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Panorama: Frühlingserwarten

„Für die Jahreszeit zu kalt“, heißt es schon seit Wochen. Jetzt beginnt der Frühling wenigstens im Kalender

Beim Blick auf die winterliche Landschaft keimen zurzeit deutliche Zweifel, ob die Natur in diesem Jahr überhaupt in Gang kommen wird. So lange hielt der Winter Deutschland seit vielen Jahren nicht mehr im Griff.

Ohne Rücksicht auf tatsächlich gemessene Temperaturen und winterliches Ambiente in weiten Teilen Deutschlands läuten die Astronomen am 20. März 2006 um 19 Uhr 25 aber unwiderruflich die wärmere Jahreszeit ein. Genau in diesem Moment wendet sich die Nordhalbkugel der Erde der Sonne zu, während die Regionen südlich des Äquators sich von der Sonne abwenden. Zu diesem astronomischen Frühlingsbeginn ist überall auf der Erde die Nacht mit rund zwölf Stunden ungefähr gleich lang wie der Tag.

Zumindest sieht diese Tag-und-Nacht- Gleiche vom Boden betrachtet so aus. Weit draußen im Weltraum könnten Astronauten erkennen, dass die Achse der Erde mit 23,5 Grad ziemlich schief zur Umlaufbahn des Globus um die Sonne steht. Während die Erde ihre Bahn zieht, wendet sie daher ein halbes Jahr lang die Südhalbkugel der Sonne zu, das andere halbe Jahr ist die Nordhalbkugel auf der Sonnenseite. Und weil der Kalender in normalen Jahren nur 365 ganze Tage zählt, während die Erde aber fünf Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden länger braucht, um einmal um die Sonne zu sausen, wird es jedes Jahr knapp sechs Stunden später, bis das Frühjahr beginnt. 2007 ist es also erst am 21. März um sieben Minuten nach 1 Uhr nachts so weit. Alle vier Jahre bringt der Schalttag 29. Februar die Tag-und-Nacht-Gleiche wieder ins Lot.

Die Natur hat sich längst auf das Frühjahr vorbereitet: Wenn die Tage länger werden, legen sich viele Büsche und Bäume dicke Knospen zu, durch die manchmal bereits grün die späteren Blätter schimmern. Wenn die Temperaturen, wie vom Deutschen Wetterdienst für die nächsten Tage angekündigt, auf frostigem Niveau bleiben, stoppen die Pflanzen diese Entwicklung und warten auf wärmere Zeiten. Auch die längst schon aus der Erde gewachsenen grünen Spitzen von Krokussen und Tulpen legen jetzt noch mal eine Pause ein.

Irgendwann aber muss es wärmer werden – weil die Sonne Deutschland jeden Tag ein wenig länger einheizt. Ist es so weit, dann werden Krokusse und Schneeglöckchen, Tulpen und Osterglocken nicht lange warten und kurz hintereinander blühen: Die Natur scheint dann regelrecht zu explodieren. Auch das ist nicht ungewöhnlich: Im Norden Skandinaviens oder in Sibirien liegt der Schnee meist bis weit in den April hinein, während Anfang Juni schon die ersten sommerlichen Hitzerekorde purzeln. Das Frühjahr nutzt dann eben die wenigen Wochen dazwischen zu einem bunten Feuerwerk der Blüten.

Wann hierzulande die Natur explodiert, wissen die Meteorologen allerdings noch nicht. Nur eines wissen sie mit Sicherheit: Ausfallen wird das Frühjahr nicht. Nur kürzer könnte es werden.

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