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Panorama: Flucht aus Bangkok

Das Hochwasser steigt und steigt

Bangkok - Angesichts des am Wochenende drohenden Scheitelpunkts des Hochwassers in Bangkok verlassen die Einwohner in Scharen die thailändische Hauptstadt. Die ersten Fluten erreichten am Donnerstag das Zentrum der Zwölf-Millionen-Metropole, unter anderem den Königspalast. Regierungschefin Yingluck Shinawatra sprach unter Tränen von einer „Krise“ und einem „Kampf gegen die Natur, den wir nicht gewinnen können“. Hunderttausende versuchen, mit Bus und Bahn in Küstenstädte wie Pattaya, Hua Hin und Phuket zu gelangen. Die Ausfallstraßen waren teilweise komplett verstopft.

Auch auf dem noch funktionierenden Hauptflughafen drängelten sich die Menschen. Die Flüge vom Suvarnabhumi-Airport seien „bis auf den letzten Platz besetzt“, sagte Sansern Ngaorungsi von der Tourismusbehörde.

Vor allem am Busbahnhof kam es zu erheblichem Gedränge. Einheimische und Touristen suchten verzweifelt nach einer Möglichkeit, die Stadt zu verlassen. „Ich habe in den Nachrichten gesehen, dass das Wasser näherkommt“, sagte der Kanadier Claude Kerrignan. „Vielleicht kommt es ja nicht durch, aber darauf will ich nicht setzen“, fügte der 72-Jährige hinzu. „Rings um mein Haus haben die Menschen Sandsäcke über einen Meter hoch aufgetürmt. Aber wenn es stimmt, was sie sagen, wird das Wasser höher sein.“ Die Behörden der Hauptstadt rechnen unter anderem damit, dass das Wasser im Fluss Chao Phraya eine Höhe von 2,60 Metern erreicht – die Flutschutzdämme sind im Durchschnitt aber nur 2,50 Meter hoch.

Aus Angst vor dem Hochwasser und um der Bevölkerung Zeit für die Vorbereitungen zu geben, hat die Regierung fünf freie Tage verfügt. Schulen, Amtsstuben und auch viele Geschäfte blieben deshalb am Donnerstag geschlossen. Noch offene Supermärkte mussten wegen Hamsterkäufen Grundnahrungsmittel rationieren.

Das Auswärtige Amt (AA) hat seine Reise- und Sicherheitshinweise für Thailand aktualisiert: „Von nicht unbedingt erforderlichen Reisen in den Großraum Bangkok und Zentralthailand wird dringend abgeraten“, heißt es darin.

Wer eine Bangkok-Reise gebucht hat, könne nun kostenlos stornieren, sagte Sabine Fischer-Volk, Reiserechtsexpertin der Verbraucherzentrale Brandenburg. Das AA rät Urlaubern außerdem, sich umgehend mit ihrem Reiseveranstalter in Verbindung zu setzen, um zu klären, ob sich Reisen nach Bangkok oder Zentralthailand verschieben lassen oder ob sich die Reiseroute ändern lässt.

Wer dagegen seinen Thailandurlaub ausschließlich in den Tourismuszentren im Süden des Landes am Strand verbringt, hat laut Fischer-Volk nicht das Recht, vom Reisevertrag zurückzutreten. Nach Einschätzung des Auswärtigen Amtes sind die wichtigen Tourismusregionen wie Phuket, Pattaya, Koh Samui und Hua Hin kaum betroffen. „Deshalb ist es durchaus möglich, dort ungestört seinen Urlaub zu verbringen“, sagte Fischer-Volk. „Wer jetzt storniert, weil ihm einfach nur die Reise nach Thailand nicht geheuer ist, muss Stornogebühren zahlen.“

Die Flutkatastrophe hat zu massiven Ausfällen in der Produktion von Festplatten geführt. Beim Hersteller Western Digital hieß es am Donnerstag, der Produktionsstopp in zwei Fabriken werde zu Preissteigerungen führen. Bereits kurzfristig seien die Festplattenpreise um 20 Prozent gestiegen, berichtete am Donnerstag die „Bangkok Post“. Thailand ist nach China der weltweit zweitgrößte Exporteur von Festplatten. „Unsere vorrangige Sorge gilt dem Schicksal unserer Beschäftigten“, erklärte der Vorstandschef von Western Digital, John Coyne in einem Brief an die Kunden des Unternehmens. Das US-Unternehmen beschäftigt in Thailand 37 000 Arbeiter. AFP/dpa

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