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Fukushima: Zwei Arbeiter tot auf AKW-Gelände aufgefunden, AKW-Gegner demonstrieren vor Tepco-Hauptsitz

Zwei vermisste Arbeiter in dem zerstörten Atomkraftwerk Fukushima sind tot aufgefunden worden. Das Kraftwerk ist weiter außer Kontrolle. Erste Versuche, ein Leck zu stopfen, misslangen.

Japan kämpft weiter verzweifelt gegen die Atomkatastrophe. Die Betreibergesellschaft Tepco setzte am Sonntag im havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins die Versuche fort, ein radioaktives Leck in einem Kabelschacht des Turbinengebäudes von Reaktor 2 zu stopfen. Wie japanische Medien berichteten, setzen Arbeiter jetzt chemische Polymer-Stoffe ein, um das Wasser in dem zum Schacht führenden Rohr zu stoppen. Versuche, den 20-Zentimeter-Riss in dem Schacht mit Beton abzudichten, waren fehlgeschlagen. Unterdessen protestierten mehrere dutzend Kernkraftgegner vor dem Tepco-Hauptsitz in Tokyo.

Tepco hatte am Vortag nach Angaben des Fernsehsenders NHK bestätigt, dass aus dem Leck Wasser mit einer Strahlung von mehr als 1000 Millisievert pro Stunde ins Meer laufe. Greenpeace-Experte Wolfgang Sadik bezeichnete die gemessenen Werte als "lebensbedrohlich". Der Atombetreiber rief daraufhin Experten aus Tokio zur Hilfe, meldete die Zeitung "Yomiuri Shimbun" am Sonntag.

Nach Angaben der Atomaufsichtsbehörde wird nun versucht, Polymer durch eine Öffnung in einem Rohr zu gießen in der Hoffnung, das Wasser zu stoppen. Wenn dies gelingt, soll der Riss erneut mit Beton versiegelt werden. Unterdessen teilte Tepco laut Medien mit, dass auf dem Gelände des AKW die Leichen von zwei Arbeitern gefunden wurden. Sie wurden mittlerweile ihren Angehörigen übergeben. Die an den Leichen gemessene radioaktive Strahlung habe kein Problem dargestellt, berichteten japanische Medien am Sonntag unter Berufung auf Tepco.

Den Angaben zufolge starben die 24 und 21 Jahre alten Angestellten am 11. März, als das Erdbeben und der Tsunami das Atomkraftwerk schwer beschädigten. Ihre Leichen hätten zahlreiche äußere Wunden aufgewiesen. Die Männer starben demnach offensichtlich an Schock nach Blutverlust. Sie waren bereits am 30. März gefunden worden.

Es ist das erste Mal, dass auf dem Gelände des havarierten Kernkraftwerks Fukushima Eins Tote gefunden wurden. Die beiden Opfer waren zum Zeitpunkt des Tsunami mit Routineinspektionen am Reaktor 4 beschäftigt gewesen, teilte die Betreibergesellschaft weiter mit.

Nach Angaben von Sonntagvormittag starben in Folge des Erdbebens und des Tsunamis 12.009 Menschen, 15.472 werden vermisst.

Unterdessen dauert die Sorge um radioaktive Verstrahlung der Umwelt weiter. Bei Gemüse und Meeresfrüchten aus der Umgebung der Atomruine wurden radioaktive Substanzen gemessen, die jedoch unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte lagen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. In Fukushima sei bei 33 von 49 Gemüse- und Obstsorten Cäsium und Jod festgestellt worden, deren Werte unter der Höchstgrenze für Lebensmittel liege. Es könne möglich sein, dass die Ausbreitung radioaktiver Substanzen nachlasse, wurde ein Vertreter des Gesundheitsministeriums zitiert.

Cäsium sei auch in fünf Meeresfrüchten vor der Küste der Nachbarprovinz Ibaraki gefunden worden, aber auch hier hätten die Messwerte deutlich unter der gesetzlichen Grenze gelegen. Zuvor hatte der Atombetreiber Tepco bekanntgegeben, dass aus einem Riss des Reaktors 2 in Fukushima stark radioaktiv verseuchtes Wasser sickere und ins Meer geflossen sei. Das Leck soll nun versiegelt werden.

Bei Proben von Meerwasser rund 20 und 30 Kilometer von der Atomruine entfernt seien niedrige Werte von Jod und Cäsium gemessen worden, meldete Kyodo. Sie hätten unter den Grenzwerten gelegen. Der japanische Außenminister Takeaki Matsumoto hatte am Samstag bei einem Kurzbesuch von Bundesaußenminister Guido Westerwelle der internationalen Gemeinschaft "größte Transparenz" bei der Aufklärung der Reaktorkatastrophe versprochen. Ministerpräsident Naoto Kan war am selben Tag erstmals in das Krisengebiet gereist und hatte den Überlebenden der Katastrophe und den Helfern Unterstützung zugesagt. (dpa)

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