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Geblendet. Dieses Bild zeigt eine Laserattacke aus der Sicht eines Piloten.

© FAA

Flugverkehr: Immer mehr Laserangriffe auf Piloten

Wer Piloten blendet, kommt in den USA ins Gefängnis. Auch in anderen Ländern werden immer höhere Strafen verhängt. Deutschland tut sich relativ schwer. So sollen lichtstarke Laser nicht unter das Waffengesetz fallen.

Sergio R. (26) wurde von einem kalifornischen Bezirksrichter kürzlich für 14 Jahre ins Gefängnis geschickt. Zuvor hatte er die Piloten eines Polizeihubschraubers mit einem Laserpointer geblendet. Angesichts des Vorstrafenregisters des Mannes kannte das Gericht keine Gnade und verurteilte ihn zur bisher höchsten Freiheitsstrafe für eine Laserattacke gegen Luftfahrzeuge. Die Zahl solcher Laser-Angriffe nimmt beängstigend zu. In den USA ist die Zahl der jährlichen Fälle innerhalb eines Jahrzehnts um 1273 Prozent auf 3960 im vergangenen Jahr gestiegen.

In Großbritannien gab es 2013 insgesamt 794 Attacken und in Deutschland wurden 342 Angriffe registriert. Mit 32 davon lag Berlin an der Spitze. Oft sehen die Täter ein Spiel darin, die meist grünen Strahlen auf Flugzeuge oder Helikopter zu richten. Und ahnen dabei nicht, dass die Piloten geblendet werden und so die Kontrolle über ihr Luftfahrzeug verlieren können. Bisher 35 Piloten mussten sich alleine in den Vereinigten Staaten in augenärztliche Behandlung begeben.

In den USA hatte die Bundeskriminalpolizei FBI deshalb eine zunächst befristete Kampagne gegen die Piloten-Blender gestartet, die kürzlich endete. Jeder, der Hinweise gab, die zur Festnahme eines Laser-Angreifers führen, erhielt eine Belohnung von 10 000 Dollar. Während in den Vereinigten Staaten Haftstrafen längst an der Tagesordnung sind, sieht man auch in anderen Ländern in den Attacken längst keinen Kavaliersdelikt mehr. In Neuseeland wurde ein Teenager zu viereinhalb Monaten Hausarrest verurteilt, in England musste ein 28-Jähriger nach einer Blendattacke gegen einen Hubschrauberpiloten für 18 Monate hinter Gitter.

Selbst kleine Laserpointer können Augenschäden verursachen

Auch deutsche Gerichte belassen es nicht mehr immer bei Geldstrafen. Im Januar wurde in Bautzen der 29 Jahre alte Alexander S. zu acht Monaten Gefängnis verdonnert, weil er den Piloten eines Helikopters der Bundespolizei geblendet hatte. Gerade Polizeihubschrauber sind oft mit der notwendigen Technik ausgestattet, um den Angreifer zu orten. Eine US-Firma hat dafür jetzt sogar einen Laser-Event-Recorder auf den Markt gebracht.

Die in der EU handelsüblichen Laserpointer haben nur eine geringe Leuchtkraft, die aber auch schon ausreichend ist, um bei Missbrauch Augenschäden zu verursachen. In anderen Ländern oder über das Internet lassen sich zudem problemlos Geräte erwerben, die um ein Vielfaches stärker sind. Ihr alleiniger Besitz ist in Deutschland noch nicht einmal strafbar, während sie beispielsweise im australischen Bundesstaat Victoria als verbotene Waffe eingestuft werden. Das Bundesinnenministerium hält ein waffenrechtliches Führungsverbot für problematisch, weil es schwer zu kontrollieren sei.

So verspricht sich die Branche vom härteren Durchgreifen durch Polizei und Justiz zwar eine abschreckende Wirkung, sucht aber gleichzeitig nach geeigneten Schutzmaßnahmen. Bilden bisher spezielle Sonnenbrillen den einzigen Schutz, hat die kanadische Firma Lamda Guard jetzt in Nanotechnologie einen hauchdünnen, durchsichtigen Film entwickelt, der die Laserstrahlen ableitet. Mit ihm sollen jetzt erstmals die Visiere der Helme von Hubschrauberpiloten beschichtet werden. Inzwischen ist man auch bei Airbus hellhörig geworden und eine Partnerschaft mit der Firma eingegangen. Im kommenden Jahr soll die Folie auch für die Beschichtung der Cockpitfenster von Verkehrsflugzeugen zugelassen werden.

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