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Panorama: Fünf Jahre Haft für Julia Bohl

Von Katja Wallrafen, Singapur Fünf Jahre Haft für Julia Bohl. Der Vorhang fällt zu einem Justizdrama, das die deutschen Medien drei Monate lang in Atem hielt; das die Angeklagte der Angst vor der Todesstrafe aussetzte, ihr zuletzt aber auch Hoffnung auf ein mildes Urteil machte.

Von Katja Wallrafen, Singapur

Fünf Jahre Haft für Julia Bohl. Der Vorhang fällt zu einem Justizdrama, das die deutschen Medien drei Monate lang in Atem hielt; das die Angeklagte der Angst vor der Todesstrafe aussetzte, ihr zuletzt aber auch Hoffnung auf ein mildes Urteil machte.

Julia Bohl nimmt das Urteil äußerlich regungslos auf, blickt starr geradeaus auf die Richterin Valerie Thean. Ihre Eltern verharren wie versteinert, ringen um Fassung. Die Tochter musste als einzige während des Prozesses stehen, die Handschellen wurden ihr nicht abgenommen. Jetzt wird sie abgeführt, die Türen schließen sich, selbst die Prozessbeobachter schauen betreten drein. Ihr Anwalt Subhas Anandan, die Verwandten und auch die zu Hilfe gezogenen Diplomaten aus Singapur und des Auswärtigen Amtes hatten mit einem milderen Urteil gerechnet. Die Richterin befand Julia Bohl des Besitzes und Konsums von Haschisch und synthetischen Drogen sowie der Duldung von Drogenhandel in ihrer Wohnung für schuldig.

Der Staatsanwalt spricht in seinem Plädoyer von einem „schweren Vergehen“ und betont, Singapur werde auch in Zukunft Drogendelikte hart ahnden. Verteidiger Anandan hält dagegen: Julia sei durch Einheimische in die Drogenszene gelockt worden und mitten in Singapur in schlechte Gesellschaft geraten. Er zitiert Zeugnisse einer Hotelkette und eines Autoherstellers, die ihr Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit attestieren. „Sie ist ein guter Mensch“, sagt Anadan und betont mehrfach, seine Mandantin schäme sich ihrer Vergehen und danke der Republik Singapur und dem Gericht für das faire Verfahren. Julia Bohl akzeptiert die Anklagepunkte, bekennt sich in allen Punkten schuldig.

Auch Richterin Thean lobt in ihrer kurzen Urteilsbegründung Julias Kooperation mit den Behörden. Zu einem milderen Urteil ringt sie sich nicht durch. Schließlich ist der Stadtstaat der jungen Deutschen bereits entgegengekommen - mit dem Fallenlassen der Vorwürfe wegen Drogenhandels und mit einem Labortest zum Reinheitsgehalt der bei ihr sichergestellten 687 Gramm Cannabis. Aufgrund der hohen Menge wurde zunächst befürchtet, Julia drohe der Tod durch den Strang; der Test drückte den Wert auf „lebensrettende“ 290 Gramm Haschisch.

Bei guter Führung könnte Julia Bohl bereits in einem Jahr nach Deutschland überführt werden. Hier wäre sie wohl mit einer Bewährungsstrafe davongekommen.

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