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Der Weltfußballer 2015 Christiano Ronaldo vor einer Statue auf Madeira (Portugal) , die ihn selbst zeigt.

© dpa

Fußballstar und Schönling: An Ronaldo scheiden sich die Geister

Cristiano Ronaldo ist wie besessen von der Idee, als bester Fußballer aller Zeiten in die Geschichte einzugehen. Nicht nur das: Er will auch perfekt aussehen. Kaum ein Sportler dürfte so viel Zeit im Kraftraum und vor dem Spiegel verbringen wie der Portugiese.

Mit seinem weinroten Glitzeranzug beeindruckte Lionel Messi die Gäste und Fotografen auf der Gala des Fußballverbandes FIFA mehr als der dunkelblau gekleidete Cristiano Ronaldo. Der Portugiese erhielt jedoch den Golden Ball für den Weltfußballer des Jahres und hatte dem argentinischen Rivalen auch in modischer Hinsicht etwas voraus: Ronaldos Hemd und die Unterwäsche stammten von der eigenen Modefirma des 29-Jährigen.

Der Profi von Real Madrid hatte sich vor drei Jahren mit dem New Yorker Modeschöpfer Richard Chai sowie dem dänischen Textilunternehmen JBS zusammengetan und seine eigene Modemarke CR7 gegründet, benannt nach seinen Initialen und der Rückennummer auf seinem Trikot. Ronaldo ist nicht der erste Fußballstar, der sich in die Welt der Mode vorwagt. Die Schaffung einer eigenen Marke ist jedoch ungewöhnlich. „Cristiano setzt neue Mode-Trends“, sagte ein Vorstandsmitglied von Real.

Seine Lebensgefährtin fehlte bei der Weltfußballerwahl

„Die jungen Leute wollen so sein wie er.“ Ronaldo trat gewissermaßen in die Fußstapfen von David Beckham. Allerdings unterscheidet er sich in einem Punkt klar von dem Briten: Der Portugiese schirmt sein Privatleben hermetisch ab und bietet der Regenbogenpresse wenig Stoff. Dies hat allerdings zur Folge, dass immer wieder Gerüchte über ihn zirkulieren. So auch jetzt: Auf der FIFA-Gala fehlte überraschend an seiner Seite die Lebensgefährtin Irina Shayk. Dass Ronaldo den Gewinn der Weltfußballer-Trophäe dann auch nicht dem russischen Model, sondern seiner Mutter und seinem Sohn widmete, war den Medien in Portugal und Spanien Indiz genug, um über eine Krise in der Beziehung zu spekulieren.

Ronaldo führt in Madrid ein zurückgezogenes Leben in der abgeschirmten Prominentensiedlung „La Finca“ am Stadtrand. Er geht weder ins Kino noch in Diskotheken noch in den Supermarkt. Lebensmittel lässt er sich ins Haus liefern. Er ist besessen von der Idee, als der beste Fußballer aller Zeiten in die Geschichte einzugehen, und leistet Überstunden auf dem Trainingsplatz und im Kraftraum. „Meine größte Stärke ist, es immer noch besser machen zu wollen“, sagte er.

„Er schert sich mehr um seine Frisuren als um die Nationalelf“

Unter den Fußballfans in aller Welt scheiden sich an dem Perfektionisten mit dem geölten Haar die Geister. Die einen verehren ihn wegen seiner fußballerischen Klasse, seines Körpers eines Modellathleten und seines Sex Appeals. Die anderen sehen in ihm einen arroganten Schnösel und einen Schönling, der in erster Linie auf sein Aussehen achte. Wegen seines ausgeprägten Sinns fürs Äußere wurde der „Puto Maravilha“ (Wunderjunge) auch daheim kritisiert - vor allem wenn es auf dem Fußballfeld nicht so richtig lief. „Er schert sich mehr um seine Frisuren als um die Nationalelf“, beklagte die Zeitung „Público“ mal. Bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien fiel Ronaldo damit auf, dass er zu jedem Spiel seiner Elf mit einem neuen Haarschnitt antrat.

Der Ruhm fiel dem Star nicht in den Schoß. Der Sohn eines Gärtners und einer Köchin wuchs auf der Atlantik-Insel Madeira in bescheidenen Verhältnissen auf. Seine Mutter Dolores berichtete, sie habe eine Abtreibung vornehmen wollen, als sie mit Ronaldo schwanger gewesen sei. Die Ärzte hätten dies aber abgelehnt. Mit elf Jahren zog der Sohn nach Lissabon in die Fußballschule von Sporting.

"Cristianinho“ (Klein-Cristiano)

„Ich hatte damals jeden Tag geheult“, erinnerte sich Ronaldo später. Im Lissaboner Trainingszentrum Alcochete spricht man heute noch davon, dass man abends den Kraftraum abschließen musste, damit „Cristianinho“ (Klein-Cristiano) nicht zu viele Überstunden machte. Ein Ex-Profi von Sporting berichtete, der Junge habe unter seinem Bett Hanteln versteckt gehabt, um damit bei jeder Gelegenheit trainieren zu können.

Heute ist der Fußballer zu einem Markenzeichen geworden. „Ronaldo ist das wertvollste Produkt Portugals, keine andere Marke unseres Landes ist weltweit so sichtbar und respektiert“, sagte Daniel Sá, Direktor des Marketing Instituts IPAM. Ronaldo habe die Grenzen der Sportwelt gesprengt und sei „eine Berühmtheit von Weltniveau wie die ganz Großen aus der Politik oder die Musik- und Filmstars“. Die US-Zeitschrift „Forbes“ bezifferte die Bruttoeinkünfte des Portugiesen im Jahr 2014 auf insgesamt 80 Millionen Dollar (68 Millionen Euro). (dpa)

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