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Flugzeugwrack

© dpa

Flugzeugabsturz von Madrid: Rätselraten über die Unglücksursache

Noch immer ist die Absturzursache des Spanair-Jets in Madrid nicht geklärt. Die zivile Luftfahrbehörde äußerte die Vermutung, Teile eines Triebwerks könnten beim Start abgefallen sein und das Leitwerk beschädigt haben. Videoaufnahmen helfen nicht bei der einwandfreien Klärung.

Zwei Tage nach dem verheerenden Flugzeugunglück in Madrid ist weiter über die Ursachen spekuliert worden. Experten sagten am Freitag, nicht ein Fehler allein, sondern eine Kette von Fehlern müsse die Katastrophe mit 153 Toten ausgelöst haben. Berichte, wonach das linke Triebwerk kurz nach dem Start in Flammen aufging, wurden nicht bestätigt. Die Identifizierung der Leichen kam nur schleppend voran. Das Auswärtige Amt bestätigte spanische Regierungsangaben, wonach neben einer vierköpfigen Familie aus Bayern ein weiterer deutscher Passagier an Bord war. Dessen Identität war zunächst unklar. König Juan Carlos ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Spanische Zeitungen berichteten unter Berufung auf Ermittler, die Videoaufnahmen der spanischen Flughafenbehörde Aena gesichtet haben, dass das Triebwerk des Spanair-Flugzeugs beim Start nicht brannte. Das Flugzeug sei abgehoben, dann abgestürzt und habe erst am Boden Feuer gefangen, berichtete die Tageszeitung "El País". Zuvor hatten Augenzeugen gesagt, das linke Triebwerk sei beim Start in Flammen aufgegangen.

Beschwerden der spanischen Pilotengewerkschaft

Die Bilder auf dem Videofilm allerdings sind von schlechter Qualität. Die zivile Luftfahrtbehörde äußerte die Vermutung, von einem Triebwerk könnten beim Start Teile abgeflogen sein, die das Leitwerk beschädigt haben könnten. Der Direktor der Behörde, Manuel Bautista, sagte laut "El País": "Der Ausfall eines Triebwerks kann nicht die Ursache des Unglücks gewesen sein. Da müssen mehrere Faktoren zusammengekommen sein. Außerdem ist es nicht einmal sicher, ob ein Triebwerk ausgefallen ist."

Die Zeitung "El Mundo" berichtete, die Pilotengewerkschaft SEPLA habe sich bei der Konzernführung von Spanair in den vergangenen Monaten mehrfach über das "organisatorische Chaos" in dem Unternehmen beschwert. Das Durcheinander habe ein solches Ausmaß angenommen, dass die Sicherheit der Flüge in Gefahr sei, heiße es in einem Schreiben der Gewerkschaft. SEPLA-Chef José María Vázquez, selbst ein Spanair- Pilot, distanzierte sich jedoch von dem Schreiben. "Es ist eine Ungeheuerlichkeit, das Unglück auf die finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens zurückzuführen." Auch Spanair hatte am Donnerstag Vorwürfe der Fahrlässigkeit von sich gewiesen. Die Auswertung der Flugschreiber wird wohl noch einen Monat dauern, wie der zuständige Staatsanwalt Emilio Valerio dem Radiosender Cadena Ser sagte.

Dreitägige Staatstrauer

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes korrigierten die spanischen Behörden die Zahl der deutschen Opfer von vier auf fünf. "Wir gehen den Hinweisen mit Hochdruck nach", sagte der stellvertretende Sprecher des Ministeriums, Andreas Peschke, am Freitag in Berlin. Die Angaben stünden unter dem Vorbehalt der endgültigen Identifizierung der Opfer, die noch einige Tage in Anspruch nehmen könne. Bislang wurden insgesamt 50 Todesopfer anhand von Fingerabdrücken identiziert, bei den übrigen ist eine DNA-Analyse nötig. Von den 19 Verletzten befanden sich am Freitag nach Angaben der Gesundheitsbehörde noch drei in einem sehr kritischen Zustand, im Gegensatz zu vier am Vortag.

Auf den Kanarischen Inseln, woher die Hälfte der Passagiere stammte, trafen laut Rivero die ersten Särge mit den sterblichen Überresten von Absturzopfern ein. König Juan Carlos ordnete eine Staatstrauer von Freitag bis Sonntag an. Die zentrale Trauerfeier für die Opfer soll am 1. September in der Almudena-Kathedrale in Madrid stattfinden.

Besatzung verwehrte Passagieren den Ausstieg

Kurz vor dem Absturz wollte ein Passagier die Spanair-Maschine in Madrid verlassen, wurde jedoch von der Besatzung daran gehindert. Der 45-jährige Rubén Santana schickte aus der Maschine seiner Frau eine SMS: "Man lässt mich hier nicht mehr raus. Es ist alles zu." Wie die Zeitung "El País" am Freitag berichtete, war dies die letzte Nachricht, die die Familie von Santana erhielt.

Der Lkw-Fahrer war einer der 153 Menschen, die bei dem Unglück am Mittwoch auf dem Madrider Flughafen starben. Er hatte offenbar Angst bekommen, nachdem er von technischen Problemen an dem Flugzeug erfahren hatte. Der Pilot der Maschine hatte einen ersten Startversuch abgebrochen und war zum Terminal zurückgekehrt. Die Besatzung soll auch mehreren anderen Fluggästen den Wunsch zum Aussteigen verwehrt haben, berichtete die Zeitung "ABC". (nis/dpa/AFP)

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