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Wenn es nach den Billigfliegern geht, sollen die Sitzabstände noch geringer werden, zum Beispiel durch Fast-Stehplätze.

© dpa

Flugreisen: Der Kampf um den besten Platz

In jedem Flugzeug gibt es bessere und schlechtere Sitze. In den meisten Maschinen bieten die Sitze am Notausgang die größte Beinfreiheit. Ein kleiner Ratgeber für Reisende.

Im Büro von Michael O’Leary in Dublin müssen die Sektkorken geknallt haben. Bei einer Fachmesse in Kalifornien hat die italienische Firma Aviointeriors einen neuen Stehsitz vorgestellt, der den Vorstellungen des umtriebigen Ryanair-Chefs entsprechen dürfte, noch mehr Passagiere in seine Billigflieger zu zwängen. So wird es für Reisende immer wichtiger, sich vor dem Start über die besten Plätze zu informieren.

Nichts ist wertvoller an Bord als der zwangsläufig begrenzte Platz. Deshalb die horrenden Preisunterschiede zwischen First-, Business- und Economyklasse. Bei den Billigfliegern spielt das keine Rolle, sie bieten den Reisenden nur die „Holzklasse“ und versuchen, so viele Menschen wie möglich zu befördern. Eine Obergrenze bildet nur die in der Zulassung des Flugzeugmodells festgeschriebene höchstzulässige Passagierzahl. Die richtet sich nach der Zahl der Fluggäste, die die Maschine im Unglücksfall binnen 90 Sekunden über die Notausgänge verlassen können. Spitzenreiter ist der Airbus A380 mit 853 Passagieren.

29 Inch (73,5 Zentimeter) gelten bisher als Schmerzgrenze für den Mindestabstand zwischen den Sitzreihen . Die Billigflieger Easyjet und Air Asia gehören laut www.airquality.com zu den Airlines, die sich auf dieses Maß beschränken. Ryanair bringt es sogar auf 76 Zentimeter. Die beste Economy-Klasse bieten nach einer Erhebung des britischen Bewerters Skytrax Qatar Airways, Kingfisher Airlines (Indien), Thai, Asiana (Südkorea), Malaysian, Saudi Arabian und Arik Air (Nigeria) mit jeweils 86 Zentimetern. Doch nicht nur dieser „Seat-Pitch“ genannte Wert, auch der Sitz selbst spielt eine Rolle. So konnte man die Beinfreiheit der EcoPassagiere im A380 bei gleich gebliebenem Sitzabstand mit dünneren Sitzkissen um fünf Zentimeter vergrößern, sagt Christina Foerster, bei der Lufthansa zuständig für das Langstreckenprodukt.

Bei Aviointeriors geht man den entgegengesetzten Weg. Der neue „Sky Rider“ ist kein klassischer Sitz, sondern eine Art Sattel mit Sicherheitsgurt und Lehne und stellt das Optimum in Richtung der aus Sicherheitsgründen nicht realisierbaren Stehplätze dar. Damit lässt sich der Abstand der Sitzreihen auf 23 Inch (58 Zentimeter) reduzieren. So ließe sich in einen Jet trotz platzintensiver Business-Klasse die höchstzulässige Zahl von Passagieren zwängen, sagt der Hersteller. Es fehlt allerdings noch der behördliche Segen.

Indessen ist es für den Passagier auch heute schon ratsam, sich frühzeitig über den besten Platz an Bord zu informieren und zu versuchen, diesen durch vorzeitigen Internet-Check-in oder frühes Erscheinen am Flughafen auch zu bekommen. In den meisten Maschinen bieten die Sitze am Notausgang die größte Beinfreiheit, aber Vorsicht, auch hier gibt es Unterschiede. Manchmal ist der Fußraum der Fensterplätze hier durch einen vorstehenden Kasten mit der Notrutsche beengt oder die Rückenlehnen lassen sich nicht verstellen. Empfohlen werden meist auch die Plätze vor der Trennwand zum davorliegenden Kabinenabschnitt, wenn den Reisenden der fehlende Vorausblick nicht stört. Außerdem muss man hier wissen, dass das Handgepäck wegen des fehlenden Vordersitzes bei Start und Landung in den Gepäckfächern verstaut werden muss und sich das Tablett und oft auch der Bildschirm des Bordunterhaltungssystems statt in der Rückenlehne versenkt in den Armlehnen befinden. Abgeraten wird wegen der häufig dahinterliegenden Toiletten dagegen von der letzten Sitzreihe.

Webseiten wie www.seatguro.com, www.seatexpert.com und www.airlinequality.com bieten detaillierte Sitzpläne für die verschiedenen Flugzeugtypen aller großen Airlines und zum Teil sogar die Möglichkeit zur Suche nach Flugnummer. Die besten Sitze sind grün, die schlechtesten rot markiert. So werden beim auf den Rennstrecken von Berlin nach Frankfurt und München eingesetzten Airbus A321 der Lufthansa die Reihe 11 sowie die Plätze 24 B,C und E empfohlen, während von Reihe 36 abgeraten wird. Wer mit Continental in der Boeing 757 von Tegel nach New York fliegt, sollte in der Business Class die Sitze 1 A oder B und in der Economy Class die Plätze 7 B/C oder 8 D/E/F oder die Reihe 21 wählen, abgeraten wird von den Reihen 14 und 40. Im Langstrecken-Airbus A330 der Air Berlin bieten die Plätze 47 D und G die größte Beinfreiheit, dagegen sollte man 33 B und H, sowie 34 und 46 D und G meiden, so die Webseiten.

Nicht immer gibt es den besseren Platz umsonst. Insbesondere Ferienflieger verlangen häufig einen Zuschlag, so kassiert Condor 20 Euro für einen „XL-Seat“. TUIFly und die Lufthansa-Low-CostTochter Germanwings lassen sich jede Platzreservierung bezahlen und nehmen für die Sitze am Notausgang einen deutlichen Aufpreis. Bei den Billigfliegern Easyjet und Ryanair kann man sich bei grundsätzlich freier Sitzwahl nur einen Platz in der jeweils ersten Passagiergruppe kaufen, die an Bord gelassen wird. Dann gilt es, mit den anderen um die Wette zu laufen.

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