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Frankreich: Prozess gegen Roma: Bande soll auch in Berlin zugeschlagen haben

Inmitten einer erregten Debatte um den Umgang mit Roma hat in Frankreich der Prozess gegen 27 Angehörige der Minderheit begonnen, die Kinder zu Einbrüchen auch in Deutschland gezwungen haben sollen. Dabei geht es auch um Einbrüche in Berlin.

In dem Verfahren in der ostfranzösischen Stadt Nancy wurden den Angeklagten aus Kroatien am Montag rund hundert Einbrüche im Nordosten Frankreichs, in Belgien und in Berlin vorgeworfen. Den Angeklagten im Alter zwischen 19 und 55 Jahren drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Anklage: Kinder der Roma wurden zum Diebstahl erzogen

Die Staatsanwaltschaft wirft den zu drei Familien gehörenden Angeklagten vor, ihre Kinder regelrecht zum Diebstahl erzogen zu haben. „Sie wurden vom jüngsten Alter an nur zum Stehlen ausgebildet, sie haben nie eine andere Schule kennengelernt“, sagte Staatsanwalt Grégroy Weil. Schon Elfjährige sollen zu Einbrüchen geschickt worden sein. Die Kinder brachen meist tagsüber in Häuser ein, wenn die Besitzer nicht zu Hause waren. Sie stahlen vor allem Schmuck und Bargeld und erbeuteten insgesamt mehrere Millionen Euro.

Den Angeklagten wird auch Menschenhandel vorgeworfen

Den Angeklagten wird in einigen Fällen auch Menschenhandel zur Last gelegt. So sollen Kinder für fast 100.000 Euro an andere Familien ausgeliehen worden sein. Die Verteidigung bestreitet dies und spricht von Mitgiften bei Hochzeiten. Kopf der Bande soll eine 66-jährige Frau sein. Sie wurde nach dem Beitritt Kroatiens zur EU Anfang Juli auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls festgenommen und nach Frankreich ausgeliefert. Der Prozess gegen sie soll zu einem späteren Zeitpunkt beginnen.

Anwalt der Roma warnt vor Stigmatisierung

Der Anwalt eines Angeklagten warnte zum Prozessauftakt vor einer „juristischen Stigmatisierung, wie es derzeit eine politische Stigmatisierung gibt“. Er spielte damit auf die Polemik um Äußerungen von Frankreichs Innenminister Manuel Valls an, der vergangene Woche wiederholt den Integrationswillen einer Mehrheit der in Frankreich lebenden Roma in Frage gestellt hatte. Die Äußerungen riefen die EU-Kommission auf den Plan, auch von Parteifreunden und dem grünen Koalitionspartner wurde der Sozialist kritisiert.

Frankreichs Innenminister Manuel Valls hatte Roma kritisiert

Der bei den Franzosen sehr beliebte Innenminister hält an seinen Äußerungen fest und spricht sich dafür aus, die Mehrheit der Roma in ihre Heimatländer Rumänien und Bulgarien zurückzubringen. AFP

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