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Konzentriert. Robert Dietrich gehörte bei der Eishockey-WM zu den Besten.

© dapd

Flugunglück in Russland: Tod eines Eishockey-Ausnahmetalents

Robert Dietrich war Verteidiger im Eishockey-Nationalteam. Der 25-Jährige starb beim Flugzeugabsturz in Russland.

Es gibt dieses Bild, auf dem Robert Dietrich ausgelassen feiert mit der Eishockey-Nationalmannschaft. Ein lustiger junger Kerl mit dunkelblonden fransigen Haaren und Kölschglas in der Hand. Im Mai 2010 ist es, vor der Kölnarena, als sich die deutschen Spieler nach der Weltmeisterschaft in Deutschland auf einem Podest tausenden Fans präsentieren. Die Deutschen sind überraschend Vierter geworden, Dietrich hat als einer ihrer besten Verteidiger dazu beigetragen.

Köln 2010 war ein Karrierehöhepunkt für Robert Dietrich. Meistens ging es in seinem Leben ja auch nach oben. Als kleines Kind verlässt er mit seinen deutschstämmigen Eltern Kasachstan. Das Eishockeyspielen lernt Dietrich in seiner neuen Heimat, beim ESV Kaufbeuren im Allgäu. Früh fällt sein Talent auf, sein Ehrgeiz. Mit 17 Jahren spielt er für den EC Peiting in der Oberliga, dann für Crimmitschau und Straubing in der zweiten Liga und mit 19 hat er sich in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) hochgespielt. Zunächst allerdings wird er meist nach Straubing abgeschoben, bis 2006 Don Jackson Trainer in Düsseldorf wird.

Der US-Amerikaner erkennt das „außergewöhnliche Talent“ von Dietrich. Unter Jackson wird Dietrich Stammspieler in der DEL. „Robert war sehr zuverlässig, hat in der Defensive wenig Fehler gemacht. Was mir aber besonders imponiert hat: Er konnte sich Respekt auf dem Eis verschaffen.“ Jackson erinnert sich daran, wie Dietrich einmal „knallhart“ einen kanadischen Spieler im Training „an die Bande gedrückt“ hat. „Danach wussten alle, mit dem Dietrich machst du besser keinen Spaß auf dem Eis“, sagt Jackson.

Dietrich ist in Düsseldorf so stark, dass sich die Nashville Predators aus der National Hockey-League (NHL) 2007 die Rechte an dem kantigen Verteidiger sichern. Die NHL. Der Traum jedes jungen Eishockeyspielers. Nashville bietet Dietrich 2007 einen Drei-Jahres-Vertrag an. Doch die Gesundheit spielt nicht mit. Nach zwei schweren Verletzungen und einer Operation verpasst Dietrich fast die komplette Saison 2007/2008 in Düsseldorf. Das Abenteuer Amerika beginnt erst danach: Dietrich wechselt nach Nashville, kommt aber nur im Reserveteam der Predators, den Milwaukee Admirals in der American Hockey League (AHL) zum Einsatz. 2009 wird er zum besten Verteidiger der AHL-Playoffs gewählt. „Die waren sehr zufrieden mit mir“, erzählt Robert Dietrich in der Sommerpause. „Mit diesem Wissen wieder über den Atlantik zu fliegen, ist ein tolles Gefühl. Auch wenn die Erwartungen natürlich steigen.“

Doch sein zweites Jahr in den USA läuft weniger gut. Seine Ehefrau hat Heimweh. Auch wollen sich die Predators aus der NHL trotz guter Leistungen nicht für ihn interessieren. Dietrich kehrt nach Deutschland zurück. Dietrich ist einer der besten Spieler beim 2:1 der Deutschen gegen die USA zur WM-Eröffnung auf Schalke vor 80 000 Zuschauern und spielt für die Adler Mannheim. Das internationale Eishockey hat ihn nicht vergessen. Lokomotive Jaroslawl aus der Kontinental Hockey-League (KHL) aus Russland buhlt um ihn, winkt mit einem hochdotierten Zwei-Jahres-Vertrag. Im Juni 2011 unterschreibt Robert Dietrich.

Für seinen neuen Arbeitgeber wird er nicht mehr spielen. Am 7. September stürzt die Chartermaschine von Lokomotive Jaroslawl kurz nach dem Start auf dem Flug nach Minsk ab. Dort sollte das erste Punktspiel stattfinden. Robert Dietrich wurde 25 Jahre alt. Er hinterlässt seine Ehefrau Eva-Maria.

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