zum Hauptinhalt

Flugverkehr: Schwarze Liste für Fluglinien

Frankreich und Belgien haben nach der jüngsten Häufung von Flugzeugunfällen eine Liste mit verbotenen Fluggesellschaften veröffentlicht. Kritiker bezeichneten das Verbot als "Tropfen im Ozean".

Paris (29.08.2005, 14:42 Uhr) - In Frankreich seien Air Koryo aus Nordkorea, die amerikanische Air Saint-Thomas, International Air Service aus Liberia und Lineas AER aus Mosambik sowie Phuket Airlines aus Thailand von dem Start- und Landeverbot betroffen, hieß es auf der Internetseite der zivilen französischen Luftfahrtbehörde DGAC am Montag.

In Belgien unterliegen neun Fluggesellschaften, die Luftfracht transportieren, einem Start- und Landeverbot. Passagierflieger stehen nicht auf der so genannten Schwarzen Liste der belgischen Behörden, die am Montag in Brüssel bekannt wurde. Ein Flugverbot «aus Gründen der operationellen Sicherheit» wurde demnach gegen Africa Lines (Zentralafrikanische Republik), Air Memphis (Ägypten), Air Van Airlines (Armenien), Central Air Express (Demokratische Republik Kongo), I.C.T.T.P.W. (Libyen), International Air Tours Limited (Nigeria), Johnsons Air Limited (Ghana), Silverback Cargo Freighters (Ruanda) und South Airlines (Ukraine) verhängt.

Frankreichs Verkehrsminister Dominique Perben sagte, bei der Veröffentlichung habe es «keine diplomatischen Rücksichten» gegeben. Von dieser Veröffentlichung erhoffe er sich eine «Beschleunigung europaweiter Initiativen», sagte Sicherheitsdirektor der DGAC Maxime Coffin am Montag in Paris. Ferner setze er auf den guten Willen der betroffenen Länder, die Kontrollen der Gesellschaften auf ihrem Staatsgebiet zu verbessern. Die meisten dieser Verbote wurden im vergangenen Jahr ausgesprochen. Das Verbot für Air Koryo geht auf April 2001 zurück.

Die Bundesregierung hat eine eigenständige nationale Liste mit verbotenen Fluggesellschaften abgelehnt, sich jedoch für eine einheitliche Regelung auf EU-Ebene ausgesprochen. Zur französischen Liste sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums am Montag in Berlin, dass keine der dort aufgeführten Fluggesellschaften nach Deutschland fliege.

Frankreich ist nicht so weit gegangen wie Großbritannien und die USA, die auf ihren «Schwarzen Listen» auch Namen von Ländern veröffentlichen, die für Nachlässigkeit bei Flugzeug-Kontrollen bekannt sind. Das französische Parlament hatte in einem Bericht über Flugsicherheit im Juli 2004 30 Risiko-Länder angeprangert, darunter in Europa Zypern, Ungarn und Portugal.

Von der «Schwarzen Liste» gestrichen werde eine Fluggesellschaft «sobald sie die technischen Verbesserungen eingeführt hat, um Wartung und Betrieb der Maschinen an internationale Standards anzupassen», hieß es. In ersten Medienkommentaren wurde «Enttäuschung» geäußert. Angesichts der Fülle unsicherer Fluggesellschaften sei diese kurze Liste «ein Tropfen im Ozean», hieß es im französischen Rundfunksender Europe 1.

Ein Airbus A300 der türkischen Fluggesellschaft Fly Air ist seit Samstag am Flughafen Roissy Charles de Gaulle blockiert, weil bei Kontrollen zwei abgenutzte Reifen und an einem Triebwerk aussickernder Treibstoff festgestellt wurden. Die 148 Passagiere wurden auf andere Fluggesellschaften umgebucht. In den letzten 14 Tagen hatte es bei Maschinen von Fly Air zwei weitere Zwischenfälle gegeben. Auch die türkische Billig-Fluggesellschaft Onur Air war im Mai in der Schweiz, in den Niederlanden und anschließend in Deutschland und Frankreich aus Sicherheitsgründen mit einem vorübergehenden Flugverbot belegt worden.

Die Europäische Union (EU) will bis Jahresende eine Liste europaweit verbotener Fluggesellschaften herausgeben. Die Vorschläge werden zurzeit im EU-Ministerrat und im Europaparlament besprochen, ein Datum für die Einführung steht aber noch nicht fest. Im «schwarzen Monat August» hat es bislang fünf schwere Flugzeugunglücke mit mehr als 330 Todesopfern gegeben. (tso/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false