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Panorama: Gauner im Bundestag

Dreister Betrug mit Paketen aufgedeckt.

Berlin - In der Poststelle des Bundestages setzte ein leitender Angestellter dreist auf Selbstbedienung – und flog erst fünf Jahre später auf: Ein Oberamtsleiter und ein Postbote steckten sich Ermittlungen zufolge mehr als 770 000 Euro vom Konto des Bundestages in die eigene Tasche. Jetzt hat die Berliner Staatsanwaltschaft Anklage wegen Betruges und Untreue erhoben. Demnach lief der Schwindel über fingierte Postsendungen, die sich der damalige Leiter der Bundestagspoststelle selbst ins Haus geschickt hatte.

Regelmäßig brachte der 44-jährige Postbote ab März 2007 Pakete, die an Klaus B. adressiert waren. Stets war die angeblich gelieferte Ware per Nachnahme zu bezahlen. Oberamtsleiter B. habe die „Postcard“ eingesetzt, die ihm als Person des Vertrauens für Dienstzwecke zur Verfügung stand. Doch bei den Sendungen handelte es sich um Luftnummern, für die er zwischen 1500 und 3000 Euro vom Staatskonto abzockte. Die Frequenz steigerte sich laut Anklage. Der Beamte habe sich zuletzt auch keine Päckchen mehr geschickt, sondern Blankobelege ausgestellt, die sein Komplize dann mit den jeweiligen Summen ausfüllte. Die Ermittler gehen von 246 Taten aus.

Täglich gehen in der Bundestagspoststelle tonnenweise Pakete und Briefe ein. Das kriminelle Duo hoffte vermutlich, dass die Gaunerei in dem Riesenbetrieb untergehen würde. Doch nach einer internen Untersuchung klickten im Februar 2012 die Handschellen. Bei dem Postboten wurden satt gefüllte Konten entdeckt: Er soll von der Beute 370 000 Euro bekommen und angelegt haben. Im Falle des Beamten, der 400 000 Euro kassiert haben soll, wird von einem „aufwendigen Lebensstil“ ausgegangen. Angaben zufolge gaben die Männer die Vorwürfe im Wesentlichen zu. Der Postbote wurde im März von weiterer Untersuchungshaft verschont, der Beamte im Juni. Einen Prozesstermin gibt es noch nicht. K.G.

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