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Panorama: Ganz schön übersichtlich

Damit die Italiener abspecken, empfiehlt das Gesundheitsministerium für Pastagerichte in Restaurants kleinere Portionen

Im Land von Pasta und Tiramisu soll der Gürtel enger geschnallt werden. Doch im Moment ist das noch nicht möglich: „Sie sind zu dick”, schimpft Anna Galena, Kinderärztin in Rom, und schiebt ihre Begründung gleich hinterher: „Die Eltern kümmern sich nicht mehr um die Ernährung ihrer Kleinen.“

Auch Italiens Gesundheitsminister Sirchia findet, dass die Kinder zwischen Mailand und Palermo zu viel essen, zu viel naschen und ganz generell zu dick sind. Um seinen Aussagen Gewicht zu verleihen, legt der Minister eine Untersuchung des Sozialforschungsinstituts Censis vor, wonach nirgendwo sonst in Europa so viele übergewichtigte Kids leben wie in Italien. Aber auch die Erwachsenen, belegt eine Studie des Ministeriums, werden immer korpulenter. Sirchia ist Mediziner und will den nationalen „Fett-Notstand“ bekämpfen. Mit Hilfe eines Projekts, dass Anfang Oktober in Mailand und Rom seinen Ausgang nimmt. In Kaffeebars und Restaurants, in Pizzerien und einfachen Trattorien sollen reduzierte Mahlzeiten serviert werden. Die Ernährungswissenschaftler des Ministeriums haben durchschnittliche Portionen für Italiens Gastronomieklassiker ermittelt.

In der Regel werden in Italiens Gaststätten Nudelgerichte aus bis zu 150 Gramm Pasta zubereitet. Als Vorspeise versteht sich. Der Minister propagiert jetzt Höchstmengen von maximal 90 Gramm für Teigwaren. Das gleiche gilt für das traditionelle Risotto, also den Reis. Das „filetto“, das Kalbs-, Schweine- oder Rinderfilet, darf nach des Ministers Vorstellungen nicht mehr als 120 Gramm wiegen, wenn es auf dem Teller landet.

Die Gaststätten, die sich an dem von Sirchia angeregten Projekt beteiligen, servieren nur noch Gerichte, die die vom Ministerium vorgeschlagenen Gewichtsmengen einhalten. Diese Lokale verpflichten sich darüber hinaus, nur Produkte aus biologischem Anbau zu benutzen und den Salz- sowie Zuckergehalt ihrer Zubereitungen radikal zu verringern. Sie müssen ebenfalls dafür Sorge tragen, dass ihre Speisekarten jede einzelne Zutat eines Gerichts genau angeben, so dass sich der Gast ein exaktes Bild von dem machen kann, was ihm serviert wird. Frei nach dem Motto: Man ist, was man isst.

Gaststätten, die sich schriftlich dazu verpflichten, sich an diese Regeln zu halten, bekommen vom Ministerium ein blaufarbenes Gütesiegel, das am Eingang der Lokale gut sichtbar angebracht werden kann.

Thomas Migge[Rom]

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