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Geheimnisse im Wert von 35000 Dollar: Spion Ronald Pelton nach 30 Jahren aus US-Haft entlassen

Nach 30 Jahren haben die USA den früheren Spion Ronald Pelton freigelassen. Er arbeitete für gerade einmal 35.000 Dollar

Er gab alles, um nur nicht entdeckt zu werden. Ronald Pelton verriet den Sowjets in den 80er Jahren ganz genau, wo und wie sie von den Amerikanern beobachtet wurden. Doch niemals nutzte er dafür ein Stück Papier oder eine Datei. Pelton transportierte alles allein in seinem Kopf. Es heißt, er habe ein fotografisches Gedächtnis. Erwischt wurde er trotzdem.

Zwar gab es wegen der geschickten Vorgehensweise des Mannes keine Beweise für den Geheimnisverrat. Aber Pelton gestand – und wurde am 17. Dezember 1986 wegen Spionage zu dreimal lebenslänglich plus zehn Jahren Haft verurteilt. Nun, knapp 30 Jahre später, haben die Amerikaner ihn freigelassen, kurz nach seinem 74. Geburtstag. Wer weiß, wie Peltons Leben verlaufen wäre, wenn seine geheimen Tätigkeiten geheim geblieben wären. Denn auf die Schliche kamen ihm die USA nur, weil ein früherer Kollege, der ebenfalls für die Sowjetunion spioniert hatte, ihn verriet. Der berichtete von einem rothaarigen Spion, der beim US-Geheimdienst NSA als Analyst arbeite. Also prüfte man alle NSA-Mitarbeiter auf ihre Haarfarbe. Es gab einige Rothaarige, unter anderem auch einen gewissen Ronald Pelton.

In einem Telefonat mit der russischen Botschaft, das Jahre zuvor abgehört worden war, konnte man schließlich seine Stimme identifizieren Das reichte zunächst für die Festnahme, die etwa zur gleichen Zeit erfolgte wie die eines anderen bekannten Spions: Jonathan Pollard hatte jahrelang für Israel spioniert und wurde vergangene Woche nach 30 Jahren Haft ebenfalls entlassen. Während der Fall Pollard die Beziehungen zwischen den USA und Israel dauerhaft erschwerte, war die Geschichte um Pelton eher die einer persönlichen Tragödie. Über den Geheimdienst der US Air Force war er zur NSA gekommen.

Dort lernte er Russisch und überwachte die Kommunikation der Sowjets. 1965 wechselte er ganz zur NSA und blieb 14 Jahre lange für den Geheimdienst aktiv. Seine Einheit, die sogenannte „A-Gruppe“, war für die Überwachung Osteuropas und der Sowjetunion zuständig. Pelton hatte den alten Berichten zufolge Zugang zur höchsten Geheimhaltungsstufe. Offenbar hatte er aber auch erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. Nachdem er die NSA verlassen hatte, rief er Berichten zufolge in der sowjetischen Botschaft an und diente sich an. Wohl in der Hoffnung, mehr zu verdienen als bisher.

Die Sowjets ließen sich auf den Deal Informationen gegen Geld nur zu gerne ein. Aber auch die USA wussten davon: Das FBI hatte den Anruf Peltons bei der sowjetischen Botschaft 1980 mitgeschnitten. Die Agenten waren aber nicht in der Lage, die Identität des Spions herauszufinden. Erst 15 Jahre später konnte man den Anruf Pelton zuordnen. Selbst als dieser in persona in die Botschaft marschierte, wurde er nicht enttarnt. Pelton gab den Sowjets empfindliche Geheimnisse preis. So verriet er ihnen die Operation „Ivy Bells“. Demnach war ein amerikanisches U-Boot in der Lage, Untersee-Kommunikationskabel in sowjetischen Gewässern anzuzapfen.

Pelton informierte seine Auftraggeber auch über die Abhörkapazitäten der US-Botschaft in Moskau und die Reichweiten der Satelliten-gestützten Überwachung. Reich wurde Pelton trotzdem nicht. Für die ganzen fünf Jahre seiner Tätigkeit sollen ihm die Sowjets gerade einmal 35000 Dollar gezahlt haben.

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