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Auch Ostritz im Görlitzer Landkreis ist überflutet.

© ddp

Flut in Sachsen: Katastrophentouristen reisen in Hochwassergebiete

Die Lage in den Hochwassergebieten bleibt angespannt, auch wenn die Pegel unter anderem in Görlitz langsam fallen. Während Brandenburg auf die Flut wartet, machen Sachsen die Katastrophentouristen zu schaffen.

Wegen der schweren Überschwemmungen in Sachsen sind in Görlitz mehrere tausend Menschen ohne Strom. Das Wasserwerk der Stadt sei wegen des Hochwassers außer Betrieb, teilte am Sonntagabend der Katastrophenschutzstab des für seine malerische Altstadt bekannten Ortes mit. Es seien etwa 5000 Einwohner ohne Strom. Wegen des Hochwassers fällt am Montag in allen Schulen von Görlitz der Unterricht aus.

Den Angaben zufolge werden "Katastrophen-Touristen" zunehmend ein Problem. Die Schaulustigen brächten nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern behinderten auch die rund 1700 Helfer im Einsatz, kritisierte der Katastrophenschutzstab.

Die Lage in den Hochwassergebieten entlang der sächsisch-polnischen Grenze ist nach wie vor angespannt. Der Pegel der Neiße sank zwar am Sonntag in Görlitz unter die Sieben-Meter-Marke, Entwarnung konnte aber noch nicht gegeben werden. Knapp 1500 Menschen mussten in der Region ihre Häuser verlassen und in Sicherheit gebracht werden. Allein in Görlitz waren rund 400 Menschen betroffen, sie wurden in Notunterkünften untergebracht.

Brandenburg bereitete sich auf steigende Pegel an Neiße und Spree vor In Bad Muskau wurde der Hochwasserscheitel bis etwa 21 Uhr erwartet und damit auch starke Überflutungen. Betroffen sein könnte auch der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Fürst-Pückler-Park. 40 Menschen wurden in Bad Muskau in Sicherheit gebracht. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) stellte den Betroffenen Hilfen des Freistaats und der Kommunen in Aussicht.

Seiner Ansicht nach ist das Hochwasser in seinem Ausmaß nicht vergleichbar mit der Jahrhundertflut an der Elbe im Jahr 2002. Bei einem Besuch in Görlitz sprach er von einem „regional beschränkten Hochwasser mit schwerwiegenden Folgen“. Aus dem Jahrhunderthochwasser seien die richtigen Lehren gezogen worden.

Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) bezeichnete die Hochwassersituation dennoch als sehr dramatisch. Auch Umweltminister Frank Kupfer (CDU) zeigte sich nach einem Besuch in der Sächsischen Schweiz geschockt, weil die Bilder denen aus dem August 2002 ähnelten. Das Hochwasser, das den Freistaat am Wochenende überraschte, hinterließ schwere Schäden an Gebäuden, Straßen und Brücken.

Zahlreiche Ortschaften wurden überschwemmt. Zwei unbewohnte Häuser stürzten ein. Fünf Menschen wurden in den Hochwassergebieten an der polnischen Grenze vor dem Ertrinken gerettet. So konnte ein älterer, völlig erschöpfter Mann gerettet werden, der sich an einem Brückengeländer in Ostritz im Landkreis Görlitz festgehalten hatte und schließlich in das Wasser stürzte.

Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge begannen unterdessen die Aufräumarbeiten. Massive Schäden meldete das Landratsamt Pirna für das Kirnitzschtal und die Innenstadt von Sebnitz, die noch immer unpassierbar war. In Königstein habe es einen Erdrutsch gegeben, infolge dessen 19 Menschen aus drei Häusern gerettet werden mussten, hieß es. Zudem warnte die Behörde vor örtlichen Hangrutschungen. Bei einigen Häusern seien die Fundamente unterspült worden.

In Sebnitz bleiben bis voraussichtlich Mittwoch alle Schulen geschlossen. In Görlitz bleiben am Montag alle Schulen und Kindertagesstätten geschlossen. Probleme gab es dort noch mit der Trinkwasserversorgung. Für 20 000 Menschen sollte eine Notversorgung sichergestellt werden, da ein Wasserwerk außer Betrieb genommen werden musste. Die Bevölkerung wurde gebeten, äußerst sparsam mit Trinkwasser umzugehen. Zudem waren rund 5000 Görlitzer ohne Strom. Die ersten Anwohner konnten aber nach Angaben des Katastrophenschutzstabes in Zittau und Görlitz in ihre Häuser zurückkehren.

In Bautzen habe die Spree, die zeitweise bis zu fünf Meter Wasser geführt hatte, eine „Spur der Verwüstung“ hinterlassen, teilte die Stadtverwaltung mit. Wegen eines Dammbruchs stand das Werksgelände von Bombardier unter Wasser, das Spreebad wurde beschädigt. Nach Einschätzung des Krisenstabs im Innenministerium wird es an der Neiße zu keiner zweiten Flutwelle kommen. Keine Entwarnung konnte an der oberen sächsischen Elbe gegeben werden.
Aus Brandenburger Sicht könnte auch die Lage an der Spree kritisch werden. Am Pegel Spremberg galt bereits am Sonntag Alarmstufe 1, der Pegel war innerhalb eines Tages um 64 Zentimeter auf 2,84 Meter gestiegen. Nach Angaben des Hochwasser-Meldezentrums Cottbus könnte am Dienstag der Richtwert für die Alarmstufe 4 von 4,00 Metern überschritten werden. AFP/ddp/dpa

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