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Eine Überwachungskamera auf dem Flughafen von Kuala Lumpur hat Bilder von den beiden Iranern gemacht, die mit gestohlenen Pässen an Bord der Boeing gingen. Der junge Mann links ist Pouria NM..

© dpa

Flug MH370 der Air Malaysia: "Wirst Du jemals zurückkommen?" - "Nein"

Ein 19-jährige Iraner war mit einem gestohlenen Pass an Bord der über dem Golf von Thailand verschollenen Boeing gelangt. "Time" hat Posts auf seinem Facebook-Account übersetzt. Er hatte sich von seinen Freunden verabschiedet. Und wollte wohl ein neues Leben beginnen.

Am 4. März, vier Tage bevor Flug MH370 über dem Golf von Thailand vom Radar verschwand, hat Pouria NM. noch ein Mal auf seiner Facebook-Seite gepostet. Auf dem Foto steht der 19-jährige Iraner zwischen den Petrona Twin Towers in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias. Zu dem Bild hat er den Smiley für "Ich bin aufgeregt" gesetzt. Vielleicht war der junge Mann da schon im Besitz des gestohlenen europäischen Passes, mit dessen Hilfe er dann am 8. März an Bord der Maschine von Air Malaysia gelangte.

Pouria NM. und Reza D. waren die beiden Iraner, die mit fremden Pässen in der verschollenen Boeing gereist waren. Mit Hilfe des österreichischen Ausweises wollte Nourmohammadi nach Deutschland zu seiner Mutter kommen, das hat die malaysische Polizei inzwischen herausgefunden. Er habe dort um Asyl bitten wollen, vermutet man bei den Behörden. Ein Terrorist sei er wohl kaum gewesen. Auch wenn die Polizei in Kuala Lumpur von Anfang an solche Vermutungen nicht geschürt hatten, war zunächst auch in diese Richtung spekuliert worden.

Viele junge Iraner fliehen aus ihrer Heimat

Die Einträge auf Pourias Facebook-Seite zeigen einen jungen Mann, der sich für Mädchen und Autos interessiert und Witze mit seinen Freunden macht. Sie zeichnen das Bild eines 19-Jährigen, der das Leben genießen will - und vielleicht deshalb - wie viele andere junge Iraner auch - versucht hat, auf gefährlichem Weg seine Heimat zu verlassen. Weil die Arbeitslosigkeit gerade unter den vielen jungen Menschen im Land absurd hoch ist, und die gesellschaftlichen Einschränkungen und Zwänge durch das Regime stark.

Dieses Foto aus Kuala Lumpur hat Pouria am 4. März auf seiner Facebook-Seite gepostet. Daneben hat er ein Zeichen für "Ich bin aufgeregt" gesetzt.
Dieses Foto aus Kuala Lumpur hat Pouria am 4. März auf seiner Facebook-Seite gepostet. Daneben hat er ein Zeichen für "Ich bin aufgeregt" gesetzt.

© Pouria/Facebook

So werden auch in den Wochen vor dem letzten Eintrag vom 4. März Pourias Posts rästelhafter und weniger fröhlich. Kay Armin Serjoie hat für "Time" die in Farsi geschriebenen Posts übersetzt, klar wird: Der junge Iraner wusste, dass sich in seinem Leben etwas ändern würde. So schreibt er am 24 Februar: "Wegen einiger Probleme werde ich meinen (Facebook-) Account deaktivieren. Freunde, ernsthaft, wenn ich irgendeinem von Euch geschadet haben sollte, vergebt mir, weil vielleicht..."

Doch der Account bleibt weiter bestehen. Als er am 4. März das Bild von sich zwischen den Petrona Towers postet, merken seine Freunde, dass er nicht mehr im Iran ist. "Du bist also auch gegangen?" übersetzt Kay Armin Serjoie einen der Einträge. Und: "Wirst Du jemals zurückkommen?" Nourmohammadi antwortet: "Nein."

"Danke an alle, die für mich gebetet haben"

Am Donnerstag, fünf Tage nach Verschwinden der Maschine, ist der Facebook-Account von Pouria immer noch zugänglich. Kurz nachdem klar geworden war, dass er an Bord der Air-Malaysia-Maschine war, fingen immer mehr Menschen an, auf der Seite zu kommentieren, zunächst nur in Farsi.

Einer der letzten Einträge des jungen Mannes war gewesen: "Danke an alle, die für mich gebetet haben. Ich bin in Sicherheit." Jetzt steht dort in einem der vielen Posts: "Wenn er nur genau das selbe wieder schreiben würde." Einen anderen übersetzt Serjoie folgendermaßen: "Wenn Du nicht länger in dieser Welt weilst, dann bist Du wenigstens frei, mein Sohn. Verdammt sollen diejenigen Kräfte sein, die Dich dazu gezwungen haben, Deine Heimat zu verlassen."

Inzwischen schreiben auch immer mehr Menschen auf Englisch auf der Seite. Eine Maryam Tehrani postet: "Die Welt betet für Dich, für Reza, und für jeden anderen an Bord von Flug 370. Ich hoffe auf ein Wunder."

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