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Panorama: Flug AF 447 – Brasilien gibt Suche auf 51 Opfer geborgen

Unfallbericht angekündigt

Berlin - Nach den französischen Streitkräften hat jetzt auch die brasilianische Marine die Suche nach den Opfern des am 1. Juni in den Atlantik gestürzten Airbus A330 der Air France eingestellt. Da seit neun Tagen keine Leiche mehr entdeckt wurde, bestehe keine Chance mehr, weitere Tote zu finden, sagte ein Sprecher. Insgesamt wurden die sterblichen Überreste von 51 der 228 Insassen geborgen. Die Ursache der Katastrophe bleibt weiterhin rätselhaft.

Unter den geborgenen Opfern konnten auch der 58-jährige Flugkapitän, ein Steward und drei der insgesamt 28 deutschen Passagiere – zwei Männer aus Bayern und eine Frau aus Hamburg – identifiziert werden. Unterdessen wurde auch die Suche nach weiteren Trümmern des Flugzeuges nach der Bergung von rund 600 Wrackteilen eingestellt. Die Bemühungen zur Auffindung des Flugdatenschreibers und des Rekorders, der die Gespräche im Cockpit aufzeichnet, laufen dagegen weiter. Die Zeit ist knapp, denn die Kapazität der Batterien der Sender, die Funksignale zur Ortung ausstrahlen, reicht nur für gut 30 Tage. Bisher konnten sie trotz des Einsatzes von einem U-Boot und speziellen Horchbojen nicht empfangen werden. Die Suche soll dennoch mindestens bis zum 10. Juli fortgesetzt werden.

Ohne die Daten der beiden wasser- und stoßfesten „Black Boxes“, die in einer Meerestiefe von bis zu 6000 Metern liegen könnten, werden wohl viele Rätsel des Fluges AF 447 unbeantwortet bleiben. Die französische Flugunfall-Untersuchungsbehörde Bureau Enquetes Accidents (BEA) hat zwar für den 2. Juli die Herausgabe eines ersten Zwischenberichtes zum Absturz des A330 angekündigt, zugleich aber davor gewarnt, in die Veröffentlichung allzu große Erwartungen zu setzen. Es werde sich zunächst nur um eine Zusammenstellung der bisher bekannten Fakten handeln, sagte ein Sprecher. Denn bisher gebe es noch immer keine gesicherten Erkenntnisse über die Hintergründe der Katastrophe.

Der zweistrahlige Großraumjet war auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris in ein tropisches Gewitter geraten und offensichtlich in der Luft auseinandergebrochen. Zuvor hatte ein Bordcomputer automatisch zahlreiche Meldungen über Fehlfunktionen von Bordsystemen, darunter widersprüchliche Geschwindigkeitsangaben, an die Bodenstationen gesendet. Nach dem Absturz wurde bekannt, dass der Hersteller Airbus nach diversen Zwischenfällen den Airlines den Austausch der Staudruckrohre empfohlen hatte, die als Tempomesser dienen. Die alten Modelle neigten dazu, durch Vereisung oder Wasseraufnahme blockiert zu werden. Inzwischen hat Air France die Sensoren an allen Maschinen des Typs durch neuere Modelle ersetzt. Die A330 von Air Berlin und Lufthansa sind mit Sonden eines anderen Herstellers ausgerüstet.

Ein verstopftes Staurohr hatte 1996 in der Dominikanischen Republik zum Absturz einer Boeing 757 der türkischen Birgenair mit 176 deutschen Urlaubern geführt. Die US-Transportsicherheitsbehörde NTSB hat am Wochenende mitgeteilt, dass sie zwei Zwischenfälle untersucht, bei denen es in A330-Flugzeugen ebenfalls zu Fehlern bei der Geschwindigkeits- und Höhenanzeige kam.

Rainer W. During

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