakenkreuzen, SS-Runen und okkulten Symbolen. Wie konnten der Autoteile-Verkäufer und die Gelegenheitskellnerin so weit abdriften?

Der Hinweis auf die psychische Störung reicht als Erklärung nicht aus. Sektenexperten schätzen, die deutsche Satanistenszene zähle bis zu 7000 Anhänger - die meisten berauschen sich pubertär und folgenlos an Ritualmordfantasien. Vermutlich wären auch Daniel und Manuela R. ohne psychischen Defekt nur Twens geblieben, die extreme Lebensentwürfe ausprobieren. Vor allem Daniel R. suchte herum: 1998 ließ er sich vom NPD-Kreisverband Recklinghausen als Wahlhelfer einspannen. Ein Jahr später fiel R. der Polizei auf, als er öffentlich eine CD mit Hakenkreuz präsentierte. Sympathie für den Nationalsozialismus ist typisch für viele Satanisten - das braune Regime gilt als Idealzustand des Bösen.

Ein Idol vieler Fans von Satan und Wotan ist Hendrik Möbus. 1993 erdrosselt der damals 17-jährige Gymnasiast in Sondershausen (Thüringen) den Mitschüler Sandro Beyer, der Möbus und seiner Gruppe "Kinder des Satans" lästig ist. Verurteilt zu acht Jahren Jugendstrafe, kommt Möbus 1998 nach Verbüßung von zwei Dritteln auf Bewährung frei und schließt sich der rechten Szene an. Nach weiteren Delikten flüchtet Möbus aus Angst vor erneuter Haft in die USA. Zu William Pierce, dem Anführer der "National Alliance". Doch die Polizei nimmt den deutschen Fan von Satan und Wotan fest, 2001 wird er in die Bundesrepublik ausgeliefert. Und bleibt unbelehrbar.

Daniel und Manuela R. flohen nach dem Mord an Hackert in ihrem Opel Vectra nach Sondershausen. Vermutlich wollten sie Freunde von Möbus treffen. Und die Mutter seines Opfers Sandro Beyer töten. Der Name der Frau stand in der Wohnung des Satanistenpaares auch an der Wand.

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