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Flüchtlingsdrama: Über hundert Leichen nach Schiffsunglück vor Tunesien geborgen

Vor Tunesien haben Rettungskräfte über hundert Leichen aus dem Meer geborgen. Das mit rund 800 Insassen überladene Flüchtlingsschiff war vor der tunesischen Insel Kerkennah bei einem Rettungsversuch gekentert.

123 Tote seien bisher an Land gebracht worden, sagte ein Vertreter des tunesischen Roten Halbmonds am Freitag.

Allein seit Beginn der Unruhewelle in Nordafrika ertranken rund 1650 Menschen auf ihrer Flucht vor Armut und Krieg im Mittelmeer. Die Zahl übersteigt den bisherigen traurigen Rekord von 2008. Damals kamen bei der letzten großen Flüchtlingswelle im Laufe des Jahres offiziell 1274 Menschen in der Straße von Sizilien ums Leben.

Die Dunkelziffer liegt dabei ungleich höher. Von vermissten und Toten erfährt Europa in der Regel nur durch Berichte von Überlebenden oder im Meer treibende Leichen. Italienische Medien sprachen am Freitag bereits von einem neuen „annus horribilis“ - einem neuen Horrorjahr.

Das am Mittwoch gesunkene Boot hatte die großteils aus Schwarzafrika stammenden Flüchtlinge von Libyen zur italienischen Insel Lampedusa bringen sollen. Vor den tunesischen Kerkenna-Inseln erlitt der Kahn jedoch bei schwerer See eine Motorpanne. Tunesisches Militär hatte in einer dramatischen Rettungsaktion zunächst rund 570 Passagiere in Sicherheit bringen können.

Italienischen Medienberichten zufolge konnten sich die Rettungseinheiten nur in kleinen Schiffen und Schlauchbooten dem havarierten Kutter nähern, da er sich in flachem Wasser befand. Nur langsam seien zunächst Frauen und Kinder vom sinkenden Boot in Sicherheit gebracht worden. In Panik hätten sich daher viele der Schwarzafrikaner in die dunklen Fluten gestürzt.

Seit Januar wählten 42 000 Immigranten die als extrem gefährlich geltende Mittelmeerroute, um Italien und damit Europa zu erreichen. Oft sind die Boote der Migranten wenig seetauglich, fast immer völlig überladen. Viele der Afrikaner können zudem nicht schwimmen. (AFP/dpa)

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