zum Hauptinhalt

Panorama: Flugzeug fiel führerlos vom Himmel

Boeing 737 stürzte bei Athen ab. Offenbar hatten Besatzung und Passagiere keinen Sauerstoff mehr

Beim Absturz einer zyprischen Verkehrsmaschine am Sonntag bei Grammatiko in der Nähe Athens sind alle 115 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Das Flugzeug stürzte offenbar führerlos ab. Ursache könnte eine Störung in der Sauerstoffversorgung an Bord gewesen sein. Bei den Opfern soll es sich mehrheitlich um griechische Zyprer handeln. Der Kapitän des Flugzeugs sei ein Deutscher gewesen, berichtete das griechische Fernsehen. Ob sich auch Deutsche unter den Passagieren befanden, war zunächst unklar.

Die Boeing 737 der zyprischen Fluggesellschaft Helios Airways befand sich auf dem Flug von Larnaka in Zypern nach Prag und sollte in Athen zwischenlanden. Etwa 30 Kilometer nördlich des Athener Flughafens stürzte die Maschine gegen 12 Uhr 20 in einer unwegsamen Bergregion ab. Piloten von Rettungshubschraubern berichteten, die Trümmer der Maschine seien über einen großen Umkreis verstreut. Das deutet auf einen sehr heftigen Aufprall hin. Durch den Absturz der Maschine wurde ein Waldbrand ausgelöst, der mit Löschflugzeugen bekämpft wurde. Den Rettungsmannschaften, die eine Stunde nach dem Absturz die Unglücksstelle erreichten, bot sich ein Bild der Verwüstung. Die Maschine wurde beim Aufprall völlig zerfetzt. Zwischen verkohlten Büschen und den Trümmern des Flugzeugs lagen Leichenteile und persönliche Gegenstände der Passagiere.

Die Umstände des Unglücks erschienen zunächst mysteriös: Beobachtet wurde der Absturz von den Piloten zweier F-16-Kampfflugzeuge der griechischen Luftwaffe. Sie begleiteten das zyprische Flugzeug beim Flug über die Ägäis, weil der Funkkontakt zwischen dem Cockpit und den Fluglotsen in Athen abgebrochen war. Solche Militäreskorten sind seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA ein gängiges Verfahren, wenn der Funkverkehr mit einer Verkehrsmaschine abbricht oder ein Flugzeug von seiner Route abweicht. Die dicht neben der Verkehrsmaschine fliegenden griechischen Kampfpiloten berichteten, sie hätten keinen Kontakt zu der Besatzung der Boeing aufnehmen und im Cockpit kein Lebenszeichen entdecken können. Der Kapitän der Maschine sei nicht auf seinem Platz gewesen. Der Copilot habe zusammengesunken auf seinem Sitz gesessen und eine Sauerstoffmaske getragen. Das Flugzeug war also offenbar führerlos. Nördlich von Athen sei die Boeing dann „wie ein Stein“ abgestürzt, berichteten die griechischen Militärpiloten.

Nachdem sich Spekulationen über einen terroristischen Hintergrund nicht bestätigten, verdichteten sich die Hinweise auf ein Problem mit der Sauerstoffversorgung in der Maschine: „Es gab offenbar Sauerstoffmangel an Bord“, sagte der Chef der griechischen Flugsicherheitsbehörde, Akrivos Tsolakis. Darauf deutete nicht nur hin, dass der Copilot mit einer Sauerstoffmaske gesehen wurde. Bereits nach dem Start im zyprischen Larnaka meldeten die Piloten, es gebe ein Problem mit der Klimaanlage. Sie schätzten diese Schwierigkeiten aber offenbar nicht als so ernst ein, dass sie ihren Flug abbrachen. Nach einem Bericht der zyprischen Zeitung „Fileleftheros“ soll es an der Unglücksmaschine bereits am 18. Dezember 2004 Probleme mit dem Druckausgleich und der Sauerstoffversorgung gegeben haben. Damals ereignete sich auf einem Flug von Warschau nach Larnaka plötzlich ein Druckabfall in der Kabine. Das Problem sei anschließend behoben worden. Auf ein Versagen der Sauerstoffversorgung deuten auch SMS-Mitteilungen hin, die verzweifelte Passagiere von Bord der Maschine an Freunde und Verwandte schickten. „Wir erfrieren hier“, hieß es in einer dieser SMS, eine andere lautete: „Dem Piloten geht es gar nicht gut, er wirkt wie betrunken“. Mehrere Passagiere seien bewusstlos und blau angelaufen. Die beschriebenen Symptome deuten nach Aussage von Fachleuten auf Sauerstoffmangel hin.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false