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Festakt in Bremen: Gorbatschow als "Freund Deutschlands" geehrt

Anlässlich seines 75. Geburtstages ist der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow am Sonntag in Bremen als Wegbereiter der Wiedervereinigung geehrt worden.

Bremen - Kulturstaatsminister Bernd Neumann sagte bei einem Festakt zu Gorbatschows 75. Geburtstag: «Alle Deutschen wissen, dass ohne ihre Bereitschaft, das Neue zuzulassen, die demokratische Entwicklung im Osten Deutschlands und die darauf folgende Wiedervereinigung beider Teile unsere Landes nicht möglich gewesen wäre.» Friedensnobelpreisträger Gorbatschow sagte in seiner Dankesrede vor rund 1200 Gästen im Bremer Konzerthaus Glocke, er sei von einem «Gefühl der tiefsten Dankbarkeit» ergriffen.

Der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher würdigte Gorbatschows politisches Werk. «In jener Zeit der Konfrontation zwischen Ost und West gehörte Mut dazu, mit Perestroika und Glasnost den Völkern der Sowjetunion einen neuen Weg zu öffnen», sagte Genscher über seinen «persönlichen Freund». «"Keine Gewalt" war seine Devise.» Gorbatschow habe mit seinen mutigen Schritten nicht nur den Kalten Krieg beendet, sondern in Zusammenarbeit mit den USA auch ein atomares Abrüsten erreicht.

Gorbatschow fordert Verständnis für Russland

Der Jubilar forderte bei dem Festakt mehr Verständnis für seine Heimat. «In Russland gibt es immer noch ein gehöriges Stück Arbeit.» Die Zusammenarbeit mit Deutschland sei eine unabdingbare Voraussetzung für ein stabiles Europa.

Der ehemalige sowjetische Präsident war auf Einladung des Bremer Senats in Begleitung seiner Tochter in die Hansestadt gekommen. Am Donnerstag, seinem eigentlichen Ehrentag, hatte er seinen Geburtstag bereits in Moskau gefeiert. Bei dieser Feier war auch Altbundeskanzler Helmut Kohl anwesend.

Gorbatschow gilt als Wegbereiter von Perestroika (Umgestaltung) und Glasnost (Offenheit) in der früheren Sowjetunion. Er führte das Riesenreich von 1985 bis zu seiner Auflösung 1991. Geboren wurde er am 2. März 1931 in Südrussland als Sohn eines Bauern. Er studierte Jura und machte in der Kommunistischen Partei Karriere. 1980 rückte der junge Funktionär in das Politbüro auf. Nach dem Tod der Kreml- Chefs Breschnew, Andropow und Tschernenko trat Gorbatschow im März 1985 an die Spitze der Sowjetunion.

1989 mahnte der Reformer den DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker: «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.» Wenige Wochen später fiel die Mauer. Im Juli 1990 sagte Gorbatschow schließlich dem damaligen Kanzler Kohl die Wiedervereinigung und einen Truppenabzug aus Deutschland zu. (tso/dpa)

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