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Haus in Darry

© dpa

Fünf Kinder getötet: Mutter hörte Stimmen aus dem Jenseits

Zum Prozessauftakt um die fünf getöteten Kinder hat die Staatsanwaltschaft gegen die beschuldigte Mutter ein Sicherungsverfahren beantragt. Die psychisch gestörte Frau soll unter Wahnvorstellungen die Tat begangen haben. Als ihr Mann die Vorgänge schildert, bricht er in Weinkrämpfe aus.

Knapp sieben Monate nach der Familientragödie von Darry (Schleswig-Holsten) mit fünf toten Kindern muss sich die Mutter seit Freitag vor dem Kieler Landgericht wegen Totschlags verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der heute 32-Jährigen vor, ihre Jungen im Alter von drei bis neun Jahren Anfang Dezember 2007 vorsätzlich getötet zu haben. Die Beschuldigte äußerte sich zu Prozessbeginn nicht zur Tat. Sie gilt wegen einer paranoiden Schizophrenie jedoch als schuldunfähig. Die Staatsanwaltschaft beantragte ein Sicherungsverfahren.

Stimmen aus dem Jenseits

Laut Anklageschrift hat die junge Frau Stimmen aus dem Jenseits gehört und sich von einer eingebildeten "Nathalie" bedroht gefühlt. Andere Stimmen, die sie für real gehalten habe, hätten ihr eingeflüstert, dass ihre Kinder im Jenseits sicher vor "Nathalie" seien, sagte Staatsanwalt Michael Bimler. Sie fasste den Entschluss, die fünf kleinen Brüder Aidan (3), Ronan (5), Liam (6), Jonas (8) und Justin (9) "zu töten, ohne Mörder zu sein". Unter einem Vorwand schickte sie ihren Mann, den Vater der drei kleinsten Jungen, nach Berlin, um freie Bahn für die Tat zu haben, wie Bimler weiter ausführte.

Bei der Schilderung des Tathergangs brach der US-Amerikaner, der als Nebenkläger auftrat, in Weinkrämpfe aus. Nach Ausführungen der Staatsanwaltschaft soll die Beschuldigte ihren Kindern zur Betäubung zunächst ein Schlafmittel gegeben haben und die fünf anschließend im Keller nebeneinander auf ein Matratzenlager gebettet haben. Dann stülpte sie ihnen nach Überzeugung Bimlers Mülltüten über den Kopf, um sie zu ersticken. Bei drei der Kindern soll die Schlafmitteldosis allerdings zu niedrig gewesen sein, so dass sie sich gegen die Tüten gewehrt haben. "Sie fügten ihrer Mutter Kratzwunden im Gesicht zu", sagte Bimler.

Dauerhafte Unterbringung in Psychiatrie angestrebt

Weil die Frau "wegen einer krankhaften seelischen Störung unfähig war, das Unrecht ihrer Taten einzusehen", beantragte die Staatsanwaltschaft ein Sicherungsverfahren. Sie will die dauerhafte Unterbringung der 32-Jährigen in der Psychiatrie erreichen, da sie wegen ihrer psychischen Erkrankung gefährlich für die Allgemeinheit sei. Die Beschuldigte befindet sich auf Anordnung des Amtsgerichts Plön bereits seit der Tat vorläufig in der Psychiatrie.

Vor Gericht wird wohl auch die Frage eine Rolle spielen, ob es trotz der umfangreichen behördlichen Unterstützung der Familie Mängel in der Betreuung gab, wie der 35-jährige Vater behauptet. So erhob er Ende Februar in einem Fernsehbericht schwere Vorwürfe gegen seine Frau und die Behörden. Sie litt nach seinen Worten an Wahnvorstellungen und habe öfter davon gesprochen, dass sie sich und den Kindern etwas antun wolle. Er habe sich daher mehrfach an die Behörden gewandt, doch die hätten ihn alleingelassen.

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