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Forderung des Wissenschaftsrates: Professoren sollen besser lehren

"Gute Lehre kann man lernen." Mit dieser Aussage fordert der Wissenschaftsrat mehr Anstrengungen für eine bessere Lehre an den Hochschulen. Nötig sei nicht nur mehr Geld für zusätzliches Personal, sondern auch ein Mentalitätswechsel bei vielen Professoren. Die Vereinigung der Professoren sieht dies jedoch anders.

Für "mehr Qualität in Lehre und Studium" fordert das Gremium 1,104 Milliarden Euro mehr pro Jahr. Finanziert werden sollen damit zusätzliche Professorenstellen, Tutorien, eine bessere Studienberatung sowie mehr Bücher und Computer. Zugleich will der Wissenschaftsrat die Professoren zu einer besseren "Lehrkultur" motivieren. Dabei müsse sich das Berufsverständnis vieler Universitätsprofessoren ändern, die vorrangig ihre Forschung, zu wenig dagegen die Ausbildung des Großteils der Studierenden im Blick hätten, heißt es kritisch in den Empfehlungen.

Der Wissenschaftsrat, der Bund und Länder in der Hochschul- und Forschungspolitik berät, plädiert für eine professionelle Aus- und Weiterbildung für Professoren. Bei ihrer Berufung sollte künftig neben der Forschungsleistung auch ihre Lehrqualität berücksichtigt werden. Bundesweit sollen zehn Zentren zur Lehrforschung entstehen und ein "Nationaler Lehrpreis" geschaffen werden. Alle Hochschulen sollten innerhalb der nächsten fünf Jahre ein eigenes "Qualitätsmanagement" entwickeln, bei dem auch Abbruch- wie Erfolgsquoten sowie die durchschnittliche Studienzeit für jedes Fach erfasst werden. Dabei sei oft ein Umdenken erforderlich. Heute werde selbst eine Vernachlässigung der Lehre und der Studentenbetreuung "allenfalls in Ausnahmefällen sanktioniert".

Lehre so wichtig wie Forschung

"Erfolgreiche Forschung verhilft zu neuen Geldern, Mitarbeitern und besserer Ausstattung, größeres Engagement in der Lehre hingegen führt häufig zu höherer Arbeitslast durch mehr Studierende und mehr Prüfungen", heißt es in den Empfehlungen. Ratsvorsitzender Peter Strohschneider forderte, Forschung und Lehre gleichwertig zu sehen. Der Wissenschaftsrat nehme deshalb Politik wie Hochschullehrer gleichermaßen in die Pflicht. "Wir fordern nicht nur mehr Geld und Stellen, wir wollen einen grundlegenden Wandel."

In Fächern mit besonders schlechter Betreuungsrelation - in Germanistik etwa 119 Studierende pro Professor - soll es nach dem Willen des Wissenschaftsrats einen 33-prozentigen Lehrzuschlag bei den Stellen geben. Andere Fächer sollten einen zehnprozentigen Zuschlag erhalten. Die Experten verweisen dabei auf den zunehmenden internationalen Qualitätswettbewerb bei der Hochschulausbildung - und auch auf den volkswirtschaftlichen Schaden durch unnötigen Studienabbruch. In den Ingenieur- und Naturwissenschaften schwankt die "Schwundbilanz" von Fachwechslern und Abbrechern zwischen 37 und 39 Prozent.

Uni-Professoren lehnen die Vorschläge ab

Der Wissenschaftsrat bekräftigte zugleich seine frühere Forderung nach Einstellung spezieller Lehr-Professoren, die sich zwölf Stunden pro Woche der Lehre widmen - statt der heute üblichen acht oder neun Stunden. Diese Lehr-Professoren sollten aber nicht von der Forschung ausgegrenzt werden. Der Deutsche Hochschulverband (DHV), die Berufsvertretung der Universítäts-Professoren, lehnte dies strikt ab. "Viel Lehre und wenig Forschung führen nicht zu einer Aufwertung, sondern zu einer Abwertung der Lehre", sagte DHV-Präsident Bernhard Kempen.

Das Deutsche Studentenwerk (DSW) begrüßte die Empfehlungen für eine bessere Lehre. Zu guten Studienbedingungen gehörten aber auch mehr Wohnheimplätze, moderne Mensen und eine gute Bafög-Beratung, sagte DSW-Präsident Rolf Dobischat. Für den Ausbau dieser dritten Säule im Hochschulsystem neben Forschung und Lehre müssten zusätzlich 700 Millionen Euro investiert werden. (sba/dpa)

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